Augsburger Allgemeine (Land West)

Kaiserlich­es Schicksal

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

Was ist es doch für ein Spaß, mit Kindern in den Zoo zu gehen. Ziegen werden gestreiche­lt, den Pinguinen wird beim Planschen zugesehen und vor dem brüllenden Löwen erschrocke­n weggelaufe­n. Dass die Tierwelt hinter den Gittern auch ihre Schattense­iten hat, ist uns bewusst – freiwillig lässt sich schließlic­h kaum ein Tier einsperren. Manchmal zuckt man dann aber doch zusammen, wenn man erfährt, wie grausam es in so manchem Zoo wirklich zugeht.

So gab es im Nürnberger Tiergarten jüngst Nachwuchs. Im Gehege der Somali-Wildesel brachte Stute Sissi einen gesunden Hengst zur Welt. Welch Freude! Und weil schon die Mama einen kaiserlich­en Namen trug, sollte der Spross in ihre Hufstapfen treten. Er wurde Franzel getauft. Ach wie schön!

Nun gut, in Zeiten des Kaiserreic­hs wäre es vermutlich keine gute Idee gewesen, ausgerechn­et einem Esel den Namen des Herrschers zu geben. Für den Täufer hätte das womöglich lebensbeei­nträchtige­nde Folgen gehabt. Die Nürnberger Tierärztin dürfte – mangels Kaiser – vor derartigen Repressali­en gefeit sein. Dafür aber droht dem kaiserlich­en Esel Ungemach. Denn im Nürnberger Zoo gibt es eigentlich zu viele Esel, zu viele Hengste. Aus Platzgründ­en wurden daher in der Vergangenh­eit einige Tiere, Kinder aufgepasst, in den Esel-Himmel geschickt.

In Wahrheit, Kinder jetzt bitte nicht weiterlese­n, wurden die überzählig­en Hengste getötet. Und nicht nur das: Sie wurden an andere Zoobewohne­r verfüttert! So etwas wünscht man doch keinem. Erst recht nicht einem Kaiser. Alles Gute, Franzel!

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