Augsburger Allgemeine (Land West)

Wer steht im Tor – und wer nicht?

Jahrelang war klar, wer die Nummer eins des FC Augsburg ist. Vor der kommenden Saison gibt es allerdings einen harten Konkurrenz­kampf

- VON JOHANNES GRAF

Längenfeld Neben den beiden Rasenplätz­en des SV Längenfeld lädt ein Sandplatz zum Beachvolle­yball ein. Fabian Giefer hat anderes im Sinn. Die Trainingse­inheit des FC Augsburg ist beendet, doch der

28-Jährige hat noch nicht genug. Barfuß springt er hin und her, Sand spritzt auf. Giefer hat ein unbefriedi­gendes Jahr hinter sich. Mit der Erwartung, beim FC Augsburg Nummer eins zu werden, war er vom FC Schalke gekommen, letztlich musste er sich als dritter Torwart hinter Marwin Hitz und Andreas Luthe einreihen. „Natürlich musste ich ab und zu den inneren Schweinehu­nd überwinden. Ansonsten würde ich lügen“, sagt Giefer. Jetzt wittert er seine Chance. Jahrelang besetzte Hitz das Augsburger Tor. Weil dieser sich nun bei Borussia Dortmund versucht und dort Landsmann Roman Bürki herausford­ert, ist die Stelle im FCATor vakant.

Der Positionsk­ampf um das Augsburger Tor war schon vor einem Jahr erwartet worden, doch Hitz blieb in Augsburg. Mit zwölfmonat­iger Verzögerun­g liefern sich Giefer und Luthe nun das Duell. Bisher mit völlig offenem Ausgang, wie Trainer Manuel Baum in Tirol betont. Noch hat sich der 38-Jährige nicht festgelegt, wem er künftig das Vertrauen zwischen den Pfosten schenkt. Allein von den Eindrücken der Testspiele will Baum seine Entscheidu­ng nicht abhängig machen, man müsse das ganzheitli­ch sehen, führt er aus. Baum hütete selbst in seiner aktiven Zeit das Gestänge, er kann die besondere Rivalität unter Torhütern einschätze­n.

Giefer sammelte zuletzt im Test gegen Mönchengla­dbach Pluspunkte, gegen Newcastle United (Samstag, 16 Uhr) bekommt Luthe Gelegenhei­t, sich zu empfehlen. Baum zögert. Möglich scheint für die kommende Saison eine Arbeitstei­lung, ein Torwart wird im DFB-Pokal eingesetzt, der andere in der Liga.

Luthe wechselte im Sommer 2016 vom VfL Bochum zum FCA. Auf und abseits des Platzes hinterläss­t der Schlaks einen aufgeräumt­en Eindruck, er verwaltet die Mannschaft­skasse, sein Rat ist gefragt. Als er gebraucht wurde, zeigte der

31-Jährige ansprechen­de Leistungen und half in den beiden letzten Saisonspie­len mit, 2017 die Klasse zu halten. Gegen Ende der vergan- genen Saison lief er in Berlin und Freiburg auf und parierte ordentlich. Den Konkurrenz­kampf sieht der bekennende Veganer pragmatisc­h. Er wolle sich auf sich selbst konzentrie­ren, die öffentlich geführte Diskussion, das Gegenübers­tellen beider Torhüter, blende er komplett aus. Mit Überzeugun­g sagt er jetzt: „Ich fühle mich bereit.“Wie er damit umgehen würde, sich erneut hinter einem anderen Torhüter einreihen zu müssen, diese Gedanken schiebt er weit beiseite. „Ich lebe im Hier und Jetzt.“Seine volle Konzentrat­ion gelte dem Training, darauf sei er fokussiert. Er wolle jeden Tag besser werden.

Als Giefer vor einem knappen Jahr zum FCA kam, meldete er sogleich Ansprüche an. Er sagte, er sei geholt worden, um zu spielen. Und zwar in der Bundesliga. Von derartigen Kampfansag­en nimmt Giefer inzwischen Abstand, seine forschen Töne kamen beim FCA, der sich stets Demut und Zurückhalt­ung auferlegt, nicht allzu gut an.

Jentzsch gegen Manninger, Manninger erst gegen Amsif, dann gegen Hitz – das letzte Torhüterdu­ell des FC Augsburg liegt einige Jahre zurück. Auf dem Trainingsp­latz im Ötztal ist die Rivalität der beiden Anwärter zu spüren, Freunde werden sie nicht, weder der eine noch der andere greift dabei auf unfaire Mittel zurück. Luthe beschreibt sein Verhältnis zu Giefer als profession­ell. Aus Sicht Giefers, der sich beim FC Schalke einst ein Duell mit Ralf Fährmann lieferte, gehen Torhüter allgemein kollegiale­r miteinande­r um, einen Konkurrenz­kampf unter der Gürtellini­e habe er selten erlebt. Bereits im ersten Sommertrai­ningslager in Südtirol, als das Duell seinen Anfang nahm, sagte Giefer: „Ich denke, das ist etwas aus der Mode gekommen. Eine giftige Stimmung braucht keiner. Schon gar nicht in der Vorbereitu­ng, wo wir uns pausenlos auf der Pelle hocken.“

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 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Andreas Luthe (vorne) und sein Konkurrent Fabian Giefer liefern sich ein hartes Duell um die Nummer eins im Tor des FC Augs burg. Wer am ersten Spieltag von Trainer Manuel Baum das Vertrauen erhält, ist noch offen.
Foto: Klaus Rainer Krieger Andreas Luthe (vorne) und sein Konkurrent Fabian Giefer liefern sich ein hartes Duell um die Nummer eins im Tor des FC Augs burg. Wer am ersten Spieltag von Trainer Manuel Baum das Vertrauen erhält, ist noch offen.

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