Augsburger Allgemeine (Land West)
Lektüre für die Ferien
Augsburger Schüler haben wieder ein Buch geschaffen
Wissen Sie, wie einsam und vergessen sich ein Pausenbrot in einem Schulranzen fühlen kann oder wie das perfekte Schnitzel beschaffen sein muss? Knapp 1000 Schüler aus Augsburg haben sich Geschichten, Gedichte oder Interviews zum Thema Essen einfallen lassen. Davon wurden nun 375 Texte im 14. Augsburger Lesebuch veröffentlicht. „Unser täglich Essen“lautet der Titel. Darin findet der Leser weitaus mehr, als persönliche Lieblingsgerichte. Die Erzählungen handeln auch von Magersucht, Mobbing, von Überfluss und Konsum.
Die Jury hatte es nicht leicht, eine Auswahl zu treffen. Das Lesebuch wird jedes Jahr vom Bildungsreferat der Stadt Augsburg herausgegeben. Bildungsreferent Hermann Köhler ist begeistert. „Diese Allgegenwart des Essens auf vielfältige Weise zu thematisieren, ist unseren Schülerinnen und Schülern großartig gelungen.“Köhler lobt auch das Engagement vieler Lehrer. Das Projekt, das von Gertrud Hornung, Lehrerin am Maria-Theresia-Gymnasium, geleitet wird, ist ein Projekt von Schülern für ihre Mitschüler. Das Augsburger Lesebuch wird nicht nur jedem Kind ausgehändigt, das sich daran beteiligt hat. Es wird auch an sämtliche Augsburger Schulen als Unterrichtsmaterial verteilt. Die Texte sind so verschieden wie eine Speisekarte. Sie sind unterhaltsam, lustig, fantasievoll und regen auch zum Nachdenken an.
Aus der Sicht eines Pausenbrotes hat etwa die Klasse 5 b der Pankratiusschule geschrieben. „Hier liege ich, wo ich immer liege. In deiner Schultasche. Wo ich manchmal freudig herausgeholt werde. Wohin ich manchmal zurückgeschmissen werde. Wo ich auch oft vergessen werde. Weil ich zu gesund bin.“Das Pausenbrot beklagt weiter, dass es gegen die leckeren Süßigkeiten vom Schulkiosk keine Chance hat. Bis
Vom Leiden eines Pausenbrots
zum Ende der Schulwoche müsse es dann im Schulranzen vor sich hingammeln. Das habe es nicht verdient. Schließlich sei das Brot vom Bäcker um die Ecke, der Salat vom Biobauern, die Gurke aus Omas Garten und der Käse aus dem Hofladen. „Also vergiss mich nicht!“, lautet die abschließende Mahnung.
Mit Nachhaltigkeit hat sich Neuntklässler Lukas Wagner vom Maria-Theresia-Gymnasium beschäftigt. Der Schüler hat für sich eine Erklärung gefunden, warum es Veganer oder Frutarier gibt. „Vielleicht gibt es eben deshalb so viele Essensformen: als Protest gegen die Massentierhaltung, als stiller Hilferuf der immer mehr werdenden Lebensmittelskandale, als Bitte, dass man sich bewusst wird, was man Tag für Tag durch Wegwerfen noch essbarer Lebensmittel unterstützt.“Büsra Bagbay aus demJakob-Fugger-Gymnasiums hingegen verrät das Rezept für die besten Glückskekse: 1 kg Mehl, 200 g Zucker, 10 Eier, 2 Päckchen Glücksschokolade, 1 Drachenschuppe, 3 Haarsträhnchen von einem Einhorn, 2 Glücksträhnchen, 5 Kleeblätter. „Knete alle Zutaten zu einem Teig zusammen“, lautet ihre Anweisung. Wo die Drachenschuppe erhältlich ist, steht nicht dabei. Womöglich braucht man dafür eine Glückssträhne.
O
Info Das 14. Augsburger Lesebuch „Unser täglich Essen“ist im Wißner Verlag erschienen. Es ist 320 Seiten dick und kostet 5 Euro. Er hältlich ist es in Augsbur ger Buchhand lungen. Foto: Barbara Brunner