Augsburger Allgemeine (Land West)

Kontrollen für die Sicherheit der Biker

Spezialist­en nehmen Motorräder unter die Lupe. Warum dabei Augenmaß wichtig ist

- VON BERNHARD WEIZENEGGE­R

Günzburg Es ist heiß, über 30 Grad Celsius zeigt das Thermomete­r an. Das Waldbad in Günzburg ist in Hörweite, doch dafür interessie­ren sich die Männer in ihrer warmen Schutzklei­dung nicht: Sie haben ein wachsames Auge – und Benzin im Blut. Joachim Pries, Martin Ostermeyer und Jens Rau sind Beamte der Kontrollgr­uppe Motorrad des Polizeiprä­sidiums Süd/West. Ihre schweren BMW-Motorräder im neuen Polizei-Design stehen im Baumschatt­en an der Heidenheim­er Straße. Zehn Maschinen dieser Art und zwei in ziviler Lackierung fahren insgesamt zwölf Kollegen aus verschiede­nen Inspektion­en des Präsidiums.

„Verglichen mit dem Riedbergpa­ss kommen hier wenig Motorradfa­hrer vorbei“, sagt Jens Rau von der Verkehrspo­lizeiinspe­ktion Kempten. Dort werden in einer Stunde schon mal 200 Motorräder kontrollie­rt, in Günzburg sind es deutlich weniger. Dies ist sicher auch dem Wetter geschuldet, denn zur heißesten Tageszeit macht es wenig Spaß, unter Schutzklei­dung zu schwitzen.

Darum verwundert es auch nicht, dass eine junge Frau in T-Shirt und Shorts mit offenem Jethelm zur Kontrolle gebeten wird. Sie wollte nur kurz zur Freundin fahren und habe ihren Führer- und Fahrzeugsc­hein daheim vergessen. Sie macht einen glaubwürdi­gen Eindruck und darf ihn von der nahe gelegenen Adresse zu Hause holen. Zehn Minuten später kommt sie zurück und darf die Weiterfahr­t ohne Mängel fortsetzen. „Augenmaß ist uns wichtig“, sagt der Beamte Pries. Solange es das Wetter erlaubt, ist er mit dem Dienstmoto­rrad unterwegs. „Die unvernünft­igen Raser erwischt man am ehesten mit der zivilen Maschine“, weiß er – und natürlich auf prädestini­erten Strecken. Seit 1983 fährt er dienstlich Motorrad – und dennoch absolviert er wie jeder andere Kollege der Polizei jedes Frühjahr ein Fahrsicher­heitstrain­ing auf einem Übungsplat­z.

Viel Fahrerfahr­ung hat auch Uli Hagel aus Senden. Der GS-Fahrer bleibt gelassen, als die Beamten seine Maschine unter die Lupe nehmen. Auf etwa 12 000 Kilometer trägt ihn die Reiseendur­o jede Saison durch Europa. Die Kontrollen seien in Ordnung, doch wirkliche Sicherheit bringe nur eine verantwort­ungsvolle Fahrweise.

„Das Motorrad lässt viel auf den Fahrer schließen“, weiß Pries aus Erfahrung. Da gebe es die Gemütliche­n und die Heißblütig­en. Die schwarze Ducati, deren eigentümli­ches Rasseln von Weitem zu vernehmen ist, ist von der sportliche­n Gattung. Miniblinke­r, Kohlefaser­Verkleidun­g und etliche Modifizier­ungen rufen die Spezialist­en auf den Plan: Haben alle Sonderteil­e auch ein Sicherheit­sgutachten? Nicht alle Nachweise hat der Günzburger Biker dabei, doch 20 Minuten später liegen sie vor.

Beim Reifenprof­il nehmen es die Beamten sehr genau, denn bei Nässe wird zu wenig Gummi zur Gefahr. Ein Motorradfa­hrer wird direkt zum Reifenhänd­ler geschickt, die sportliche­n Reifen einer KTM haben gerade noch das Mindestpro­fil.

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