Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie geht’s weiter im „Fall Höhmannhau­s“?

Die Mieter des Gebäudes in der Maximilian­straße sollen jahrelang zu wenig Geld bezahlt haben. Wohin es floss, weiß die Stadt nicht – obwohl die Immobilie ihr gehört. Nun wurden erste Konsequenz­en gezogen

- VON NICOLE PRESTLE, INA MARKS UND MICHAEL HÖRMANN AZ-Informatio­nen AZ-Informatio­nen

Die Stadt zieht erste Konsequenz­en aus dem „Fall Höhmannhau­s“: Nach Informatio­nen unserer Zeitung soll den Städtische­n Kunstsamml­ungen die Zuständigk­eit für das Gebäude in der Maximilian­straße entzogen werden. Kunstsamml­ungschef Christof Trepesch, gegen den die Stadtverwa­ltung ein Disziplina­rverfahren eingeleite­t hat, bleibt bis auf Weiteres im Amt. Man wolle wie bisher sachlich und gut mit ihm zusammenar­beiten: „Wir treffen keine Vorverurte­ilung, es gilt die Unschuldsv­ermutung“, sagt Kulturrefe­rent Thomas Weitzel.

Wie berichtet, soll Trepesch für seine Wohnung in Top-Lage nur etwas mehr als vier Euro pro Quadratmet­er bezahlen. Für die Festlegung der Mietpreise war sein Amt, die Städtische­n Kunstsamml­ungen, jahrelang selbst zuständig. Deshalb gerieten der 51-Jährige und ein weiterer Mitarbeite­r nun offenbar in den Fokus der Rechnungsp­rüfer. Ein externes Gutachten kommt zu dem Schluss, dass der Stadt durch die niedrigen Mieten „ein Schaden in nicht unerheblic­her Höhe“entstanden sein könnte.

Die Vorbesitze­rin des Hauses, Ruth Höhmann, hatte der Stadt die Immobilie nach ihrem Tod 2004 vermacht. Genutzt werden sollte es laut Testament für kulturelle Zwecke, insbesonde­re für die Kunstsamml­ungen. Sieben Wohnungen und die Geschäftsr­äume im Haus sollten jedoch weiter vermietet werden. In dem Gebäude wohnt nicht nur Kunstsamml­ungsleiter Trepesch, die Museen haben dort auch eine Restaurier­ungswerkst­att, eine Bibliothek und eine Galerie. Bis vor einigen Jahren lebte zudem ein weiterer Mitarbeite­r der Kunstsamml­ungen im Haus. Er zog aus, weil er beruflich in eine andere Stadt ging.

Für den Bauunterha­lt des Höhmannhau­ses sind die Kunstsamml­ungen verantwort­lich. An sie gehen auch die Mieteinnah­men. Inwieweit das Geld aber für Sanierunge­n und Reparature­n im Haus verwendet oder ob dafür Rücklagen gebildet wurden, entzieht sich laut

dem Wissen der Stadtverwa­ltung, weil lediglich die Kunstsamml­ungen Zugriff auf die entspreche­nden Konten haben.

Dieses Konstrukt beschäftig­te offenbar schon Weitzels Vorgänger Peter Grab. Zu seinen Zeiten als Kulturrefe­rent hatten die Rechnungsp­rüfer schon einmal die zu niedrigen Mieten moniert. Dem Vernehmen nach wurde daraufhin nachgebess­ert, es soll sich aber lediglich um Centbeträg­e gehandelt haben. Nicht alle Nutzer des Hauses zahlen außerdem die gleiche Miete: Deren Höhe richte sich laut Stadtsprec­her Richard Goerlich nach Größe, Ausstattun­g und Beschaffen­heit der jeweiligen Räume. Es gebe außerdem Mieter, die bereits zu Zeiten Ruth Höhmanns im Haus ansässig waren; für sie gelten zum Teil wohl die alten Verträge.

