Augsburger Allgemeine (Land West)

„Made in Germany“nur noch zweite Wahl

Nach dem WM-Titel 2014 lag die Fußball-Welt den deutschen Spielern zu Füßen. Vier Jahre später hat das Interesse stark nachgelass­en. Für die meisten finden sich nur Durchschni­tts-Clubs

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Hannover Der Bedeutungs­verlust des deutschen Fußballs schlägt sich auch auf dem internatio­nalen Transferma­rkt nieder. „Made in Germany“ist im Ausland derzeit kein Gütesiegel mehr, Spieler aus der Bundesliga sind meist nur zweite Wahl. Ein Königstran­sfer eines deutschen Spielers fehlt in diesem Sommer noch, statt Barcelona, Liverpool oder Paris heißen die neuen Clubs der deutschen Profis nur Fulham, Crystal Palace oder Moskau.

Lediglich Emre Can, von Bundestrai­ner Joachim Löw nicht für die am Ende desaströse WM-Mission in Russland nominiert, fand einen neuen Arbeitgebe­r mit klangvolle­m Namen. Vom FC Liverpool zog es ihn zu Juventus Turin, wo er in der kommenden Saison mit einem gewissen Cristiano Ronaldo zusammensp­ielen darf. Doch ansonsten bewegen sich die neuen Vereine der ins Ausland gewechselt­en Bundesliga-Profis eher im Mittelklas­se-Segment. Sinnbildli­ch für die stark nachgelass­ene Nachfrage nach Spielern aus Deutschlan­d stehen André Schürrle, Benedikt Höwedes und Max Meyer. Sie alle haben eine durchwachs­ene Zeit hinter sich. Doch sie und ihre Berater waren lange dennoch felsenfest überzeugt davon, dass es auf dem seit einigen Jahren völlig überhitzte­n Transferma­rkt schon adäquate Clubs für sie geben würde. Schürrle und Höwedes sind immerhin Weltmeiste­r und mangels Nominierun­g auch nicht für das Desaster von Kasan verantwort­lich zu machen. Meyer gewann mit der DFB-Elf vor zwei Jahren in Rio de Janeiro die Silbermeda­ille und zählte im vergangene­n Jahr zu jenem U21-Team, dem nach dem Gewinn der Europameis­terschaft mancher Experte nahezu den kompletten Übergang in Löws WM-Kader 2018 prophezeit­e. Meyers Berater Roger Wittmann sah in seinem Schützling gar einen Profi mit Zeug zum „Weltklasse­spieler“– und war mit seiner Einschätzu­ng so weit von der Realität entfernt wie die DFBElf in Russland von der Titelverte­idigung. Denn bei den europäisch­en Topclubs hatte niemand das Trio auf dem Zettel.

So kickt Schürrle in der neuen Spielzeit beim FC Fulham, gerade erst wieder in die englische Premier League aufgestieg­en. Meyer steht vor einem Engagement bei Crystal Palace, blasser Elfter der vergangene­n Saison. Und Höwedes wechselte in die internatio­nal bedeutungs­losen russischen Liga zu Meister Lokomotive Moskau, der immerhin in der Champions League spielt. Finanziell braucht man sich um die drei Profis keine Sorgen zu machen – sportlich bedeuten die Wechsel aber eher Ab- denn Aufstieg. Die Transfers zeigten, „dass man sich auf dem verführeri­schen neuen Markt auch verlaufen kann“, schrieb die Süddeutsch­e Zeitung am Donnerstag. Und ohne den Glanz von Weltmeiste­rtitel und Erfolgen in der Champions League ist die Marke Deutschlan­d internatio­nal eben nur noch wenig gefragt.

Aus dem WM-Kader wird nur Jérôme Boateng bei Topclubs wie Paris St. Germain gehandelt. Der Rest der abgestürzt­en Weltmeiste­r hat durch seine blassen Auftritte in Russland bei niemandem Interesse geweckt.

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Foto: dpa Raus mit Applaus: Max Meyer hat Schal ke verlassen. Möglicherw­eise spielt er zukünftig für Crystal Palace.
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Foto: dpa Bei der WM 2014 Stammspiel­er: Bene dikt Höwedes, spielt zukünftig in der rus sischen Liga.
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Foto: dpa Vorlagen Geber im WM Finale 2014: Sebastian Schürrle hat beim Aufsteiger FC Fulham unterschri­eben.

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