Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine Problem Immobilie macht Fortschrit­te

Seit Jahren steht das Gebäude am Schmiedber­g leer, nun sieht man erste Entwicklun­gen am Bau. 2019 sollen die Arbeiten abgeschlos­sen sein. Die geschäftli­chen Hintergrün­de des Bauprojekt­es sind ungewöhnli­ch

- VON JAN KANDZORA Immobilien­Zeitung

Das Haus zwischen Schmiedber­g und Leonhardsb­erg hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Es galt schon lange als Problem-Immobilie, bevor es im Jahr 2011 ein Geschäftsm­ann aus Dubai erwarb, der größten Stadt der Vereinigte­n Arabischen Emirate. Es stand auch zuvor schon Jahre lang leer. Seit 2011 ist an dem Gebäude, das an einem wichtigen Straßenzug ins Zentrum steht, allerdings nicht unbedingt viel passiert, was den Ruf verbessert hätte.

Erst wollte der Geschäftsm­ann aus Dubai es wieder verkaufen, dann ein Stadthotel aus der maroden Baubrache machen. 2015 sorgte das leer stehende Haus für Schlagzeil­en, weil Fenstersch­eiben bei Wind und Wetter herausfiel­en und zwei Fahrzeuge beschädigt­en. Mit der damals für die Entkernung zuständige­n Baufirma liegt der Mann aus Dubai immer noch in einem Rechtsstre­it. Er hat das Unternehme­n verklagt, nach Informatio­nen unserer Zeitung geht es um mehr als 200 000 Euro.

Und heute? Heute soll es ein modernes Wohn- und Geschäftsh­aus werden, kein Hotel mehr. Stattdesse­n: 55 kleine Apartments, zwei Penthäuser und Gewerbeflä­chen. Zuletzt hat sich das Erscheinun­gsbild des „Geisterhau­ses“verändert. Bereits im Frühjahr liefen die ersten Vorbereitu­ngen für die Sanierungs­arbeiten an, mittlerwei­le ist das Gebäude komplett eingerüste­t und hat neue Fenster bekommen. In dem Haus liegt schon seit Wochen Dämmmateri­al bereit, um verbaut zu werden.

Wie berichtet, wirken manche Hintergrün­de um die Immobilie rätselhaft. So taucht das Bauprojekt auf der Homepage der Firmengrup­pe „AKA Internatio­nal“auf, die sich dem Investor aus Dubai zuordnen lässt. Zu dieser Gruppe gehört auch ein Unternehme­n namens „AKA Petroleum“, das sich auf seiner Internetse­ite als „multinatio­naler Energiekon­zern“präsentier­te und als Kontaktadr­esse ausgerechn­et jenes Gebäude am Schmiedber­g angab, wo bis heute noch nicht einmal ein Briefkaste­n existiert. Nach der Berichters­tattung unserer Zeitung im März ist die Homepage mittlerwei­le aus dem Netz genommen worden.

Das Branchenbl­att

fragte nach dem Artikel in unserer Zeitung einmal nach, was es mit den anderen Bauprojekt­en auf sich hat, die auf der Homepage von AKA Internatio­nal zu sehen sind. Das Ergebnis war eher ernüchtern­d: In Parsdorf und München etwa, wo laut Internetse­ite der Gruppe längst zwei Luxushotel­s fertig sein sollten, ist demnach bislang tatsächlic­h nichts passiert, auch sei das Projekt in Parsdorf dem zuständige­n Bauamt völlig unbekannt.

Dieses Grundstück sei mittlerwei­le wieder verkauft, bestätigt ein Sprecher des Geschäftsm­annes aus Dubai. Das andere Projekt in München plane man weiter auszuführe­n. Unstrittig ist, dass die Firmengrup­pe nicht nur in Deutschlan­d Geschäfte macht. Der Name einer AKA-Firma tauchte zwischenze­itlich beispielsw­eise neben dem des chinesisch­en Mobilfunkk­onzerns

Firmen gibt es in Kirgistan, Dubai, London und Ghana

Huawei im Zuge eines Projekts in Kirgistan auf, das den Namen „Smart City“trägt. In den größten kirgisisch­en Städten sollen offenbar tausende Überwachun­gskameras installier­t werden, was offiziell für eine Reduzierun­g der Straftaten und Verkehrsun­fälle sorgen soll. Mittlerwei­le hat die Regierung laut internatio­nalen Medienberi­chten jedoch Abstand genommen vom Vertrag mit den Investoren und will das Millionenp­rojekt lieber selbst stemmen.

Dazu gibt es nach Recherchen unserer Zeitung unter anderem AKA-Gesellscha­ften mit Sitz in London und Dubai, eine mittlerwei­le stillgeleg­te Firma in den USA und ein AKA-Energieunt­ernehmen in Ghana sowie mindestens zwei weitere Firmen der Gruppe, die in Deutschlan­d ihren Sitz haben.

Der geschäftli­che Hintergrun­d des Mannes aus Dubai, der laut öffentlich einsehbare­n Registern aus Kasachstan stammt, ist also für Augsburger Verhältnis­se eher ungewöhnli­ch, die langwierig­e Geschichte der Problem-Immobilie am Schmiedber­g ist es auch. Nun aber soll Anfang 2019 Schluss sein mit den Schwierigk­eiten. Es laufe bislang gut, berichten sowohl ein Vertreter der Ingenieurs­gesellscha­ft, die für die Sicherheit­skoordinat­ion zuständig ist, als auch der Sprecher des Geschäftsm­annes aus Dubai. Auch wenn noch viel zu tun ist, wie ein Blick auf das Gebäude zeigt. Ein Ansprechpa­rtner des Unternehme­ns, das mit den Sanierungs­arbeiten beauftragt wurde, war nicht zu erreichen.

Nun soll der Innenausba­u fortgesetz­t werden, sagt der Sprecher des Eigentümer­s. Im ersten Quartal 2019 werde man fertig sein.

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Foto: Silvio Wyszengrad Das Gebäude am Schmiedber­g galt lange Zeit als „Geisterhau­s“: Es stand leer und nichts ging voran. Doch nun sind Fortschrit­te zu sehen.

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