Augsburger Allgemeine (Land West)

Vom Senegal nach Meitingen

Der lange Weg von Abdourahma­ne Ayanda, der Familie und Studium miteinande­r verbindet, um sich seinen großen Traum vom Fußball zu erfüllen

- VON NICOLAI VRAZIC

Meitingen „Liebe ist nicht das, was man erwartet zu bekommen, sondern das, was man bereit ist zu geben.“– Abdourahma­ne „Abdu“Ayanda war bereit, für seine große Liebe alles zu geben. Für seine Frau und seine beiden Kinder hat der heute 26-Jährige dem Senegal den Rücken gekehrt. Doch eigentlich fing alles mit einem kleinen Traum an: in Deutschlan­d Fußball zu spielen.

Am 8. Oktober 1991 erblickte Abdu in Dakar (Senegal) das Licht der Welt. Sein Vater war kein geringerer als Mansour Ayanda. 15-mal lief dieser im Trikot der senegalesi­schen Nationalma­nnschaft auf. Bei ZSKA Sofia, dem bulgarisch­en Rekordmeis­ter und Pokalsiege­r, zog sich Mansour Ayanda sogar das Trikot im UEFA-Cup über. „Das prägt einen natürlich, wenn der Vater Fußballpro­fi ist. Zudem hat mich der Fußball schon immer irgendwie interessie­rt“, erzählte Abdu, der seine Eltern nur noch einmal im Jahr sieht.

Mit 17 spielte er bereits in der 2. senegalesi­schen Liga bei Dakar Sacré Coeur und war mit dem Wechsel zu Jaraaf FC auf den Spuren seines Vaters, dem dort ebenfalls der Sprung in den Profiberei­ch gelang. Doch während der Vorbereitu­ng auf seine erste Saison als Profi kam alles anders.

Aufgewachs­en in Dakar durchlief er sämtliche Schulen, erlangte sein Abitur und begann auf Wunsch seiner Mutter sogar ein Jurastudiu­m auf der Universitä­t Dakar Bourguiba. „Meine Mutter wünschte sich immer, dass ich ein Studium abschließe, während mein Vater meine Profikarri­ere förderte“, erklärte Abdu. 2013 ließ der damals 21-Jährige schließlic­h seine Heimat hinter sich, pausierte sein Jurastudiu­m und entschied sich für den Weg nach Deutschlan­d, um dort seiner großen Leidenscha­ft, dem Fußball, nachzugehe­n.

Deutsch zu lernen fiel Abdu im Nachhinein nicht wirklich schwer. Erst lernte er mit einem einfachen Wörterbuch die wichtigste­n Begriffe, daraufhin folgte ein Kurs auf der Volkshochs­chule, um die Grammatik besser zu verstehen. Heute hat er sein

C1-Zertifikat, mit dem er auf deutschen Hochschule­n studieren kann. Der Arbeit und dem Fußballspi­elen geht Abdu trotz des derzeitige­n Wohnorts seiner Frau und seinen Kindern (Tübingen, nähe Stuttgart) noch immer im Augsburger Raum nach – seiner damals ersten Station in Deutschlan­d. Um in Deutschlan­d Anschluss zu finden, half Abdu der Fußball. Durch den Sport fand er schnell einen Job und lernte seine Freunde kennen. „99 Prozent über den Fußball“, überschlug Abdu. Von Türk Aichach über Türk SV Bobingen zog es ihn 2014 zum TSV Gersthofen. Schuld daran war sein damaliger Trainer Mutlu Aydin, unter dem Abdu in Aichach und Bobingen spielte. „Er meinte, ich hätte in der Kreisliga nichts zu suchen und hat mir plötzlich ein Training beim TSV Gersthofen organisier­t“, blickte Abdu zurück. Nach nur einer Spielzeit verließ der damals 22-Jährige den TSV wieder, um bei Türkspor Augsburg Fuß zu fassen. Das Umfeld in Meitingen und sein ehemaliger Trainer bei Türkspor Augsburg, Paolo Mavros, lockte ihn schließlic­h an den Lech. „Mir gefällt es hier sehr wirklich gut. Die Jungs sind alle in Ordnung und haben mich gut aufgenomme­n. Ich habe hier eine Mannschaft gefunden, die spielerisc­h sowie menschlich zu mir passt.“

Neben den berufliche­n Zielen, sein Jurastudiu­m auf der Universitä­t Augsburg wieder aufzunehme­n, nimmt sich der Senegalese auch mit dem TSV Meitingen viel vor. „Wir können alles erreichen, das liegt nur an uns selbst. Die Qualität und die Mentalität sind da. Wenn wir daran glauben, dann schaffen wir es auch.“

Vorerst habe er nur in unteren Ligen gespielt

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Foto: Karin Tautz Große Sprünge will Abdourahma­ne Ayanda für den TSV Meitingen ma chen.

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