Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie bringt Jettingen seine „Perlen“zum Strahlen?
Die Gemeinde kämpft noch immer darum, in das Förderprogramm aufgenommen zu werden. Wie der Zeitplan für das nächste halbe Jahr aussieht
Jettingen Scheppach Wird das Zentrum von Jettingen-Scheppach saniert? Und wenn ja, wann wird damit losgelegt? Fragen, die die Marktgemeinde schon seit Jahren bewegen. Ginge es nach Verwaltung und Gemeinderat, hätte der Startschuss schon längst fallen sollen. Doch der Haken an der Geschichte: Bevor die Gemeinde nicht in die staatliche Städtebauförderung aufgenommen ist, sind zumindest finanziell die Hände gebunden. Um zu beweisen, dass die Gemeinde nicht untätig ist, hat Bürgermeister Hans Reichhart in der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses einen konkreten Zeitplan vorgelegt, was im nächsten halben Jahr geplant ist. „Es ist ein sehr sportlicher Zeitplan, aber wir tun alles dafür, ihn einzuhalten, damit wir einen Schritt vorwärtsmachen“, versprach er. Die Sanierung des Ortskerns steht seit Langem ganz oben auf der Agenda. Reichhart rechnet damit, dass das Thema auch in zehn oder 15 Jahren noch nicht vom Tisch sein wird. „Das ist eine Herausforderung, die ihre Zeit braucht“, erklärte er. Dass die Gemeinde allerdings bis heute immer noch keine Zusage hat, ob sie nun in das Förderprogramm aufgenommen wird oder nicht, kann der Rathauschef nicht ganz verstehen. „Wir brauchen es, wir wollen es, wir haben von unserer Seite alles dafür getan.“Immerhin gebe es „positive Signale“. Reichhart geht davon aus, dass man in die Vollen gehen kann, sobald der Neu- und Umbau des Rathauses Ende des Jahres 2019 abgeschlossen ist. Dann gelte es vor allem, Rathaus-, Kirch- und Marktplatz sinnvoll zu gestalten und miteinander zu verbinden.
Mit dem Stadtplaner hat erst kürzlich eine Ortsbegehung stattgefunden, dabei seien Stärken und Schwächen aufgezeigt worden. Was Reichhart besonders freut: Der Planer habe versichert, dass eine „gute Substanz“vorhanden sei. Es sei aber wichtig, die Bürger bei der Gestaltung mitzunehmen. Deshalb hat die Gemeinde eine Fragebogenaktion bei den betroffenen Grundstücksund Hauseigentümern gestartet. Abgefragt wurde beispielsweise, ob sie bereit wären, versiegelte Flächen auf ihren Anwesen zu öffnen und umzugestalten, ob Modernisierungsmaßnahmen geplant sind und ob sie sich vorstellen könnten, Neuplanungen im Rahmen der Ortsentwicklung zu unterstützen. Gestern war Abgabetermin, danach werden die Bögen ausgewertet und die Gemeinde erhält ein „Stärken-Schwächen-Profil“. Im September ist laut Reichhart die Auftaktveranstaltung für eine Bürgerwerkstatt vorgesehen, im Oktober sollen dem Rat erste Ergebnisse und Ziele präsentiert werden. Diese wiederum werden an ein Bürgerforum weitergegeben, das einen Maßnahmenkatalog erstellen soll. Wenn alles nach Plan läuft, werden im Dezember die Träger öffentlicher Belange beteiligt, im Januar 2019 soll der Gemeinderat einen Beschluss fassen und das Sanierungsgebiet förmlich festgelegt werden. Innerhalb dieser sechs Monate will Reichhart der Regierung von Schwaben immer wieder Zwischenberichte zukommen lassen, „damit die Ernsthaftigkeit unserer Seite dokumentiert ist“, erklärte er.
Zweitem Bürgermeister Hermann Högel (CSU) geht das alles trotzdem zu langsam. Schließlich sei doch schon einmal ein Entwicklungskonzept erstellt worden, in seinen Augen allerdings nicht forciert genug. „Wenn es in diesem Tempo weitergeht, dann erlebe ich das ja nicht mehr“, meinte er scherzhaft. Dabei würde er es so gerne sehen, wie die Gemeinde die drei Plätze um Kirche und Rathaus – „da liegen drei Perlen“– zum Glänzen bringt. Die Bürger müssten dabei auch in die Pflicht genommen und angehalten werden, ihre Häuser herzurichten. Er schaue stets etwas neidisch auf die Kreisstadt Günzburg, die es geschafft habe, dass ausnahmslos jedes Haus im Zentrum strahle.