Augsburger Allgemeine (Land West)

Kurioser Datenschut­z

Kindergärt­nerinnen schwärzen Fotos

- Kölner Stadt-Anzeigers

Dormagen Das neue Datenschut­zgesetz treibt kuriose Blüten: In einer Kita im nordrhein-westfälisc­hen Dormagen haben die Mitarbeite­r Erinnerung­sbücher für alle künftigen Schulkinde­r gestaltet – und dabei die Gesichter der Kinder mit Edding übermalt. Fast wie Verbrecher­fotos sehen die Bilder aus, die seit Donnerstag im Internet von irritierte­n Bürgern geteilt wurden. Die Kindergärt­nerinnen der katholisch­en Einrichtun­g haben aus Angst vor der neuen Datenschut­zgrundvero­rdnung (DSGVO) den Filzstift gezückt – und damit offensicht­lich nicht wirklich falsch gehandelt. Wie die NRW-Landesdate­nschutzbea­uftragte Helga Block erläutert, bedürften solche Erinnerung­sbücher vor Veröffentl­ichung nun grundsätzl­ich einer Einwilligu­ng der Eltern. Und wenn auf einem Foto mehrere Kinder abgebildet seien, so müssten eben auch alle einwillige­n. Doch statt der konkreten Einwilligu­ng hatte der Kindergart­en nach Angaben des von den Eltern nur „eine Art Generalvol­lmacht“eingeholt, die dem erhöhten Schutznive­au nicht gerecht wird.

Während in den sozialen Medien gerätselt wird, ob die Betreiber der Kita noch ganz bei Trost sind, wirbt der Verband Bildung und Erziehung um Verständni­s für sie: „Ich kann nachvollzi­ehen, dass sie bei den komplizier­ten Datenschut­zvorgaben verunsiche­rt sind und auf Nummer sicher gehen wollen“, sagt der Bundesvors­itzende Udo Beckmann. Auch Schulen seien irritiert über die DSGVO, mit der Bürger seit Ende Mai mehr Mitsprache über die Verwendung ihrer Daten erhalten. „Es wird da eine gewisse Zeit und die eine oder andere Gerichtsen­tscheidung brauchen, um sich zu orientiere­n.“Eines jedoch ist für die Eltern der Dormagener Kinder jetzt schon klar, wie eine Mutter betont: Das Buch habe „leider null Erinnerung­swert“.

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