Mit der Fernbedienung abstimmen

Es ist ein kleines Zeitfenster, das der Fußball dem Restsport gewährt. Zwischen WM und Bundesliga-Auftakt quetschen sich die „European Championships“. Ein Hauch von Olympia weht kommende Woche durch die aufgeheizten Wohnzimmer, wenn sieben Sportarten parallel ihre Europameister suchen. Mit dabei sind die olympischen Säulen Leichtathletik und Schwimmen. ARD/ZDF und

Eurosport übertragen ähnlich ausdauernd wie sonst nur während Sommerspielen oder an dunklen Wintertagen.

Turnen, Radsport, Triathlon, Rudern und Golf hängen sich in den Windschatten der beiden Großen, von denen die Leichtathletik am größten ist. Deren EM in Berlin wird das Flaggschiff dieses Pilotversuchs und bekommt die meiste Sendezeit. Die restlichen Wettbewerbe finden in Glasgow statt, was dem TV-Zuschauer aber egal sein kann.

Aus Sicht der Sender ist vor allem die Quote interessant. Sie wird darüber entscheiden, ob die European Championships eine Eintagsfliege bleiben oder wiederholt werden. Es ist eine Abstimmung mit der Fernbedienung. Wie viele gibt es von denen, die sich für Sport abseits des Fußballs interessieren?

Die Fernsehsender erhoffen sich von der Sportartenballung über eine Milliarde Zuschauer. In 43 europäischen Ländern werden die Wettkämpfe übertragen. All das jahrelange Klagen der Randsportler über zu wenig Präsenz im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wurde erhört. Jetzt ist der Moment der Wahrheit. Nimmt man den Kartenvorverkauf in Berlin als Grundlage für eine Prognose, dann deutet sich ein Erfolg an. Mehr als

250000 Tickets wurden schon abgesetzt. Wenn nun auch noch Sportler des Gastgebers überzeugen, steht einem kleinen Sommermärchen nichts im Wege.

Was aber, wenn die Quoten hinter den Erwartungen bleiben? Dann wird der Versuch European Championships schnell beendet sein. Dann hat der Fußball auch dieses Spiel gewonnen. Es lebe die

3. Liga. Jedes Wochenende live.