Augsburger Allgemeine (Land West)
Heimtückische Rache für die Kündigung
Vor einem Jahr zerstörte ein Großbrand weite Teile der Western-City in Dasing. Wenige Wochen später macht erneut das Gerücht die Runde, es gehe schon wieder ein Feuerteufel um. Doch für einen 45-Jährigen kommt es anders
Aichach/Dasing Als ob der verheerende Großbrand im Juli vorigen Jahres für die Betreiber und die Mitarbeiter der Western-City in Dasing nicht schon schlimm genug gewesen wäre: Ein 45 Jahre alter Beschäftigte konnte seinen Zorn über die Kündigung nicht zügeln und täuschte ausgerechnet eine Brandstiftung vor. Gestern bekam er für sein Verhalten die Quittung der Justiz.
Wegen Vortäuschung einer Straftat hat das Aichacher Amtsgericht den 45-Jährigen zu einer Freiheitsstrafe von einem halben Jahr auf Bewährung und zur Zahlung von 1000 Euro verurteilt. Der vorbestrafte Angeklagte leugnete die Vorwürfe und kündigte nach der Urteilsverkündung an, dass er dagegen Berufung einlegen wolle.
Dass bei dem Prozess gestern eine gewisse knisternde Spannung in der Luft lag, hat mit der jüngeren Geschichte der Western-City zu tun: Ende Juli vorigen Jahres hatte ein Brandstifter im Dasinger Freizeitpark Western-City Feuer gelegt. Die rund 200 Feuerwehrleute konnten die Holzgebäude sowie das Wohnhaus des Gründers Fred Rai nicht mehr retten. Nur knapp kamen einige Mitarbeiter mit dem Leben davon. Und es war nicht zum ersten Mal, dass es in der Westernstadt brannte. In der unversehrt gebliebenen Arena hatten die Betreiber so gut improvisiert, dass wenige Wochen später die Karl-May-Festspiele stattfinden konnten.
Unterdessen musste der Betrieb nach dem Großbrand neu organisiert werden. Dazu hatten sämtliche Angestellten eine betriebsbedingte bekommen. Für die Wohnwagen auf dem Gelände, in denen einige der Beschäftigten lebten, gab es nach der Katastrophe weder Strom- noch Wasserversorgung. In einer SMS an mehrere Bekannte beschwerte sich deshalb einer der Mitarbeiter über seine Chefs: „Denen sind wir doch egal!“In der Tat sei die Stimmung in der Western-City in der Woche nach dem Brand ziemlich angespannt gewesen, sagte gestern ein halbes Dutzend Zeugen vor Gericht aus. Auch der Angeklagte war sauer, räumte er in der Verhandlung ein. Und darin sah Richter Walter Hell das Motiv für die vorgetäuschte Straftat: „Sie haben in einer Werkstatt Benzin ausgeschüttet, um den Leuten einen Schrecken einzujagen und sich für die Kündigung zu rächen“, hielt er dem 45-Jährigen vor. Das bestritt der Beschuldigte und sagte: „Was hätte ich davon gehabt?“
Was war geschehen? Zusammen mit einigen Kollegen hatte er im August 2017 nächtliche Kontrollgänge auf dem Freizeitgelände unternommen; dabei wurde festgestellt, dass jemand versucht hatte, ins Ferienlager der Western-City einzudringen. Das Türschloss zu einer Werkstatt war aufgebrochen worden.
Die Polizei rückte mit Hunden an, konnte in der Nacht aber keinen Täter ermitteln, der den Benzinkanister ausgeleert hatte. „Ein Brandstifter hätte wohl Feuer gelegt“, meinte Richter Hell, der sich zunächst keinen Reim auf die VorgänKündigung ge machen konnte. Aufgrund der Zeugenschilderungen sei die einzige logische Erklärung, dass der 45-Jährige Schrecken verbreiten wollte – durch den Anschein, es sei erneut ein nächtlicher Feuerteufel in der Western-City unterwegs. „Es gefällt diesem Gericht nicht, wenn jemand mit der Angst der Menschen spielt“, sagte Hell in seiner Urteilsbegründung. Mit der Bewährungsstrafe folgte er dem Antrag der Staatsanwältin, weil der vorbestrafte Täter seit Kurzem wieder eine Arbeitsstelle bei einer Recyclingfirma hat.
Ein Jahr nach der Katastrophe ist die Western-City inzwischen provisorisch wieder in Betrieb. Während der Sommerferien gibt es in der überdachten Freilichtbühne bei den Karl-May-Festspielen jedes Wochenende drei Aufführungen des Stücks „Im Tal des Todes“.
Es gibt nur eine logische Erklärung