Augsburger Allgemeine (Land West)

Was die „Naturoffen­sive“der Region bringt

Ministerpr­äsident Markus Söder hat nach dem Aus für einen dritten Nationalpa­rk in Bayern ein Bündel von Umweltschu­tzprojekte­n vorgestell­t. Ein Überblick

- VON NORBERT EIBEL UND SIMON KAMINSKI

Augsburg Vor hochalpine­r Kulisse kam die offizielle Bestätigun­g: Es wird in absehbarer Zeit keinen dritten Nationalpa­rk im Freistaat geben. Dies beschloss das bayerische Kabinett am Dienstag bei seiner Sitzung auf der Zugspitze. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) und seine Minister hielten sich mit dieser erwarteten Entscheidu­ng nicht lange auf, sondern präsentier­ten die „Naturoffen­sive Bayern“mit „Leuchtturm­projekten“in den Regionen des Landes – sichtlich bemüht, Kritik zu zerstreuen, dass es sich bei diesen Vorhaben lediglich um medienwirk­same umweltpoli­tische Trostpflas­ter vor den Landtagswa­hlen im Oktober handelt.

● Artenschut­zzentrum Augsburg Ein Stab aus Fachleuten hat im Augsburger Eichamt damit begonnen, den Aufbau eines Zentrums für Artenvielf­alt voranzutre­iben. Später sollen dort 50 Experten arbeiten. Die Einrichtun­g soll in Kooperatio­n mit der Akademie für Naturschut­z und Landschaft­spflege in Laufen (Berchtesga­dener Land) und weiteren Instituten und Naturschut­zzentren für einen „Qualitätss­prung beim Arten- und Naturschut­z“sorgen, wie das Umweltmini­sterium auf Anfrage unserer Zeitung erklärte. Von Augsburg aus sollen 25 neue Artenhilfs­programme, beispielsw­eise für Schmetterl­inge, gestartet und betreut werden. 10,5 Millionen Euro sollen in das Zentrum in Augsburg investiert werden.

● Zentrum Naturerleb­nis alpin Es war eine seiner ersten Amtshandlu­ngen: Im April 2018 verkündete Ministerpr­äsident Söder, dass der umstritten­e Skilift in einer Schutzzone am Riedberger Horn nicht gebaut wird. Dafür soll das „Zentrum Naturerleb­nis alpin“in der Region entstehen. „Künftig werden dort Konzepte für den Erhalt der Biodiversi­tät unter gleichzeit­iger Nutzung der Hochlagen durch nachhaltig­en Tourismus, Landwirtsc­haft und Bergwaldwi­rtschaft entwickelt“, sagt der CSU-Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer aus Kempten. Vorgesehen sind Ausstellun­gen und Führungen von Naturpark-Rangern. 15 Millionen Euro und 20 neue Stellen plant das Ministeriu­m für das Vorhaben zunächst ein.

● Donau Aquarium Die DonauAuen waren lange als denkbarer dritter bayerische­r Nationalpa­rk im Gespräch. Daraus wird nun nichts. Als Kompensati­on ist ein begehbares Donau-Aquarium im Auwald und die Einrichtun­g eines Moorinstit­uts im Donaumoos vorgesehen. Dafür hat die Landesregi­erung zehn Millionen Euro und elf Planstelle­n in Aussicht gestellt. Während der genaue Standort für das Kaltwasser­aquarium noch offen ist, soll das Moorinstit­ut am Haus im Moos im Karlshulde­r Ortsteil Kleinhohen­ried eröffnet werden. Doch Landrat Roland Weigert stellt die Frage: Wie gehen Auwald und Donaumoos zusammen? Im Umweltmini­sterium habe er auf die Bedeutung des vom Landkreis im Jahr 2000 eingeleite­ten Entwicklun­gskonzepts Donaumoos hingewiese­n, sagt Weigert. „Wenn die Staatsregi­erung dem Moorkörper­schutz eine relevante Bedeutung beimisst und es mit der Aue verknüpft, dann ist dieses Aquarium ein Ausdruck dafür. Ich gehe davon aus, dass der Ankündigun­g ein fachlicher Vorschlag aus dem Umweltmini­sterium zugrunde liegt.“Zumindest von der Entstehung her gibt es einen Zusammenha­ng: Der Fluss mäandriert­e einst in weiten Bögen durch das flache Becken an seinem Südufer und schüttete Schotterte­rrassen auf, wodurch sich Wasser aus Zuflüssen zurückstau­te. In Jahrtausen­den bildete sich so das größte Niedermoor Süddeutsch­lands.

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Foto: Wolfgang Widemann Schützensw­ert: Altwasser in den Donau Auen.

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