Augsburger Allgemeine (Land West)
Tradition muss nicht altmodisch sein
Der Plärrer ist seit Jahren ein Erfolgsmodell. Schausteller, Wirte und Stadt haben gemeinsam dafür gesorgt, dass das Fest attraktiv ist. Das Volksfest hatte in den vergangenen Jahren auch deshalb richtige Boom-Zeiten. Allerdings: Ob dieser Aufschwung dauerhaft so anhält, dafür gibt es keine Garantie. Und für Tradition ist auf dem Plärrer immer weniger Platz. Zwar tragen viele jungen Gäste mit Freude Lederhose und Dirndl. Doch sie suchen vor allem die Party in den Zelten. Wer es traditioneller haben will, findet zunehmend weniger Anlaufstellen. Ältere Besucher trauern zum Beispiel noch immer der Hühnerbraterei EbertMiller nach, in der man auch abends gemütlich sitzen konnte. Die Schiffschaukel ist still und leise verschwunden, einen Hau-den-Lukas gibt es auch nicht mehr.
Vor vier Jahren hatten Schausteller und Stadt erstmals den Gedanken, mit einem „historischen Plärrer“diesem Bedürfnis wieder mehr Raum zu verschaffen. Der Nostalgie-Teil wurde damals sehr gut angenommen. Ältere Augsburger kamen und erzählten ihren Kindern und Enkeln, wie es früher auf dem Plärrer war. Das wird nun bestimmt wieder ein Erfolg. In München gibt es das auf der „Oiden Wiesn“. Dort gibt es sogar ein eigenes Festzelt, mit einem besonderen Musikprogramm. Keine Schlager und Pophits, sondern traditionelle und moderne Volksmusik, die derzeit ja ohnehin eine Blütezeit erlebt, gerade bei jüngeren Menschen. Solche Volksmusik ist nicht altbacken, sondern liegt im Trend. Schade, dass es für diese Form der Tradition auf dem Plärrer nach wie vor keinen Platz gibt.