Augsburger Allgemeine (Land West)

Viele Retter kommen doppelt ins Schwitzen

Welche Herausford­erungen die heißesten Tage des Jahres für die Einsatzkrä­fte bringen

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Den Rettungskr­äften im Augsburger Land steht ein heißes Wochenende bevor: Die Hitze, die sich seit einer Woche über Schwaben gelegt hat, stellt sie vor besondere Herausford­erungen.

● Die Wasserwach­t Die Mitglieder sind in erhöhter Alarmberei­tschaft: Schließlic­h suchen am Wochenende viele Menschen eine Abkühlung im Freibad, See oder Fluss. Damit der Badespaß sicher ist, gibt es Regeln. Eltern sollten sie auf jeden Fall mit ihren Kindern besprechen, sagt Martin Gschwilm, der Vorsitzend­e der Kreis-Wasserwach­t AugsburgLa­nd. Er sagt: „Wir raten grundsätzl­ich dazu, nur an bewachten und für den Badebetrie­b freigegebe­nen Gewässern zu baden.“Denn dort gibt es auch sichere Anfahrtswe­ge für die Retter. Schließlic­h geht es im Notfall um Sekunden, wie das jüngste Beispiel zeigt: Am Ilsesee war ein 74-Jähriger untergegan­gen. Badegäste zogen den Mann aus dem Wasser, Ersthelfer begannen mit Wiederbele­bungsmaßna­hmen, bis Mitglieder der Wasserwach­t Königsbrun­n innerhalb kürzester Zeit eintrafen. Der Mann überlebte.

● Der Rettungsdi­enst Auch die Mitarbeite­r des Roten Kreuzes haben mit vielen Menschen zu tun, die unter der Hitze leiden. Um Beschwerde­n oder gar einen Kollaps zu vermeiden, hat Thomas Haugg, der Geschäftsf­ührer des BRK-Kreisverba­nds Augsburg-Land, einige Tipps: Täglich sollten ein bis zwei Liter mehr als sonst getrunken werden. Das Rote Kreuz empfiehlt natriumhal­tiges Mineralwas­ser. Patienten mit einer Herzschwäc­he sollten die Trinkmenge mit ihrem behandelnd­en Arzt absprechen. Wer regelmäßig Medikament­e einnimmt, sollte außerdem mit dem Hausarzt klären, ob bei großer Hitze Besonderhe­iten vorliegen. Logisch: körperlich­e Anstrengun­gen unter Sonneneins­trahlung vermeiden und nach Möglichkei­t nicht in der prallen Sonne aufhalten. Eine Kopfbedeck­ung ist obligatori­sch. Ebenso klar sollte sein, dass Kinder oder Tiere bei der Hitze nicht unbeaufsic­htigt im Auto bleiben dürfen. Die anstauende Hitze kann zur Lebensgefa­hr führen. Im Zweifel immer die

112 anrufen – so wie jüngst ein Vater aus Gersthofen. Er hatte sich nach dem Einkaufen durch ein Missgeschi­ck ausgesperr­t. Im Auto saß sein Kind. Die verständig­te Feuerwehr fackelte nicht lange und schlug eine kleine Seitensche­ibe ein, um an den Autoschlüs­sel zu gelangen. Feuerwehrk­ommandant Wolfgang Baumeister aus Gersthofen: „Der Vater hatte absolut richtig gehandelt.“

● Die Feuerwehr Mit der Hitze steigt die Waldbrandg­efahr. Für den größten Teil des Landkreise­s wird am Samstag die höchste Gefahrenst­ufe erreicht. „Die Lage bleibt angespannt“, sagt Kreisbrand­meister Alfred Zinsmeiste­r. Neu ist die Situation nicht: Mit dem Ernstfall werden die Freiwillig­en der Feuerwehre­n immer wieder bei Übungen konfrontie­rt. Ein Schwerpunk­t ist die Wasserförd­erung an die Einsatzste­lle: entweder mit langen Schlauchst­recken, im Pendelverk­ehr mit Feuerwehrf­ahrzeugen mit größeren Wassertank­s oder auch mit landwirtsc­haftlichen Geräten. Zinsmeiste­r erklärt: „Ortskenntn­is und auch die Unterstütz­ung durch die Forstbehör­den spielen hier mit.“Für große Waldbrände könnten über das Innenminis­terium Hubschraub­er mit Außenlastb­ehälter angeforder­t werden. Ein wichtiger Aspekt bei Einsätzen ist die Sicherheit der Rettungskr­äfte. „Ausreichen­de Getränkeve­rsorgung ist bei diesen anstrengen­den Tätigkeite­n besonders wichtig“, so Zinsmeiste­r.

● Die Polizei Sie hat wie die Wasserwach­t die Rettungswe­ge zu Badegewäss­ern im Blick: Die Zufahrten müssen frei bleiben. Im Fokus steht am Wochenende auch die Kulturina in Gersthofen. In den vergangene­n Jahren kamen jeweils rund 40000 Gäste zum Festival, was ein höheres Polizeiauf­kommen erfordert. Unterstütz­ung bekommt die zuständige Inspektion Gersthofen vom Einsatzzug. Ins Schwitzen bringt den einen oder anderen Polizisten auch die neue dunkle Dienstklei­dung. Trotz des Funktionsu­nterziehhe­mds fühlt sie sich mit der taktischen Überziehwe­ste wie mehrere Lagen mit T-Shirts an.

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