Augsburger Allgemeine (Land West)

Nase zu, Ohren auf

Im Spectrum versagen zwar die meisten Deos, aber dafür entschädig­en The Hooters auf der Bühne

- VON WOLFGANG LANGNER

32 Grad, Grill- und Biergarten­wetter – wer will da The Hooters sehen? Als der Zeiger immer mehr auf 20 Uhr rückt, stellt man sich dann die Frage: „Wer will The Hooters eigentlich nicht sehen? Das Spectrum füllt sich bis zum Anschlag und in die Location quetschen sich wohl fast 900 Leute. Während draußen sich das Wetter mit 32 Grad stabilisie­rt, sind es drinnen gefühlte 40 Grad.

Selten hat man im Spectrum wohl so viele behaarte Männerbein­e gesehen wie an diesem Abend. Natürlich sind auch genügend Frauen da, aber auffallend ist nun mal, dass man(n) sich entschiede­n hat, kurze Hosen zu tragen. Die meisten Deos versagen bei dieser Hitze. Transpiri, transpira – aber für The Hooters gilt: Nase zu und durch.

Und spätestens als The Hooters gleich zum Auftakt „You never know who your friends are“, das Spectrum rocken, wird schnell klar, Biergarten und grillen wird überschätz­t.

Als The Hooters im Jahr 1980 in Philadelph­ia gegründet wurden, schwappte in Deutschlan­d gerade die „Neue Deutsche Welle“durch die Republik und wer auf diese keinen Bock hatte, war bei den „Hooters“gut aufgehoben. Es gibt vor allem wenige Bands, die so vielseitig sind wie die sechs Amerikaner um ihre beiden Bosse, den Sänger und Gitarriste­n Eric Bazilian und Orgler Rob Hyman der auch perfekt, wie er an diesem Abend zeigt, mit dem Akkordeon umgehen kann.

Der 68-jährige Hyman hat ohnehin einiges auf dem Kasten. Er, ist einer dem die Stars vertrauen. So hat Hyman für Cyndi Lauper „Time after Time“geschriebe­n, das die Band auch im Zugabentei­l präsentier­te. Ebenso war Hyman schon für Patti Smith oder Jon Bon Jovi aktiv. Der charismati­sche Bazilian mit seiner unvergleic­hlichen Haartolle füllt dagegen mit seiner unglaublic­hen Präsenz die Frontmann-Rolle aus. Aber auch der Rest der Band wie der Schlagzeug­er David Uosikkinen, der Bassist Fran Smith jr., Gitarrist John Lilley und Tommy Williams (ebenfalls Gitarre können sich hören und sehen lassen).

Die Jungs aus „Phili“haben unglaublic­hen Spaß auf der Bühne und geben über 150 Minuten Gas. Dazu eine Verneigung an Don Henley, dessen „Boys of Summer“sie covern. Aber auch „Teufelszeu­g“von den großen Beatles bringen The Hooters zum Vorschein. Selten kam „Lucy in the Sky with Diamonds“so mondän daher wie an diesem Abend. Aber natürlich haben The Hooters genug eigenes Material um den Saal zum Kochen zu bringen. Beim Titel „Day by Day“wird lauthals mitgegrölt. Die 40 Grad plus spielen da schon längst keine Rolle mehr. Natürlich und wie immer „Satellite“, „Johnny B.“oder „All you Zombies“. The Hooters bleiben keinem etwas schuldig. Ihre ganze Brillanz kommt schließlic­h in der Verlängeru­ng zum Vorschein. „Give the Music back“oder „Boys will be Boys“rocken die letzten Schweißper­le aus der Achsel. Genial dann auch die Verabschie­dung. Denn der letzte Song war, man glaubt es kaum, eine Reminiszen­z an die Neue Deutsche Welle: „Major Tom.“

 ?? Foto: Wolfgang Diekamp ?? Eric Bazilian hat gut Lachen. Seine Jungs (links Fran Smith jr., rechts John Lilley) ha ben prächtig funktionie­rt.
Foto: Wolfgang Diekamp Eric Bazilian hat gut Lachen. Seine Jungs (links Fran Smith jr., rechts John Lilley) ha ben prächtig funktionie­rt.

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