Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie der HSV die zweite Liga bereichert
Die zweite Fußball-Bundesliga führt ein Schattendasein. Vor ihr steht übermächtig die Bundesliga, die alles Interesse auf sich zieht. Da mag sie noch so sehr zum deutschen Profi-Fußball beitragen. Was ihr bleibt ist zweitklassig.
Umso schöner aus Sicht der Schattenliga, dass ihr die große Fußball-Bühne in diesen Wochen alleine gehört. Die Bundesliga pausiert noch, von Mesut Özil ist nichts mehr zu erwarten und die Republik hat sich erschöpft aus der Diskussion um die Integration von Fußball-Millionären und den Scheingefechten mit Rassismuskeulen in den Schatten verzogen. Passend auch, dass Joachim Löw erst am 24. August seine Analyse des deutschen WM-Desasters präsentieren wird. Der Bundestrainer hat sich derart in Luft aufgelöst, dass zu befürchten ist, er könnte noch immer abgeschottet in der Frankfurter DFB-Zentrale über WMAufstellungen brüten. Die Öffentlichkeit hat ihn vor drei Wochen einziehen, aber nicht mehr herauskommen sehen.
Gut für die zweite Liga. Nur der omnipräsente FC Bayern, der gestern Abend gegen Manchester United kickte, dämpfte die Träume der zweiten Liga vom Soloprogramm. Ohne dass jemand sagen konnte, worum es in dem Kick ging, waren wieder 75 000 Zuschauer in die Allianz-Arena gepilgert.
Es bleibt also nichts, als das Beste aus der Zweitklassigkeit zu machen. Das Überraschende, nicht das Erwartete bieten. Unter diesem Motto ist der Hamburger SV schon am Freitag ganz im Sinne der Liga gestartet. Eigentlich sind die Hamburger neben dem 1. FC Köln fest für den Wiederaufstieg gebucht, was angesichts des wirtschaftlichen und sportlichen Potenzials auch kaum zu vermeiden sein sollte. Wäre der HSV hanseatisch kühl in die Liga gestartet, keiner hätte ein Wort darüber verloren. Ein krachendes 0:3 vor 57 000 überwiegend erwartungsfrohen HSV-Fans gegen die Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 e. V. mit ihren
1262 Mitgliedern dagegen, das beschert der zweiten Liga Aufmerksamkeit, darüber lässt sich schnacken.
Allen betrübten HSV-Anhängern, die nun mit dem Gedanken spielen, sich in der Alster zu versenken, sei der SC Freiburg ans Herz gelegt. Die Breisgauer sind
2015/2016 ebenfalls mit einer Pleite gestartet – und am Ende in die Bundesliga zurückgekehrt.