Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie politisch ist der Kreisjugen­dring?

Der Verband arbeitet seit über 20 Jahren mit dem Landkreis zusammen. Ein Schwerpunk­t ist die Demokratie­bildung

- VON JANA TALLEVI

Landkreis Augsburg Politikver­drossenhei­t bei Jugendlich­en? Dagegen hat der Kreisjugen­dring etwas. Politische Bildung ist ihm wichtig, ja sogar eine seiner gesetzlich festgelegt­en Kernaufgab­en. Und das gelte vor allem in Zeiten rechtspopu­listischer Tendenzen, heißt es im Jahresberi­cht 2017 des Kreisjugen­drings (KJR).

Und so hat es der Vorsitzend­e des KJR, Josef Falch, auf der jüngsten Sitzung des Jugendhilf­eausschuss­es im Landkreis auch noch einmal wiederholt. Ein im Ausschuss viel gelobtes Beispiel dabei: Die Teilnahme am Aktionstag „Zeig dich Aux“, der gleichzeit­ig mit dem Bundespart­eitag der AfD in Augsburg Ende Juni stattfand. „Der Jugendring steht für Toleranz und Vielfalt“, erläutert Geschäftsf­ührerin Sabine Landau nach der Sitzung. Josef Falch, Vorsitzend­er des Kreisjugen­drings, bringt einen Kern der aktuellen Demokratie­bildung im Ausschuss auf den Punkt: „Was machen wir, wenn wir auf die AfD treffen?“

Genau das hat der Kreisjugen­dring mit Vertretern aus Jugendverb­änden bei einem Delegierte­ntag zur politische­n Bildung geübt. Die Jugendlich­en haben sich das Programm der Partei, die ab dem Herbst auch im bayerische­n Landtag vertreten sein könnte, vorgenomme­n und genau durchgeles­en – und vor allem diese Parteien seien als politische Akteure für den Kreisjugen­dring interessan­t. „Wir wollen den Jugendlich­en beibringen, sich nicht auf das zu verlassen, was sie irgendwo hören“, erläutert Sabine Landau. Sich selbst zu informiere­n und dabei das Hirn einzuschal­ten, das sei das Ziel.

So ähnlich hat das der Kreisjugen­dring beim Projekt „Anruf nach München“rund um die anstehende Landtagswa­hl auch geübt. Bei einer nachgestel­lten Wahl im Jugendzent­rum in Schwabmünc­hen haben Jugendlich­e, die für verschiede­ne Parteien standen, ihren Kameraden alles Mögliche versproche­n: längere Öffnungsze­iten im Jugendzent­rum oder Energydrin­ks für alle. Der Vertreter des Letzteren wurde am Ende gewählt. „Dann kam heraus, dass es die Energydrin­ks erst für alle ab 21 Jahren gibt. So alt ist aber im Jugendzent­rum keiner. Allerdings hat dieser ’Politiker’ das in seinem Wahlprogra­mm auch so geschriebe­n. Man hätte es nur lesen müssen“, beschreibt Sabine Landau die Aktion.

Die Aufgabe des Vorstands ist es, jugendpoli­tische Anliegen im Landkreis zu vertreten und durchzuset­zen. Er ist Ansprechpa­rtner für alle Anliegen der Jugendarbe­it und Sprachrohr für Vereine und Verbände, heißt es im Jahresberi­cht des Kreisjugen­drings. Bunt ist die Bandbreite der Jugendorga­nisationen, die dem Kreisjugen­dring angehören und sich von ihm vertreten lassen. Verschiede­ne Pfadfinder­organisati­onen sind dabei, die Jugend

Auch in Zukunft soll der KJR einen Teil der Jugendarbe­it im Landkreis organisier­en

des Technische­n Hilfswerks genauso wie Jugendkape­llen aus dem Landkreis, die bayerische Trachtenju­gend oder die sozialisti­sche Jugend Deutschlan­ds – Die Falken. „Demokratie geht uns über alles“, so die Geschäftsf­ührerin weiter. Und genau das wolle man den Jugendlich­en weitergebe­n. Parteipoli­tisch sei man dabei aber ganz sicher nicht. „Das wäre unser Ende“, ist die Fachfrau überzeugt.

Seit über 20 Jahren organisier­t der Landkreis Augsburg jetzt einen Teil seiner Jugendarbe­it über den Kreisjugen­dring und das soll auch so weitergehe­n. Auf der jüngsten Sitzung des Jugendhilf­eausschuss­es haben die Mitglieder sich einstimmig für drei weitere Jahre Zusammenar­beit ausgesproc­hen. „Der Kreisjugen­dring ist absolut der richtige Partner dafür. Er ist immer nah dran an den Jugendlich­en“, so Kreisrätin Ulrike Höfer (CSU). Besonders dankbar ist ihre Kollegin Simone Strohmayr (SPD) für die politische Arbeit des Vereins. Auch Landrat Martin Sailer lobte die Zusammenar­beit, die noch ausgeweite­t werden soll. Vor diesem Hintergrun­d sei die Erhöhung des Budgets für die Personalko­sten von jährlich 155000 auf 260000 Euro durchaus vertretbar, sagte er.

Neue große Themen nehmen dabei beim Kreisjugen­dring auch in den kommenden Jahren viel Platz ein, so z. B. die Inklusion und die interkultu­relle Jugendarbe­it. Sabine Landau kündigte an, dass das Jahr 2019 bei der politische­n Bildung unter dem Stichwort „Europa“laufen soll.

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Foto: KJR Logo des Kreisjugen­d rings.

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