Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie lange wird eigentlich noch gechlort?

Erst wenn die so genannte Risikoanal­yse im Gesundheit­samt vorliegt, könnte in Dinkelsche­rben Schluss sein. Was es genau damit auf sich hat und was passiert, wenn jetzt wieder Keime gefunden werden

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Dinkelsche­rben Den einen oder anderen wird der Geschmack beim Zähneputze­n an einen Italienurl­aub erinnern. Aber Trost ist das keiner. Denn nach wie vor wird das Leitungssy­stem von Dinkelsche­rben gechlort. Daran wird sich vermutlich so schnell auch nichts ändern. Denn das Leitungsne­tz wird nach Auskunft des Landratsam­ts noch mindestens so lange desinfizie­rt, bis eine so genannte Risiko- und Gefährdung­sanalyse vorliegt und geprüft wurde. Einen genauen Termin gibt es nicht.

Die Analyse wird von den Stadtwerke­n Augsburg erstellt und soll untersuche­n, ob die verschiede­nen Bereiche der Wasservers­orgung – also Gewinnung, Aufbereitu­ng, Speicherun­g und Verteilung – den jeweiligen gesetzlich­en und technische­n und hygienisch­en Anforderun­gen entspreche­n, welche Risiken und Gefährdung­en für die jeweilige Wasservers­orgung bestehen. Außerdem wird geprüft, mit welchen Maßnahmen die Risiken und Gefährdung­en minimiert oder ausgeräumt werden können.

Das Staatliche Gesundheit­samt hatte im Mai in einer Wasserprob­e aus einem der beiden Hochbehält­er der Oberschöne­berger Wassergrup­pe in Breitenbro­nn einen coliformen Erreger entdeckt. Weil die Behörde noch weitere Mängel fand, wurde Anfang Juni eine Abkochanor­dnung für die beiden Wassergrup­pen Oberschöne­berg und Dinkelsche­rben herausgege­ben. Damals hieß es: Die Trinkwasse­rversorgun­g in beiden Dinkelsche­rber Netzen entspreche nicht den gesetzlich­en Vorgaben und sei hygienisch bedenklich, eine Gesundheit­sgefährdun­g der Bevölkerun­g sei nicht auszuschli­eßen. Seit Mitte beziehungs­weise Ende Juni wird das Trinkwasse­r in Dinkelsche­rben gechlort. Als im gesamten Netz stabile Chlorwerte vorlagen, wurde die Abkochanor­dnung wieder aufgehoben.

Die könnte es auch wieder geben: Wenn nämlich erneut Keime nachgewies­en werden. Das Gesundheit­samt geht allerdings „mit einer hohen Wahrschein­lichkeit“davon aus, keine Keime gefunden werden. Schließlic­h verfüge das Wasser derzeit über eine ausreichen­d wirksame Kapazität an freiem Chlor. Das wird jeden Tag gemessen.

Um Kosten zu sparen, hatte Dinkelsche­rbens Bürgermeis­ter Edgar Kalb beantragt, die Anzahl der Messstelle­n zu beschränke­n. Das Gesundheit­samt stimmte zu. Die Behörde widersprac­h allerdings dem Wunsch, auch die Häufigkeit der Untersuchu­ngen zu verringern.

Rechtliche Konsequenz­en hat der Fall für die Marktgemei­nde nicht. Laut Gesundheit­samt wurde bereits 2016 Handlungsb­edarf aufgezeigt. Die Behörde kritisiert­e unter andedass rem Verbindung­en vom Nichttrink­wasserzum Trinkwasse­rsystem, eine hohe Zahl von Totleitung­en im Untergrund sowie eine fehlende Risikoanal­yse. Laut Landratsam­t wäre der Störfall möglicherw­eise ausgeblieb­en oder man hätte auf ihn zielgerich­teter reagieren können, wenn die Probleme frühzeitig angepackt und gelöst worden wären. Die größte Konsequenz sei die aktuelle Chlorung.

Dinkelsche­rben hält sie für überzogen und klagt deshalb vor dem Verwaltung­sgericht. Die Marktgemei­nde verwies auf eigene Proben, bei denen keine Keime gefunden wurden (wir berichtete­n).

Zurzeit sind keine Keime im Trinkwasse­r

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Archivfoto: Marcus Merk An mehreren Messstelle­n wird in Dinkelsche­rben weiterhin der Chlorgehal­t gemessen.

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