Augsburger Allgemeine (Land West)
Vom Rennfahrer zum Fahrradhändler
Einst ging es um Geschwindigkeit, heute um Genussradeln. Ursula Urlich und Klaus Meier sind in Nordendorf heimisch
Nordendorf Wer verstehen will, wer oder was sich hinter den Krokodilaugen des Logos von Outlaw Racing verbirgt, landet auf der Internetseite von greenpiece.eu. Die Verwirrung ist perfekt: ein Krokodilsgesicht, ein Rennen (racing) und ein grünes Stück (green piece). Dass eben diese Kombination durchaus Sinn macht und in weiten Teilen sogar das Leben von Inhaber Klaus Meier erzählt, das wissen nur der 57-Jährige selbst und seine Partnerin Ursula Urlich.
Outlaw Racing ist die Firmenbezeichnung, die an die Vergangenheit von Meier im Rennsport erinnert. Der heute 57-Jährige war 25 Jahre lang im Rennsport aktiv. Drag Races, sogenannte Beschleunigungsrennen, bei denen es darum geht, eine gerade Strecke so schnell wie möglich zurückzulegen, waren einst sein Metier. Seine Bestzeiten holte Meier auf einer Viertelmeile, was in etwa einer Strecke von 400 Metern entspricht. 322 Stundenkilometer waren seine Höchstgeschwindigkeit und das binnen gerade einmal 7,2 Sekunden.
Heute bricht der 57-Jährige keine Geschwindigkeitsrekorde mehr. Er geht es gemütlicher an – und auch ein Stück weit umweltbewusster oder besser gesagt „grüner“. Meier betreibt unter dem Blick des Kroko- dils einen Fahrradladen in Nordendorf.
Viel mehr noch: Er ist Händler, Reparateur und „überzeugter Genussradler“. So bezeichnet er sich selbst und seine Partnerin zieht mit. Und das wortwörtlich. Meier war einst im Brandschutz tätig. Den Verkaufserlös seiner Firma steckte er in neue Räumlichkeiten für einen Fahrradladen in Augsburg. Das war vor fünf Jahren. Damals lebte das Paar noch in Neusäß.
Nach dem „Glücksgriff“, wie er die Immobilie in der Schloßgartenstraße in Nordendorf bezeichnet, packten beide ihr Hab und Gut. Sie zogen vor drei Jahren nach Nordendorf und feierten zum zweiten Mal die Ladeneröffnung. Fremd ist vor allem Ursula Urlich die Gegend nicht. Sie stammt ursprünglich aus Ehingen und auch ihre erwachsenen Kinder wohnen im Lechtal.
Ebenso speziell wie der Werdegang des Unternehmens sind nun auch die Fahrräder, die im Ausstellungsraum warten. Und auch wenn diese nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen sind, so vertreibt das Paar doch größtenteils E-Bikes. Die Hauptmarke des Duos sind Markenräder vom Hersteller BH und eben diese sind bereits optisch eine Besonderheit: Ihr Akku, also das Bauteil, das sie überhaupt erst zum E-Bike macht, ist nahezu unsichtbar direkt im Rahmen verbaut.
Ursula Urlich kann die Vorzüge eines E-Bikes aus eigenem Erleben schildern. Nachdem eine RheumaErkrankung ihr das normale Radfahren beinahe unmöglich gemacht hatte, sattelte sie um auf das E-Bike. Die runde Bewegung und die Entlastung durch den Akku ermöglichen es ihr nun, im Umkreis von zehn bis 15 Kilometern rund um Nordendorf auf das Auto zu verzichten.
Das Paar witzelt: „Damit rücken wir die Ökobilanz wieder gerade.“Nach all den Jahren im Rennsport, bei denen der Umweltgedanke doch recht stiefmütterlich behandelt wurde, setzen sie heute auf eine deutlich umweltbewusstere Form der Fortbewegung.
Dabei müssen es nicht immer E-Bikes sein. Auch sogenannte Fatbikes mit mächtigen Reifen hat das Unternehmerpaar im Angebot. Das Lastenfahrrad ist ein weiteres Modell, das durchaus Anklang findet. Geliefert werden die Räder im Kleintransporter – natürlich unter den Augen des Krokodils. Und wer nicht vom Krokodil beliefert wird, bekommt sein neues Fahrrad mit dem Paketdienst. Dies ist vor allem deswegen nötig, weil nur zwei Drittel der Kundschaft aus der Region stammt. Ein Drittel kauft über das Internet und so werden die Fahrräder aus dem Laden in Nordendorf bis nach Dänemark transportiert.