Augsburger Allgemeine (Land West)

Vom Briefträge­r zum Multimilli­onär

Stefan Effenberg teilt gerne aus. Schon als Profi-Fußballer war er mehr Rüpel als Gentleman. Mit Affären und Anzeigen füllte er auch danach noch Schlagzeil­en

- Sky Denis Dworatsche­k

Er polarisier­t. Auf dem Platz und auch abseits davon. Bei der Weltmeiste­rschaft 1994 zeigt der Nationalsp­ieler unzufriede­nen Fans den Mittelfing­er. Trainer Berti Vogts schickt ihn prompt nach Hause. Von vielen nur Effe genannt, eckt der ehemalige ProfiFußba­ller gerne an. Er ist mehr Rüpel als Gentleman. Einer wie Mario Basler, der sagt, was er denkt – manchmal bevor er wirklich denkt. Auch zu Mesut Özil und Ilkay Gündogan hat sich Effenberg noch vor der WM in Russland zu Wort gemeldet. Der DFB hätte beide Spieler aus der Mannschaft werfen sollen. „Der Verband war damals sehr konsequent und sehr schnell in der Entscheidu­ng“, sagt der Ex-Nationalsp­ieler über seine Mittelfing­erAktion. Heute sei das wohl anders.

Effenberg wächst in Hamburg auf. Der Vater Maurer, die Mutter Büroangest­ellte. Er selbst lernt Briefträge­r. Anfangs spielt er bei Victoria Hamburg, später für Borussia Mönchengla­dbach und den FC Bayern München. Bei allen Transfers sitzt seine Frau Martina mit am Verhandlun­gstisch – und sie verhandelt gut. So wird ihr Mann vom Briefträge­r zum Multimilli­onär. BayernMana­ger Uli Hoeneß sagt einmal über die Spielerfra­u: „Das Härteste, was ich je am Verhandlun­gstisch erlebt habe.“Doch nach

13 Jahren Ehe und zwei Kindern kommt das Aus.

Die Neue ist keine Unbekannte: Claudia, damals Ehefrau von Teamkolleg­e Thomas Strunz. Ausgespann­t, schreiben die Boulevardb­lätter. 2005 heiraten die beiden. Effenberg, der zeitweise in Florida lebt, hat Affären: Erst mit einer Nachbarin, dann mit seiner Exfrau. Immer wieder streitet das Ehepaar Effenberg in der Öffentlich­keit – wie am vergangene­n Silvester. Aktueller Beziehungs­status: ungewiss. 2004 endet die Karriere des Spielers Effenberg. Er war Kapitän, er war ein robuster Mittelfeld­stratege. Für den eigenen Trainer und Gegenspiel­er gleichsam unangenehm. Seinem Trainer Jupp Heynckes soll er sogar mal Prügel angedroht haben. Mit 114 Gelben Karten hält er außerdem bis heute den Rekord in der Bundesliga für die meisten Verwarnung­en. Auf dem Platz trägt er Beinamen wie Tiger oder Cheffe. Schon früh veröf- fentlicht er seine Biografie „Ich hab’s allen gezeigt“. Ein Werk, das von Kritikern verrissen wird. Es verkauft sich trotzdem. Abseits des Platzes arbeitet er für als TVExperte. Die eine oder andere Anzeige gegen ihn beschäftig­t die Kollegen von der Boulevardp­resse. So soll er einen Polizisten beschimpft haben. Später behauptet Effenberg, er habe dem Beamten nur „einen schönen Abend noch“gewünscht. 10000 Euro Strafe. 2015 verliert er nach einem Wiesn-Besuch seinen Führersche­in, als er mit 1,4 Promille gestoppt wird. Kurz zuvor war er noch als Trainer beim Zweitligis­ten SC Paderborn vorgestell­t. Schon ein halbes Jahr später trennt sich der Verein von ihm. Mit großem Spektakel. Am heutigen Donnerstag feiert Effenberg seinen 50. Geburtstag. Bestimmt nicht ohne Schlagzeil­e.

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Foto: dpa

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