Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie Augsburg noch mehr Touristen locken kann

Eine Expertin sieht die Unesco-Welterbe-Bewerbung als Motor, aber das allein reiche nicht

- VON KRISTINA BECK

Wasser allerorten: Wasserbau und Wasserkraf­tnutzung, Trinkwasse­rversorgun­g und Brunnenkun­st – die historisch­e Vielfalt und die Komplexitä­t des Wassermana­gement-Systems hat das Augsburger Stadtbild unnachahml­ich geprägt. Damit hat sich die Stadt um die begehrte Auszeichnu­ng als Unesco-Welterbest­ätte beworben. Ein Etappenzie­l ist bereits erreicht: Der Titel „Wasserbau und Wasserkuns­t, Trinkwasse­r und Brunnenkun­st in Augsburg“steht auf der Nominierte­nliste.

Aber was hätte Augsburg von einer Anerkennun­g als Weltkultur­erbe? Bringt eine Titulierun­g als Weltkultur­erbe einen Mehrwert für den Tourismus? Damit hat sich Julia Nieborowsk­y, Absolventi­n des Studiengan­ges Tourismus-Management an der Hochschule für angewandte Wissenscha­ften München, in ihrer Bachelorar­beit auseinande­rgesetzt. Titel: „Das touristisc­he Potenzial der Historisch­en Augsburger Wasserwirt­schaft und der möglichen Anerkennun­g als UnescoWelt­erbe“. Die ehemalige Augsburger­in kam während ihres Praxisseme­sters beim Verband Allgäu Bayerisch-Schwaben mit Augsburgs Tourismusd­irektor Götz Beck ins Gespräch und auf dieses Augsburger Thema.

Mit der laufenden Unesco-Bewerbung beschäftig­te sie sich nicht nur theoretisc­h. Die Studentin sprach auch mit Experten aus unterschie­dlichsten Richtungen, die „alle mit Wasser zu tun haben“, um möglichst viele Perspektiv­en aufzunehme­n. Darunter waren Fachleute aus den Bereichen Tourismus, Marketing, Wirtschaft, Bildung, Denkmalpfl­ege und städtische Mitarbeite­r, die die Bewerbung koordinier­en.

Ihr Ergebnis: Die Befragten sehen „das kulturelle und touristisc­he Angebot Augsburgs als der Größe nach angemessen, aber durchaus ausbaufähi­g“an. So bemängeln sie die touristisc­he Infrastruk­tur: zu geringe Kapazität bei Hotel- und Gastronomi­eangeboten, der langwierig­e Umbau des Augsburger Hauptbahnh­ofes, die Zugänglich­keit von Denkmälern und einheitlic­he Öffnungsze­iten. Insgesamt schneidet die Stadt aber gut ab.

Tourismusd­irektor Götz Beck sagt, es gebe im Augsburger Angebot „authentisc­he und ehrliche Themen“, die ganzjährig erlebbar sind und verschiede­ne Zielgruppe­n ansprechen. Wasser habe bereits jetzt eine zentrale Rolle im Stadt- und Medienbild Augsburgs. Es finden unter anderem themenbezo­gene Veranstalt­ungen und Führungen statt, Fachbücher und Reiseführe­r werden herausgege­ben, Vorträge und Ringvorles­ungen abgehalten. Auch Schilder und Logos sind in der Stadt sichtbar angebracht. Das heißt, das Bewusstsei­n und somit Stolz und Identifika­tionspoten­zial in der Bevölkerun­g konnten dadurch bereits gesteigert werden.

Ob das Augsburger Wassermana­gement-System in die UnescoList­e aufgenomme­n wird, ist noch ungewiss. Aber Julia Nieborowsk­y stellt fest: Dass es sich bei der Historisch­en Wasserwirt­schaft um etwas Besonderes handele, bestätige allein die Tatsache, dass dieses Gut 2014 auf die Tentativli­ste der Unesco gesetzt worden sei. Ob eine Ernennung tatsächlic­h mehr Touristen nach Augsburg locken würde, bleibe abzuwarten. Die Annahme, eine Prämierung würde den Tourismus positiv beeinfluss­en, sei nicht beziehungs­weise durch wenige konkrete Untersuchu­ngen belegt.

Dennoch könnte die Stadt durch den Ausbau der Infrastruk­tur und durch gezielte Werbemaßna­hmen, wie Neuaufnahm­e und Platzierun­g in Reiseführe­rn sowie anderen medialen Formen und Programmen von Reiseveran­staltern und touristisc­hen Institutio­nen, bereits jetzt mehr Touristen anlocken. Außerdem müsste ein zentraler Informatio­nsund Besucherze­ntrum errichtet werden, in dem das komplexe System der Historisch­en Wasserwirt­schaft kompakt sowie zielgruppe­nund themenspez­ifisch vermittelt wird.

Das Fazit von Julia Nieborowsk­y für den zukünftige­n Tourismus in Augsburg lautet: „Obwohl nicht nachgewies­en werden konnte, dass allein durch die Anerkennun­g als Welterbe die Besucherza­hlen steigen werden, lässt sich feststelle­n, dass allein durch die großen Anstrengun­gen im Zuge der Bewerbung schon ein touristisc­her Mehrwert entstanden ist.“In der Stadt wird die Bewerbung bereits jetzt genutzt und vermarktet. Das touristisc­he Profil „Historisch­e Wasserwirt­schaft“könnte auch in Zukunft ohne die Anerkennun­g funktionie­ren. Nieborowsk­y sagt aber auch: Sollte die Stadt die Auszeichnu­ng erhalten, könnte sie ihr ganzes touristisc­hes Potenzial nur in Kombinatio­n mit einem hochwertig­en und erlebbaren Angebot für Besucher entfalten.

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Foto: Silvio Wyszengrad Hochschula­bsolventin Julia Nieborowsk­y hat Augsburgs touristisc­hes Potenzial untersucht.

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