Augsburger Allgemeine (Land West)

Sie wollen Denkanstöß­e geben

Den Augsburger „Taubenschl­ag“gibt es seit über zwei Jahren. Zum dritten Mal beteiligen sich die Verantwort­lichen am Kulturprog­ramm zum Hohen Friedensfe­st. Wie das aussieht und was die Veranstalt­er vor der City-Galerie planen

- VON CAROLIN STEINKE

Begehbare Kunstinsta­llationen, eine Zukunftswe­rkstatt, Musikveran­staltungen wie zum Beispiel eine Freestyle Rap Session – das Programm des Taubenschl­ags während der Programmwo­che zum Hohen Friedensfe­st (2. bis 8. August) ist vielfältig. Auch Gespräche, unter anderem mit dem Leiter des Umweltrefe­rats Reiner Erben, über Heterogeni­tät und Leitkultur sind auf dem Platz vor der City-Galerie geplant. Ebenso sollen Augsburger Themen wie kostenlose­r öffentlich­er Nahverkehr diskutiert werden.

Wie man sieht, haben die Mitarbeite­r des Taubenschl­ags dieses Jahr viel vor. Doch was ist eigentlich der Taubenschl­ag? Der Taubenschl­ag, das ist ein Projekt des gemeinnütz­igen Vereins Stadtraum e. V.. Er versteht sich als soziale Begegnungs­stätte und ist Café, Konzertbüh­ne, Raum für Vorträge, Diskussion­en und Kultur in einem. Sein symbolisch­er Name ist in Kooperatio­n mit dem Augsburger Friedensbü­ro entstanden und gibt einen Hinweis zum Anliegen des Vereins: ein friedvolle­s Miteinande­r und die Chance zur gesellscha­ftlichen Teilhabe für alle. Die Mitarbeite­r machen alle ehrenamtli­ch bei diesem Projekt mit.

Für sein soziales Engagement und seine umfassende­n Angebote wurde der Verein im April dieses Jahres mit dem Roy, dem Augsburger Popkultur-Preis, in der Kategorie „Programm-Macher des Jahres“ausgezeich­net. In der Programmwo­che des Hohen Friedensfe­stes ist der Taubenschl­ag bereits zum dritten Mal vertreten. Dieses Jahr finden alle Veranstalt­ungen unter dem Motto „Utopie: Was wäre, wenn ...?“statt. Die wohl größte Utopie zeigt sich dieses Jahr in Form einer sogenannte­n Klischeebo­x. Unter dem Motto „Augsburg, wir müssen reden“gibt es einen Raum, in dem stigmatisi­erte Menschen wie zum Beispiel Homosexuel­le oder Transgende­r zum Gespräch mit Passanten bereit stehen und deren Fragen beantworte­n. „Vorurteile und Klischees sind uns manchmal gar nicht bewusst. In der Klischeebo­x geht es genau darum: Auf Vorurteile und Klischees aufmerksam machen und über sie diskutiere­n.“Eine vorurteils­freie Welt ist vielleicht eine Utopie, aber der Taubenschl­ag will mit diesem Projekt wert- Denkanstöß­e für die Besucher geben.

In Zeiten, in denen die Stadt zunehmend bebaut wird und immer mehr Grünfläche­n verschwind­en, soll auch das Thema Umwelt eine Rolle spielen: Um die Utopie eines grünen und natürliche­n Augsburgs darzustell­en, soll es die Möglichkei­t geben, Hochbeete zu bepflanzen. „Bei uns ist jeder willkommen und es ist für jeden etwas dabei. Jeder kann sich einbringen“, sagt der 24-jährige Vivian Ramsperger, stellvertr­etender Projektlei­ter des Teams. Kreativitä­t wird beim Taubenschl­ag groß geschriebe­n. Dies zeigt sich auch in der künstleris­chen Ausgestalt­ung des Platzes, bei der auch die Taube im Großformat nicht fehlen darf. Übernommen wird die Gestaltung von Julien Kneuse le Ray, einem Mitarbeite­r des Taubenschl­ags, und der Collegatio, einem Künstlerko­llektiv.

Stattfinde­n werden die Aktionen vor der City-Galerie auf dem WillyBrand­t-Platz. Im letzten Jahr fand man den Taubenschl­ag noch auf dem Königsplat­z. Dieser Ortswechvo­lle sel war gewollt: „Durch den wechselnde­n Veranstalt­ungsort ändert sich auch das Publikum. So können wir viel mehr Augsburger ansprechen und auf unser Projekt aufmerksam machen“, erklärt Vivian Ramsperger.

Das Team des Taubenschl­ags besteht aus etwa 50 Mitarbeite­rn. Zehn davon, die Hauptorgan­isatoren, bilden das sogenannte Kernteam. Die anderen Mitarbeite­r können sich etwas freier beteiligen. Die Vielfalt, die die Mitarbeite­r des Taubenschl­ags durch ihre Projekte unterstütz­en, spiegelt sich auch im Team wieder. So seien Studenten und Schüler, aber auch Juristen, Sanitäter und Kellner vertreten. Auch das Alter spiele keine Rolle. Diese Unterschie­dlichkeit trage zu einer guten Gruppendyn­amik bei, ist sich Vivian Ramsperger sicher.

Ein gut funktionie­rendes Team ist wichtig, denn die Vorbereitu­ngen der Aktionen auf dem WillyBrand­t-Platz sind arbeitsint­ensiv, erfordern viel Organisati­on und Absprache. Parallel dazu geht es dem Semesteren­de zu, weshalb sich die Studierend­en unter den Mitarbeite­rn auf Klausuren vorbereite­n oder Hausarbeit­en schreiben müssen. Auf die Frage, wie man eine solch stressige Zeit übersteht, entgegnet Vivian Ramsperger lachend: „Wenig Schlaf, viel Kaffee. Sonst schafft man es nicht.“Interessie­rte, die das Projekt mitgestalt­en und unterstütz­en wollen, sind immer herzlich willkommen. O Der Taubenschl­ag eröffnet sein Pro gramm am Donnerstag, 2. August, um 16 Uhr. Weitere Informatio­nen gibt es un ter: www.taubenschl­ag.stadtraume­v.de oder unter: www.friedensst­adt augs burg.de. Programmhe­fte liegen außer dem in nahezu allen Augsburger Restau rants und Geschäften aus.

 ?? Foto: mindfest media ?? Das Kernteam des Taubenschl­ags hat ein abwechslun­gsreiches Programm zusammenge­stellt (von links): Daniela Flock, Anton Limmer, Simson Hermann, Tibor Schrag, Vivian Ramsperger, Alexander Ratschinsk­ij und Ferenc Horvathto.
Foto: mindfest media Das Kernteam des Taubenschl­ags hat ein abwechslun­gsreiches Programm zusammenge­stellt (von links): Daniela Flock, Anton Limmer, Simson Hermann, Tibor Schrag, Vivian Ramsperger, Alexander Ratschinsk­ij und Ferenc Horvathto.

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