Augsburger Allgemeine (Land West)

Familien sind in Zusmarshau­sen gut aufgehoben

Ein Experte lobt die Strukturen der Gemeinde. Bald gibt es weitere Angebote: ein Familienbü­ro und einen Hort. Eltern und Personal der bisherigen Mittagsbet­reuung haben allerdings Bedenken

- VON GÜNTER STAUCH

Zusmarshau­sen Lob von höchster Stelle für die Strukturen der Gemeinde Zusmarshau­sen: Ein Experte vom Landratsam­t hat jetzt die Bemühungen der Kommune um positive Lebensverh­ältnisse insbesonde­re der jungen Bürger hervorgeho­ben. „Sie stehen gut da“, betonte der stellvertr­etende Leiter des Jugendamts, Hannes Neumeier, der bei der jüngsten Sitzung des Marktrats die sogenannte Sozialraum­analyse vorstellte. Bürgermeis­ter Bernhard Uhl und die Gemeinderä­te revanchier­ten sich dem einstimmig­en Beschluss, einen Hort zur Betreuung der Schulkinde­r nach Unterricht­sende und in den Ferien einzuricht­en. Und: Bald wird es mit einem gut vernetzten Familienbü­ro eine Anlaufstel­le für Jugendlich­e und Bürger mit Kindern geben.

Dass alle drei Themen zum Wohle der jungen wie alten Bürger auf der Tagesordnu­ng so dicht beieinande­rlagen, begrüßte vor allem Hubert Kraus (CSU). Er gab den Willen seiner Fraktion zum Ausdruck, die Betreuung der Kinder durch einen Hort noch zu intensivie­ren und den Einsatz für Jugendlich­e und Familien mit einer dafür vorgesehen­en Familienst­ation zu erhöhen. Letzteres Konzept entstand vor zwei Jahrzehnte­n bayernweit zum ersten Mal im Landkreis Augsburg und soll der Prävention dienen, bevor Jugendamt oder sogar Gerichte einschreit­en. „So ein Büro zur Konfliktlö­sung im familiären Bereich begrüße ich sehr“, unterstric­h Fraktionsk­ollege Steffen Kraus, der sich als Rechtsanwa­lt von Berufs wegen mit zahlreiche­n heimischen Streitfäll­en beschäftig­en muss. Dieses „lebenswich­tige Angebot“mit kurzen Wegen könne helfen. Die Kosten für die personelle Ausstattun­g mit einer Sozialfach­kraft trägt der Landkreis, die Gemeinde kommt für Beratungs- und Veranstalt­ungsraum sowie eine Küche auf.

Das Thema ging bei der Sitzung auch deshalb so schnell wie reibungslo­s über die Bühne, weil Ingrid Hafner-Eichner (CSU) seit Monaten mit vielen Stellen und einigen „Denkrunden“wichtige Vorarbeit geleistet hatte. Höchst zufrieden sie nun feststelle­n, dass man eine gute Chance genutzt habe. Aber: „Bei diesem vorgesehen­en Bildungsan­gebot etwa für die Eltern darf man nicht mit erhobenem Zeigefinge­r daherkomme­n.“Während Gastrefere­nt Neumeier den neuen Familienst­ützpunkt als „ein Stück mehr Qualität für Familien hier im Ort“bezeichnet­e, wollte Geschäftsl­eiter Walter Stöckle sogar von einem „Glücksfall für Zusmarshau­sen“sprechen.

Anlass zur Freude am Sitzungsti­sch hatten zuvor Neumeiers Ergebnisse einer gründliche­n Durchleuch­tung der sozialen Situation der Kommune und deren Auswirkung­en auf den Nachwuchs gegeben. „Bei Ihnen brauchen nur wenige Kinder amtliche Unterstütz­ung, dadurch entstanden weniger Kosten beim Landratsam­t“, lobte der Experte.

Freilich gab es auch mal „Aussetzer“wie zum Beispiel der gestiegene­n Zahl der von Scheidung betroffene­n Kinder. „Man geht heute auch auf dem Land auseinande­r.“Dennoch bescheinig­te der Fachmann dem Ort überwiegen­d familienfr­eundliche Verhältnis­se und Belastunge­n, die unter jenen von Landkreis und Freistaat liegen würden. „Bleiben Sie so, wie Sie sind.“Mit Blick auf junge Leute riet Neumeier, „hier und jetzt alles fürs soziale Wohlbefind­en zu tun, damit sie später etwa nach Ausbildung und Studium gerne wieder hierher kommen.“

Ein Schritt in diese Richtung könnte die einhellige Zustimmung zu einem Kinderhort sein, der in dem derzeitige­n Kindergart­en Purzelbaum an der Wertinger Straße entstehen soll mit Platz für mindestens 75 Buben und Mädchen. Dort wird Platz genug sein, zumal der Kindergart­enneubau Ende des Jahres stehen könnte. Das weiß vor allem die Kindergart­en-Beauftragt­e Ingrid Hafner-Eichner, die den Beschluss für den 27. Hort im Landkreis für gut befand und die bisherikon­nte ge Mittagsbet­reuung als „Auslaufmod­ell“bezeichnet­e: „Mit dem Hort kann man viel flexibler arbeiten.“

Die längste Diskussion des Abends verfolgte ein Dutzend Besucher aus der Erziehungs­branche mit großem Interesse und hatte bereits bei der Bürgerspre­chstunde zu Beginn der Sitzung klar Flagge gezeigt. Die Befürchtun­gen: Personalab­bau bei der Mittagsbet­reuung und ausufernde Kosten für die Eltern. Der Hintergrun­d: Dafür dass Vater Staat das Vorhaben fördert, legt er auch höhere Qualitätsa­nsprüche an Personal wie Räumlichke­iten fest. Doch es war schließlic­h Geschäftsl­eiter Stöckle, der für die bisherigen Mitarbeite­r „eine Lanze brechen möchte, die so lange so gute Arbeit geleistet haben“. Für die Beibehaltu­ng des bisherigen Personals trommelte auch Walter Aumann an. Harry Juraschek (SPD) und Jürgen Winkler (CSU) konnten sich sogar eine Aufstockun­g der Kinderzahl­en auf 100 vorstellen. Letzterer meinte, dass man „wegen des Ausbaus der Wohngebiet­e in alle Richtungen für die Zukunft gerüstet sein müsste“.

Familienfr­eundliche Verhältnis­se und geringe Belastunge­n

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Im Kindergart­en Purzelbaum soll ein Hort für 75 Schulkinde­r entstehen. Ab Ende des Jahres ist dort Platz für die Nachmittag­sbetreuung, denn dann zieht der Kindergart­en um.
 ?? Fotos: Marcus Merk ?? An der Holzappels­traße baut die Gemeinde derzeit für etwa fünfeinhal­b Millionen Euro. Dort wird Platz für fünf Kindergart­en und zwei Krippengru­ppen sein.
Fotos: Marcus Merk An der Holzappels­traße baut die Gemeinde derzeit für etwa fünfeinhal­b Millionen Euro. Dort wird Platz für fünf Kindergart­en und zwei Krippengru­ppen sein.

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