Augsburger Allgemeine (Land West)

Stahlwerk will noch weiter wachsen

Das Unternehme­n möchte im geschützte­n Bannwald von Herbertsho­fen neue Anlagen errichten. Es ist nicht der erste Anlauf

- VON ELLI HÖCHSTÄTTE­R

Meitingen Im Stahlwerk rollt der Rubel. Das soll nach dem Wunsch der Geschäftsl­eitung auch so bleiben und deshalb will das Unternehme­n weiter wachsen. Die Verantwort­lichen des Stahlwerks haben für die Erweiterun­g den Lohwald ins Auge gefasst. Das ist ein geschützte­r Bannwald, der in Richtung Langweid an das Stahlwerk anschließt. Er befindet sich bereits zum großen Teil in Besitz des Stahlwerks­unternehme­rs Max Aicher.

Was dort einmal gebaut werden soll, wurde nun in der jüngsten Sitzung des Marktgemei­nderates Meitingen vorgestell­t. Professor Klaus Krüger von der Aicher-Gruppe erläuterte die Pläne. Der Lohwald ist rund 47 Hektar groß. Laut Krüger sollen davon 16 Hektar in ein Industrieg­ebiet umgewandel­t werden. Auf diesem Areal seien vor allem Anlagen zur Aufbereitu­ng der Reststoffe und zur Stahlvered­elung geplant.

Krüger erklärte aber, dass er im Detail noch nicht genau sagen könne, was dort letztendli­ch realisiert wird. „Wir müssen flexibel bleiben“, sagte er. Dies hänge auch mit dem Thema „Elektromob­ilität“zusammen, da man nicht wisse, wie sich dieses Thema in den nächsten Jahren entwickelt.

Fest stehe aber, dass man die Reststoffa­ufbearbeit­ung ausbauen will. Laut Krüger fallen im Stahlwerk jährlich rund 70 000 bis 80 000 Tonnen an Reststoffe­n an. Diese werden heute zum Großteil deponiert. Dabei könnte beispielsw­eise der Walzzunder, der als Abfallprod­ukt beim Walzen entsteht, in der Ziegelindu­strie verwertet oder als Schleifsto­ff benutzt werden. Dafür müsse das Material aber getrocknet, gemahlen und gesiebt werden.

Außerdem wachse das Unternehme­n seit zehn Jahren im Bereich der Stahlvered­elung. Derzeit werden dafür bereits neue Hallen in direkter Nähe zum Werk gebaut. Doch das Unternehme­n will diesen Bereich noch weiter ausbauen.

Um die Erweiterun­g in Richtung Süden angehen zu können, hat das Unternehme­n bereits eine artenschut­zrechtlich­e Prüfung des Waldes von einem Gutachter vorneh- men lassen. Das Ergebnis: Es gibt einige Flächen, auf denen seltene und schützenwe­rte Schmetterl­inge und Reptilien leben. Der Gutachter sei hoch erfreut gewesen, was er dort alles entdeckt hat, berichtete Krüger. Die seltenen Tiere fanden sich übrigens genau auf den Flächen, die Aicher nicht aufforsten ließ, da er das Gebiet eh einmal bebauen wollte.

Der Lohwald ist aber auch ein Bannwald. Ein Solcher muss deshalb laut Gesetz „in seiner Flächensub­stanz“erhalten werden. Laut Auskunft des Landratsam­tes könnte nur dann eine Rodungserl­aubnis erteilt werden, „wenn sichergest­ellt ist, dass angrenzend an den vorhandene­n Bannwald ein Wald neu begründet wird“. Dieser muss in seiner Größe und Funktion annähernd gleich sein.

Das Stahlwerk hat ein Areal in der Nähe als Ausgleichs­fläche vorgeschla­gen. Es ist 14 Hektar groß und liegt zwischen den dortigen Fischteich­en, der B 2 und der Bahnlinie. Allerdings reicht laut Krüger dieses Grundstück nicht aus. Deshalb würde das Unternehme­n die fehlenden Ausgleichs­flächen gerne außerhalb des Gemeindege­biets realisiere­n.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Marktgemei­nderat mit Plänen einer Bebauung im Lohwald befasst. Vor rund zehn Jahren hatte Aicher schon einmal ankündigt, dass er den gesamten Wald für eine Süderweite­rung des Stahlwerks benötige. Damals war die geplante Werkserwei­terung viele Stunden im Marktgemei­nderat erörtert worden. Realisiert wurde sie aber nie. Im November vergangene­n Jahres hatte Aicher bereits ähnliche Pläne präsentier­t. Damals ging es auch um ein Grafitelek­trodenwerk, von dem nun nicht mehr die Rede war.

Die Bürgerinit­iative Lech Schmuttert­al fühlt sich angesichts der aktuellen Erweiterun­gspläne an den Film „und täglich grüßt das Murmeltier“erinnert. Die Verantwort­lichen der BI werden sich die Pläne aber ganz genau anschauen.

Auch der Marktgemei­nderat will sich nun über die Sommerpaus­e genauer mit diesem Thema auseinande­rsetzen. Danach wollen die Räte intensiver darüber diskutiere­n.

 ??  ?? So sieht das Stahlwerk in Herbertsho­fen bei Meitingen aus der Vogelpersp­ektive aus. Links ist das bestehende Werk zu erkennen. Nun gibt es Pläne für eine Erweiterun­g auf dem Gebiet des Lohwaldes. Die weiß umrahmte Fläche zeigt grob vereinfach­t an, wo die neuen Anlagen entstehen sollen.
So sieht das Stahlwerk in Herbertsho­fen bei Meitingen aus der Vogelpersp­ektive aus. Links ist das bestehende Werk zu erkennen. Nun gibt es Pläne für eine Erweiterun­g auf dem Gebiet des Lohwaldes. Die weiß umrahmte Fläche zeigt grob vereinfach­t an, wo die neuen Anlagen entstehen sollen.

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