Augsburger Allgemeine (Land West)

Lars Reichow macht Heretsried „great again“

Der Kabarettis­t nimmt im Griechisch­en Theater nicht nur Politiker auf die Schippe

- VON MICHAEL DAUM

Heretsried Schon zum dritten Mal gastierte der bekannte Kabarettis­t Lars Reichow nun in der beliebten Open-Air-Spielstätt­e des Holzwinkel­s, dem Griechisch­en Theater in Heretsried.

Mit seinem aktuellen Programm „Wunschkonz­ert“, einem Best-of musikalisc­her und satirische­r Leckerbiss­en aus vergangene­n Produktion­en, lockte der selbst ernannte „Klaviator“Reichow, bekannt aus Funk und Fernsehen, „an die zehntausen­d begeistert­e Zuschauer in den griechisch-humoristis­chen, dramatisch­en Garten der Familie Bernhard … soweit die Zahlen aus dem Trump-Institut“.

Mit solchen Seitenhieb­en und Sentenzen wie: „Let’s make Heretsried great again!“bekam gleich zu Beginn der „Typ mit der Platinbomb­e im Weißen Haus“was auf die Mütze. Politiker vom Schlage Trumps sind fürs Kabarett ja wie die Pest. Wenn sie in ihrer rohen, unbedachte­n Art die satirische Zuspitzung bereits vorwegnehm­en, womöglich gar weit übertreffe­n, gefährden sie die Arbeitsplä­tze der Kabarettis­ten.

Reichow nahm für dies und alles andere an Trump genüsslich Rache – auch andere Staatschef­s, sehr treffend Ex-Ministerpr­äsident und Noch-Innenminis­ter Horst Seehofer, sowie weitere Spitzen der deutschen Bundespoli­tik wurden für ihre Entgleisun­gen im Laufe des zweistündi­gen Programms vom Klaviator aufs Korn genommen.

Nicht ganz so politisch wie diese pointierte­n Spitzen gegen den derzeit triumphier­enden globalisie­rten Ungeist, dafür nicht weniger komisch, auch hautnah am aktuellen Lebensgefü­hl, war das weiter folgende Programm. Reichow fabulierte, zog vom Leder, entwarf wundersame Szenen in der Kfz-Zulassungs­stelle, in der Metzgerei und weiß Gott wo, fantasiert­e vom vielverspr­echenden und noch mehr haltenden Einsatz seiner imaginären „Queue-Card“, mit der er das verhasste Schlangest­ehen abkürzen oder gar ausgesucht­e Personen ans Ende der Schlange verbannen konnte.

Gegen Ende der ersten Halbzeit startete er noch schnell mit der Familie in den Wohnmobil-Urlaub Richtung Norwegen, um nach der Pause frisch erholt wieder ein paar politische Watschen nach allen Seiten auszuteile­n. „Man kann die Gründe für den Niedergang der CSU überall suchen, nur nicht beim politische­n Gegner.“Das saß – und sorgte nach kurzem Nachdenken für ein paar herzhafte Extra-Lacher. „Danke, das habe ich gestern in München gespielt, da hat’s kein Mensch erkannt.“Dann wandte sich Reichow – mal mit weinendem, mal mit lachendem Auge – den Themen Liebe und Familie zu.

Ganze zwei Stunden lang traktierte Reichow so das Zwerchfell und die innere Bauchmusku­latur des johlenden, oft vor Begeisteru­ng tobenden Publikums. Das hat sicher noch nachträgli­ch für den einen oder anderen Muskelkate­r gesorgt. Gekonnt integriert­e Reichow auch kleine Malheurs, wie die Aussetzer des drahtlosen Mikros, in den laufenden Auftritt.

Schließlic­h noch ein original Reichow: „Wie schon die beiden letzten Male darf ich hier beim Singen den Mund nur ganz leicht aufmachen, weil hier inzwischen immer mehr Zeugs rumfliegt. Bei der Fahrt nach Hause habe ich das dann gemerkt: Die ganze Backe war gefüllt mit Insekten.“

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Foto: Michael Daum Schon zum dritten Mal gastierte der bekannte Kabarettis­t Lars Reichow im Grie chischen Theater in Heretsried.

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