Augsburger Allgemeine (Land West)
Kaiserliches Schicksal
Was ist es doch für ein Spaß, mit Kindern in den Zoo zu gehen. Ziegen werden gestreichelt, den Pinguinen wird beim Planschen zugesehen und vor dem brüllenden Löwen erschrocken weggelaufen. Dass die Tierwelt hinter den Gittern auch ihre Schattenseiten hat, ist uns bewusst – freiwillig lässt sich schließlich kaum ein Tier einsperren. Manchmal zuckt man dann aber doch zusammen, wenn man erfährt, wie grausam es in so manchem Zoo wirklich zugeht.
So gab es im Nürnberger Tiergarten jüngst Nachwuchs. Im Gehege der Somali-Wildesel brachte Stute Sissi einen gesunden Hengst zur Welt. Welch Freude! Und weil schon die Mama einen kaiserlichen Namen trug, sollte der Spross in ihre Hufstapfen treten. Er wurde Franzel getauft. Ach wie schön!
Nun gut, in Zeiten des Kaiserreichs wäre es vermutlich keine gute Idee gewesen, ausgerechnet einem Esel den Namen des Herrschers zu geben. Für den Täufer hätte das womöglich lebensbeeinträchtigende Folgen gehabt. Die Nürnberger Tierärztin dürfte – mangels Kaiser – vor derartigen Repressalien gefeit sein. Dafür aber droht dem kaiserlichen Esel Ungemach. Denn im Nürnberger Zoo gibt es eigentlich zu viele Esel, zu viele Hengste. Aus Platzgründen wurden daher in der Vergangenheit einige Tiere, Kinder aufgepasst, in den Esel-Himmel geschickt.
In Wahrheit, Kinder jetzt bitte nicht weiterlesen, wurden die überzähligen Hengste getötet. Und nicht nur das: Sie wurden an andere Zoobewohner verfüttert! So etwas wünscht man doch keinem. Erst recht nicht einem Kaiser. Alles Gute, Franzel!