Augsburger Allgemeine (Land West)
Kontrollen für die Sicherheit der Biker
Spezialisten nehmen Motorräder unter die Lupe. Warum dabei Augenmaß wichtig ist
Günzburg Es ist heiß, über 30 Grad Celsius zeigt das Thermometer an. Das Waldbad in Günzburg ist in Hörweite, doch dafür interessieren sich die Männer in ihrer warmen Schutzkleidung nicht: Sie haben ein wachsames Auge – und Benzin im Blut. Joachim Pries, Martin Ostermeyer und Jens Rau sind Beamte der Kontrollgruppe Motorrad des Polizeipräsidiums Süd/West. Ihre schweren BMW-Motorräder im neuen Polizei-Design stehen im Baumschatten an der Heidenheimer Straße. Zehn Maschinen dieser Art und zwei in ziviler Lackierung fahren insgesamt zwölf Kollegen aus verschiedenen Inspektionen des Präsidiums.
„Verglichen mit dem Riedbergpass kommen hier wenig Motorradfahrer vorbei“, sagt Jens Rau von der Verkehrspolizeiinspektion Kempten. Dort werden in einer Stunde schon mal 200 Motorräder kontrolliert, in Günzburg sind es deutlich weniger. Dies ist sicher auch dem Wetter geschuldet, denn zur heißesten Tageszeit macht es wenig Spaß, unter Schutzkleidung zu schwitzen.
Darum verwundert es auch nicht, dass eine junge Frau in T-Shirt und Shorts mit offenem Jethelm zur Kontrolle gebeten wird. Sie wollte nur kurz zur Freundin fahren und habe ihren Führer- und Fahrzeugschein daheim vergessen. Sie macht einen glaubwürdigen Eindruck und darf ihn von der nahe gelegenen Adresse zu Hause holen. Zehn Minuten später kommt sie zurück und darf die Weiterfahrt ohne Mängel fortsetzen. „Augenmaß ist uns wichtig“, sagt der Beamte Pries. Solange es das Wetter erlaubt, ist er mit dem Dienstmotorrad unterwegs. „Die unvernünftigen Raser erwischt man am ehesten mit der zivilen Maschine“, weiß er – und natürlich auf prädestinierten Strecken. Seit 1983 fährt er dienstlich Motorrad – und dennoch absolviert er wie jeder andere Kollege der Polizei jedes Frühjahr ein Fahrsicherheitstraining auf einem Übungsplatz.
Viel Fahrerfahrung hat auch Uli Hagel aus Senden. Der GS-Fahrer bleibt gelassen, als die Beamten seine Maschine unter die Lupe nehmen. Auf etwa 12 000 Kilometer trägt ihn die Reiseenduro jede Saison durch Europa. Die Kontrollen seien in Ordnung, doch wirkliche Sicherheit bringe nur eine verantwortungsvolle Fahrweise.
„Das Motorrad lässt viel auf den Fahrer schließen“, weiß Pries aus Erfahrung. Da gebe es die Gemütlichen und die Heißblütigen. Die schwarze Ducati, deren eigentümliches Rasseln von Weitem zu vernehmen ist, ist von der sportlichen Gattung. Miniblinker, KohlefaserVerkleidung und etliche Modifizierungen rufen die Spezialisten auf den Plan: Haben alle Sonderteile auch ein Sicherheitsgutachten? Nicht alle Nachweise hat der Günzburger Biker dabei, doch 20 Minuten später liegen sie vor.
Beim Reifenprofil nehmen es die Beamten sehr genau, denn bei Nässe wird zu wenig Gummi zur Gefahr. Ein Motorradfahrer wird direkt zum Reifenhändler geschickt, die sportlichen Reifen einer KTM haben gerade noch das Mindestprofil.