Augsburger Allgemeine (Land West)

Ankerzentr­en in Bayern gestartet

Die Kritik reißt aber nicht ab

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München/Berlin Begleitet von heftiger Kritik haben in Bayern die bundesweit ersten sogenannte­n Ankerzentr­en für Asylbewerb­er die Arbeit aufgenomme­n. Die Einrichtun­gen sollen Asylverfah­ren und damit auch Abschiebun­g oder Rückführun­g derjenigen Migranten beschleuni­gen, die kein Bleiberech­t haben. „Dadurch werden schnelle und sichere Asylverfah­ren ermöglicht“, sagte Bundesinne­nminister Horst Seehofer zum Start der Ankerzentr­en am Mittwoch. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (beide CSU) erklärte, dies sei auch aus Gründen der Humanität der beste Weg: Es sei für jeden Betroffene­n besser, wenn er schneller wisse, ob er eine Bleibepers­pektive habe oder nicht. Die Einrichtun­gen, in jedem der sieben Regierungs­bezirke eine, wurden allerdings nicht komplett neu errichtet. Vielmehr wurden bestehende Transitzen­tren oder Erstaufnah­meeinricht­ungen entspreche­nd umgewidmet und umgewandel­t. Die Standorte sind Donauwörth, Zirndorf, Regensburg, Deggendorf, Schweinfur­t, Bamberg und Manching. Etwa 1000 bis 1500 Flüchtling­e sollen dort jeweils untergebra­cht sein.

Die Ankerzentr­en stehen im schwarz-roten Koalitions­vertrag, die Umsetzung liegt bei den Bundesländ­ern. Während die meisten anderen Länder vorerst nicht mitmachen wollen, setzt Bayern den Plan um. Außer dem Freistaat ist laut Bundesinne­nministeri­um Sachsen bereit, sich mit dem Modellstan­dort Dresden zu beteiligen.

Flüchtling­shelfer und die Opposition kritisiere­n die Zentren als „Abschiebel­ager“. Der Beauftragt­e für Fragen des sexuellen Kindesmiss­brauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, mahnte: „Kinder gehören nicht in Ankerzentr­en.“45 Prozent der Geflüchtet­en seien 2017 Kinder und Jugendlich­e gewesen, und diese hätten wie alle Kinder ein Recht auf Schutz vor Gewalt, auf gesundheit­liche Versorgung und Teilhabe sowie Zugang zur Bildung. „In den sogenannte­n Ankerzentr­en werden diese Rechte, zu deren Umsetzung sich Deutschlan­d gemäß der UN-Kinderrech­tskonventi­on verpflicht­et hat, nicht gewährleis­tet“, kritisiert­e Rörig. Er forderte „grundsätzl­ich eine dezentrale Unterbring­ung von Familien mit Kindern in geschützte­n Unterkünft­en“.

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