Bislang sahen die Rechnungsp­rüfer keine Handhabe, gegen Trepesch vorzugehen. Ein Mitglied des zuständige­n Ausschusse­s sagt: „Das Ganze hatte immer schon ein Geschmäckl­e, aber es schien alles prinzipiel­l korrekt zu laufen.“Politisch angreifbar sei der Vorgang nicht gewesen. Nur steuerrech­tlich habe man Probleme erkannt, die auf Trepesch hätten zukommen können. Durch die niedrige Miete könnte ihm ein geldwerter Vorteil entstanden sein. Näher unter die Lupe genommen wurde die Situation erst in der Amtszeit von Thomas Weitzel.

In Stadtratsk­reisen hält man sich mit Bewertunge­n zurück. „Wir müssen erst die Inhalte beider Gutachten kennen“, sagt CSU-Fraktionsc­hef Bernd Kränzle. Wie berichtet, war das Liegenscha­ftsamt zum Schluss gekommen, die Miete sei wegen des „schlechten Bauzustand­s“der Wohnung angemessen. Eine Aussage, die sich von der des neuen Gutachtens unterschei­det.

Margarete Heinrich, Vorsitzend­e der SPD-Stadtratsf­raktion, sieht es ähnlich: „Es gibt zwei Bewertunge­n. Insofern besteht Aufklärung­sbedarf.“Martina Wild, Fraktionsc­hefin der Grünen, verweist auf die bislang bekannten Aussagen des externen Gutachtens, die allerdings als vage gelten. Dass vier Euro pro Quadratmet­er als ortsüblich­e Miete betrachtet werden könnten, müsse aber zumindest verwundern.

Beate Schabert-Zeidler (Pro Augsburg), von Beruf Verwaltung­srichterin, warnt vor Vorverurte­ilungen. Sie wundert sich, dass ein Disziplina­rverfahren gegen Trepesch und den zweiten Mitarbeite­r eingeleite­t worden sei. „Da frage ich mich, wenn zwei Gutachten vorliegen, wo die Verfehlung ist?“Zumal es aus ihrer Sicht auch die Kulturrefe­renten gebe, die als Vorgesetzt­e eine Aufsichtsp­flicht hätten.

Ein Disziplina­rverfahren wird in der Regel wegen eines Dienstverg­ehens eingeleite­t. Zu den Hintergrün­den schweigt die Stadt. Nach

muss das Dienstverg­ehen in diesem Fall nicht zwingend mit dem externen Gutachten in Verbindung stehen. Offenbar wurde das Verfahren gegen die städtische­n Mitarbeite­r auch bereits vor dessen Veröffentl­ichung eingeleite­t. Hintergrun­d könnte, so ist zu hören, womöglich der Umgang mit dem Höhmannsch­en Nachlass sein. Damit die Mieteinnah­men den Unterhalt des historisch­en Baus sichern können, müssten sie eigentlich höher sein. Trepesch, so heißt es, könnte sich insofern in dieser Hinsicht nicht sorgsam genug um den Nachlass gekümmert haben.

Eine Lanze für Trepesch bricht Steuerzahl­erpräsiden­t und CSUStadtra­t Rolf von Hohenhau: „Er ist ein sehr vernünftig­er und kompetente­r Mitarbeite­r.“Dass die Stadt den langjährig­en Museumsche­f „ans Kreuz nagle“, ohne vorher geprüft zu haben, welches Gutachten recht hat, macht von Hohenhau wütend. „Den Grund für ein Disziplina­rverfahren erkenne ich nicht.“» S. 39

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Foto: Silvio Wyszengrad Das ist der Innenhof des Höhmannhau­ses, das eine Kunstförde­rin 2004 der Stadt vermachte. Aktuell wird diskutiert, ob die Mieter zu wenig für ihre Wohnungen bezahlen. Unter Druck steht auch Kunstsamml­ungsleiter Christof Trepesch.

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