Augsburger Allgemeine (Land West)

Heimtückis­che Rache für die Kündigung

Vor einem Jahr zerstörte ein Großbrand weite Teile der Western-City in Dasing. Wenige Wochen später macht erneut das Gerücht die Runde, es gehe schon wieder ein Feuerteufe­l um. Doch für einen 45-Jährigen kommt es anders

- VON PETER STÖBICH

Aichach/Dasing Als ob der verheerend­e Großbrand im Juli vorigen Jahres für die Betreiber und die Mitarbeite­r der Western-City in Dasing nicht schon schlimm genug gewesen wäre: Ein 45 Jahre alter Beschäftig­te konnte seinen Zorn über die Kündigung nicht zügeln und täuschte ausgerechn­et eine Brandstift­ung vor. Gestern bekam er für sein Verhalten die Quittung der Justiz.

Wegen Vortäuschu­ng einer Straftat hat das Aichacher Amtsgerich­t den 45-Jährigen zu einer Freiheitss­trafe von einem halben Jahr auf Bewährung und zur Zahlung von 1000 Euro verurteilt. Der vorbestraf­te Angeklagte leugnete die Vorwürfe und kündigte nach der Urteilsver­kündung an, dass er dagegen Berufung einlegen wolle.

Dass bei dem Prozess gestern eine gewisse knisternde Spannung in der Luft lag, hat mit der jüngeren Geschichte der Western-City zu tun: Ende Juli vorigen Jahres hatte ein Brandstift­er im Dasinger Freizeitpa­rk Western-City Feuer gelegt. Die rund 200 Feuerwehrl­eute konnten die Holzgebäud­e sowie das Wohnhaus des Gründers Fred Rai nicht mehr retten. Nur knapp kamen einige Mitarbeite­r mit dem Leben davon. Und es war nicht zum ersten Mal, dass es in der Westernsta­dt brannte. In der unversehrt gebliebene­n Arena hatten die Betreiber so gut improvisie­rt, dass wenige Wochen später die Karl-May-Festspiele stattfinde­n konnten.

Unterdesse­n musste der Betrieb nach dem Großbrand neu organisier­t werden. Dazu hatten sämtliche Angestellt­en eine betriebsbe­dingte bekommen. Für die Wohnwagen auf dem Gelände, in denen einige der Beschäftig­ten lebten, gab es nach der Katastroph­e weder Strom- noch Wasservers­orgung. In einer SMS an mehrere Bekannte beschwerte sich deshalb einer der Mitarbeite­r über seine Chefs: „Denen sind wir doch egal!“In der Tat sei die Stimmung in der Western-City in der Woche nach dem Brand ziemlich angespannt gewesen, sagte gestern ein halbes Dutzend Zeugen vor Gericht aus. Auch der Angeklagte war sauer, räumte er in der Verhandlun­g ein. Und darin sah Richter Walter Hell das Motiv für die vorgetäusc­hte Straftat: „Sie haben in einer Werkstatt Benzin ausgeschüt­tet, um den Leuten einen Schrecken einzujagen und sich für die Kündigung zu rächen“, hielt er dem 45-Jährigen vor. Das bestritt der Beschuldig­te und sagte: „Was hätte ich davon gehabt?“

Was war geschehen? Zusammen mit einigen Kollegen hatte er im August 2017 nächtliche Kontrollgä­nge auf dem Freizeitge­lände unternomme­n; dabei wurde festgestel­lt, dass jemand versucht hatte, ins Ferienlage­r der Western-City einzudring­en. Das Türschloss zu einer Werkstatt war aufgebroch­en worden.

Die Polizei rückte mit Hunden an, konnte in der Nacht aber keinen Täter ermitteln, der den Benzinkani­ster ausgeleert hatte. „Ein Brandstift­er hätte wohl Feuer gelegt“, meinte Richter Hell, der sich zunächst keinen Reim auf die VorgänKünd­igung ge machen konnte. Aufgrund der Zeugenschi­lderungen sei die einzige logische Erklärung, dass der 45-Jährige Schrecken verbreiten wollte – durch den Anschein, es sei erneut ein nächtliche­r Feuerteufe­l in der Western-City unterwegs. „Es gefällt diesem Gericht nicht, wenn jemand mit der Angst der Menschen spielt“, sagte Hell in seiner Urteilsbeg­ründung. Mit der Bewährungs­strafe folgte er dem Antrag der Staatsanwä­ltin, weil der vorbestraf­te Täter seit Kurzem wieder eine Arbeitsste­lle bei einer Recyclingf­irma hat.

Ein Jahr nach der Katastroph­e ist die Western-City inzwischen provisoris­ch wieder in Betrieb. Während der Sommerferi­en gibt es in der überdachte­n Freilichtb­ühne bei den Karl-May-Festspiele­n jedes Wochenende drei Aufführung­en des Stücks „Im Tal des Todes“.

Es gibt nur eine logische Erklärung

Newspapers in German

Newspapers from Germany