Augsburger Allgemeine (Land West)

„Fels in der Brandung“geht nach 40 Jahren in den Ruhestand

Langweids Rektor der Grund- und Mittelschu­le wird verabschie­det. Seine bisherige Stellvertr­eterin übernimmt die Leitung

- VON SONJA DILLER

Langweid Gern lassen sie „ihren“Rektor Michael Baur nicht in den Ruhestand gehen. Kollegen, Schüler und Wegbegleit­er des Leiters der Langweider Grund- und Mittelschu­le machten bei der Abschiedsf­eier in der Mehrzweckh­alle keinen Hehl daraus, dass sie liebend gern noch ein paar Jahre mit ihm den Schulbetri­eb gemeistert hätten. Doch die Freizeit, auf die sich der beliebte Pädagoge so sehr freut, gönnen sie ihm aus vollem Herzen. Mit Blumen der Klassenspr­echer für Baur und den ebenfalls in Pension verabschie­deten Jürgen Stowasser begann ein buntes Programm für den „Chef“, der über 40 Jahre in Langweid Schule gemacht hat.

Das Radfahren als Lieblingsh­obby des sportliche­n Pädagogen lieferte jede Menge Stoff für witzige Einlagen der Schüler und das Geschenk des Bürgermeis­ters Jürgen Gilg. Der überreicht­e Baur im Namen der Gemeinde und des Gemeindera­tes, dem der Schulleite­r zwölf Jahre lang angehört hatte, ein Radel-Outfit mit „allen Feinheiten“. Dazu gehört das Gemeindewa­ppen auf der Brust, eine Nummer 1 auf dem Rücken und eine gut gepolstert­e Radlerhose für die geplante Alpenüberq­uerung im nächsten Jahr.

Analogien zu seinem Lieblingss­portgerät sah Baurs bisherige Stellvertr­eterin und künftige Rektorin Gabriele Ott in den Qualitäten des scheidende­n Schulleite­rs. Als Lehrer gleiche er einem Lifestyle-Rad, das die Schüler begeistern konnte, das im Sportunter­richt immer eine gute Figur machte und es in erzieheris­cher Hinsicht so manchem ungeschlif­fenen Rohdiamant­en ermöglicht­e, ohne Gesichtsve­rlust wieder auf den richtigen Kurs zu finden. „Als Chef warst du ein Treckingbi­ke“, geeignet für jegliches Terrain; und als Rektor das verlässlic­he CityBike, das im Paragraphe­n-Dschungel des Schulrecht­s ein angenehmes Vorankomme­n auf befestigte­n Wegen ermöglicht­e. Nach dem Muster der Tour de France habe er mit Toleranz, Teamgeist und Engelsgedu­ld die Schulfamil­ie auch über schwierige Etappen geführt.

Mit Michael Baur verlässt eine Langweider Institutio­n den Arbeitspla­tz. Als Referendar kam er 1979 nach Langweid. Gesellscha­ftskunde und Mathematik waren seine Spezialgeb­iete. 1997 wurde er Konrektor, 2002 übernahm er den Chefsessel, der in Zeiten sich ständig verändernd­er Schullands­chaften sicher nicht immer bequem war, wie Schulrätin Elisabeth Wieland unterstric­h. Integratio­n und Inklusion, die Zusammenar­beit von Kindergart­en und Grundschul­e, der Wandel zur offenen Ganztagssc­hule aller Jahrgangss­tufen, die Hilfestell­ung für die anstehende Berufswahl der Mittelschü­ler, die Herausford­erungen von Digitalisi­erung und Datenschut­z; die Liste der Aufgaben, die Baur mit seinem Team für die Schule angepackt hat, ist lang.

Schon in seiner ersten Beurteilun­g sei Baur eine starke Erzieherpe­rsönlichke­it bescheinig­t worden, hatte Wieland recherchie­rt. Was wohl der Grund dafür ist, dass die Schüler beim amüsanten Ratespiel rund um ihren Schulleite­r neben der Tatsache, dass der groß gewachsene Mann „nicht mehr so viele Haare auf dem Kopf“und „coole Hobbys“hat, zum Fazit kamen: „Er ist toll.“

Obwohl ihm der Abschied auch schlaflose Nächte bereitet habe, sei er doch überzeugt, genau den richtigen Zeitpunkt gewählt zu haben um auf Wiedersehe­n zu sagen, freute sich Baur auf eine Zeit ohne Termine und viel Zeit für die Familie.

Für Gabriele Ott, die 16 Jahre lang seine Stellvertr­eterin war und nun seine Nachfolge antreten wird, hatte er noch einen Tipp zum Abschied. „Es muss nicht alles perfekt sein.“Möglicherw­eise sein Geheimreze­pt für die Rolle als „Fels in der Brandung“.

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Foto: Sonja Diller Michael Baur hat eine „Rententüte“für den Ruhestand bekommen. Neue Rekto rin der Grund und Mittelschu­le Lang weid ist Gabriele Ott.

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