Augsburger Allgemeine (Land West)
Kein Fördergeld: Hochschule protestiert
Beim neuen Ausbauprogramm des Freistaates geht die Hochschule Augsburg leer aus. Das sorgt für massive Kritik. Bringt ein neuer Vorstoß in München Erfolg?
Der Freistaat treibt den Hochschulausbau in allen Regionen voran. Doch für die Hochschule Augsburg fließt kein Euro aus dem neuen millionenschweren Förderprogramm, das vom Ministerrat kürzlich beschlossen wurde. Diese Entscheidung sorgte zunächst für einen regelrechten Schock an der Hochschule. Nun formieren sich Kritiker, angefangen bei der Studentenvertretung bis hin zum Hochschulrat. Sie protestieren gegen den Beschluss und kündigen Aktionen an. „Wir wollen eine Erklärung der Staatsregierung“, sagt Hochschulratsvorsitzender Roland Kreitmeier.
Das neue Förderprogramm beinhaltet Investitionen von rund 590 Millionen Euro. In den kommenden Jahren sollen damit rund 9400 neue Studienplätze und etwa 300 neue Stellen in Bayern geschaffen werden, außerdem neue Studiengänge, etwa in den Bereichen Cyber-Security und Künstliche Intelligenz.
Laut Ministerpräsident Markus Söder sollen mit einem massiven Ausbau von Wissenschaft und Forschung in Bayern neue Arbeitsplätze und Zukunftschancen in allen Regionen entstehen. Die Gelder werden an viele Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften fließen.
Die Hochschule Augsburg ist eine der wenigen, die überhaupt keine Mittel aus dem Ausbauprogramm bekommen. Das sei nicht nachvollziehbar, sagt Hochschulratsvorsitzender Kreitmeier. Man sei in Augsburg in vielen Studienfächern und Forschungsbereichen sehr erfolgreich unterwegs und bilde eine Vielzahl von Nachwuchskräften für die heimische Wirtschaft aus. Gerade deshalb gebe es einen Bedarf an Ausbaumitteln.
ein Beispiel nennt Kreitmeier den neuen Studiengang „Soziale Arbeit“, der im Herbst startet. Die Hochschule Augsburg hat beim Freistaat eineinhalb Jahre lang um die Genehmigung kämpfen müssen. Die beantragten Fördermittel für das neue Angebot gab es nicht. Dagegen habe das Kabinett nun – nur wenige Monate später – beschlossen, hohe Zuschüsse aus dem Ausbauprogramm an andere Standorte auszuschütten, kritisiert Kreitmeier. Entgegen tendenziell rückläufig prognostizierter Bewerberzahlen an bayerischen Hochschulen solle es knapp 10 000 zusätzliche Studienplätze geben.
Nicht nur im Augsburger Hochschulrat kann man das Vorgehen der Staatsregierung nicht nachvollziehen. Auch Studenten sind sauer und fordern Erklärungen. Studenten- vertreter Benjamin Wenzel sagt, „ich finde es positiv, wenn in Bildung investiert wird, aber es ist schade, dass die Hochschule Augsburg beim Ausbauprogramm übergangen wird.“Der Sprecherrat der Studentenvertretung wird noch deutlicher. Dort kritisiert man, das Auswahlverfahren des Freistaats sei „absolut intransparent“gelaufen. Einige große bayerische Hochschulen, darunter Augsburg, würden ohne vertretbare Argumente ausgegrenzt. „Studierende dürfen nicht unter einer solchen Art der Investitionspolitik leiden“, so die Studentenvertreter. In Augsburg sei der Ansturm von Studienbewerbern nach wie vor sehr hoch. Aus Kapazitätsgründen könne die Hochschule viele Interessenten nicht zum Studium zulassen.
Das bayerische WissenschaftsmiAls nisterium äußert sich bislang nicht zur Kritik. Auf eine Anfrage unserer Zeitung gab es bis Freitag keine Stellungnahme. Und was sagt Hochschulpräsident Gordon Thomas Rohrmair nach dem Kabinettsbeschluss? Die Stimmung auf dem Campus sei momentan durchwachsen. „Bei Wettbewerben fahren wir top Ergebnisse und Platzierungen ein. Bei politischen Entscheidungen stehen wir aktuell außen vor. Aber wir lassen uns von dem Beschluss natürlich nicht unterkriegen.“
Nicht nur übergreifende Gremien wie die studentische Vertretung und der Hochschulrat beschäftigen sich mit dem Beschluss des Ministerrats. Sie schreiben offene Briefe und stellen Anfragen in München, wie das bayernweite Konzept aussieht, das hinter diesem Beschluss steht. Auch die Hochschule plant einen Vorstoß, um doch noch Ausbaumittel zu bekommen. Rohrmair nennt die Gründe: Auf die 30 Studienplätze des Studiengangs „Soziale Arbeit“haben sich über 1500 Studierende beworben. Damit ist die Nachfrage weitaus größer als das Angebot. „Wir möchten, dass die Zugelassenen hier im Wintersemester einen Raketenstart hinlegen. Sie sollen so gute Studienbedingungen vorfinden wie bei unseren im CHE-Ranking bundesweit hervorragend bewerteten etablierten Studiengängen.“
Die Hochschule habe zudem ein bedarfsgerechtes Konzept „Soziales und Gesundheit“erarbeitet, das den Ausbau des Studiengangs Soziale Arbeit erlaube – auch im Hinblick auf das neue Universitätsklinikum. Das Konzept orientiere sich an dem fehlenden Bedarf an Fachkräften im sozialen Bereich in der Region. „Wir werden dieses Konzept in der kommenden Woche in der Staatskanzlei einreichen“, kündigt der Hochschulpräsident an.