Augsburger Allgemeine (Land West)

Dieser Sommer sorgt für voll besetzte Tische

Das schöne Wetter treibt die Augsburger in die Freiluftlo­kale. In den Küchen wird geschwitzt und ein Italiener fühlt sich fast schon wie daheim. Nur manchmal lässt der Ansturm der Gäste etwas nach

- VON INA MARKS

Die Biergärten und Restaurant­terrassen sind an diesen warmen Sommeraben­den in der Stadt knallvoll. Die Menschen zieht es ins Freie. Für viele Gastronome­n bedeutet das: Arbeiten am Limit. Die Gäste müssen teilweise warten, bis sie einen freien Sitzplatz ergattern. Doch wie ein Biergarten-Betreiber verrät, gibt es bei diesem Wetter einen Punkt, an dem die Gäste sogar wieder weniger werden.

An Abenden wie diesen steht vor dem Gögginger Biergarten „Berghof“meist eine kleine Warteschla­nge an Gästen. Sie müssen sich etwas gedulden, bis ihnen ein Sitzplatz in dem schattigen Garten unter den Bäumen zugeteilt wird. „Das kann zu den Hauptstoßz­eiten zwischen 18.30 und 19 Uhr durchaus mal eine halbe Stunde dauern“, verrät Inhaber Michael Foag. Aber die Besucher könnten im Stehbereic­h schon mal etwas trinken. „Wegschicke­n müssen wir niemanden.“Für den Gastronom ist es ein guter Sommer. „Mehr als voll geht nicht.“Allerdings könnte etwas mehr Personal nicht schaden, meint er. „Aber der Markt an Servicekrä­ften ist leer gefegt.“Zum Glück habe er einen Grundstamm an Mitarbeite­rn, die teilweise schon seit 15 Jahren im Berghof arbeiten.

Die sind in diesem Sommer besonders gefordert. Das weiß auch Tobias Keilen, Pächter des AltstadtBi­ergartens „Thing“. „Jeder mit einem Biergarten ist gerade mit den Nerven am Ende“, sagt er und lacht trotzdem. Schließlic­h könnte das Geschäft besser kaum laufen. Doch Mensch und Maschine seien derzeit am Limit. „Bei uns in der Küche hat es um die 45 Grad. Die Jungs am Grill und an der Fritteuse schnaufen ganz schön.“Ab und an bringt sogar der Chef selbst seinen Mitarbeite­rn in der Küche ein Radler vorbei. Mit Durchhalte­parolen will der „Thing“-Pächter das Serviceper­sonal unterstütz­en und ermutigen. In manchen Situatione­n zieht Keilen jedoch die Notbremse.

„Wenn innerhalb zwei Minuten 60 Essen geordert werden, hauen wir auch mal einen Küchenstop­p rein.“In so einem Fall nehmen die Bedienunge­n eine halbe Stunde lang keine weiteren Essensbest­ellungen mehr an. Zunächst müsse eben der erste große Schwung abgearbeit­et werden. „Wir geben uns Mühe, den Kunden gegenüber ehrlich zu sein und wollen Qualität bieten.“Am Limit seien derzeit auch die Maschinen. „In den vergangene­n drei Wochen ging zwei mal unsere Spülmaschi­ne kaputt.“Allerdings, das weiß Keilen aus Erfahrung, gibt es bei solch warmen Sommern einen Punkt, ab dem wieder etwas weniger Gäste im Biergarten Platz nehmen. „Wenn es zu heiß wird, so zwischen 30 und 32 Grad, gehen die Menschen am Feierabend lieber baden. Danach trinken sie ihr Radler abends daheim auf der Terrasse oder dem Balkon.“

Etwas Ähnliches beobachtet auch Gudrun Hirschbolz vom Traditions­lokal „Bauerntanz“in der Altstadt. Wenn es so heiß ist, kämen vor allem auswärtige Besucher zum Essen. „Die Einheimisc­hen gehen nicht in die Stadt. Die fahren lieber an den See und setzen sich danach in kurzen Hosen in die Biergärten.“Dennoch sei es auch im „Bauerntanz“abends immer gut voll. Das Hauptgesch­äft habe sich derzeit von 19 auf 20 Uhr verschoben. Die Wirtin wünscht sich ein paar Grad weniger. Wie auch ihre Bedienung Elfi Meier. „Es ist mühsam bei der Hitze. Jeder Schritt fällt schwer“, gibt die Servicekra­ft offen zu.

Enzo Dragone von der gleichnami­gen Trattoria am Judenberg hingegen liebt dieses heiße Wetter. „Der Sommer hat italienisc­hes Niveau.“Von seinen Gästen höre er oft, dass sie sich auf seiner Terrasse wie in einer italienisc­hen Altstadt vorkommen.

Enzo Dragone ist gut gelaunt. „Jetzt fehlt nur noch das Meer. Der Duft nach Fisch, der kommt aus unserer Küche.“

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Fotos: Silvio Wyszengrad Bedienung Elfie Meier bedient im Bauerntanz die Familie Heide aus Nordrhein Westfalen.
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Jenniffer Baumann arbeitet in der Küche des Thing, wo ein Ventilator ein bisschen Abkühlung bringen soll.

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