Augsburger Allgemeine (Land West)
Wo die Menschen der Schuh drückt
Bausparverträge, Schlüsseldienste und Telefonrechnungen: Die Verbraucherzentrale in Augsburg spricht über die häufigsten Streitfälle und gibt Tipps
Wie große ist meine Rentenlücke? Was tue ich, wenn die Bausparkasse meinen Vertrag kündigen will? 1200 für eine Türöffnung? Die Verbraucherzentrale Augsburg in Augsburg hat im Jahr 2017 fast 4000 ausführliche und kurze Beratungsgespräche geführt. Nun zog sie Bilanz – was waren die Hauptfragen?
● Finanzen, Versicherungen und Al tersvorsorge In diesen Bereich fallen die meisten Fragen – er machte fast die Hälfte der Beratungsgespräche aus. Dabei wurden 2017 besonders Fragen zur Kündigung von Bausparverträgen seitens der Bausparkasse gestellt. Die aktuellen Niedrigzinsen belasten die Anbieter. Deshalb wollen sie hoch verzinste Bausparverträge loswerden.
Gegen die Kündigung können sich die Verbraucher aber wehren, sagt Hans Werner Ziegler: Sie können die Bausparkasse verklagen. In vielen Fällen komme es zu einem „Versäumnisurteil“. Die Bausparkasse erscheine nicht vor Gericht und der Kläger bekommt recht. „Den Schritt vors Gericht wagen aber nur wenige Verbraucher“, meint Hans Werner Ziegler, der Fachberater für Verbraucherfragen. Auch spezielle Beratungen zu Finanzdienstleistungen, Altersvorsorge und Versicherungen waren sehr gefragt.
Die Verbraucherzentrale bietet eine unabhängige Beratung mit einer Empfehlung an. „Wenn zum Beispiel eine junge Familie überlegt, mit welchen privaten Beträgen sie die Rentenlücke schließen kann, kann sie zu uns kommen“, sagt Ziegler.
● Handel und Gewerbe 19 Prozent der Verbraucherauskünfte fielen in dieses Themenfeld. Dabei ging es laut Verbraucherzentrale unter anderem um Ärger. Sie würden teils vorab kein schriftliches Angebot abgeben. Falls dann eine hohe Rechnung folgt, rät Ziegler: „In diesem Fall sollte am besten ein Sachverständiger eingeschaltet werden. Dieser überprüft dann, ob die Forderung höher als ortsüblich ist“.
Besondere Vorsicht sei bei Schlüsseldiensten geboten. Deren Masche, bei Türöffnungen bis zu 1200 Euro abzuknöpfen, würden immer mehr Bürger zum Opfer fallen. „Oft suchen die Ausgesperrten schnell online nach einem Schlüsseldienst. Die Nummern, die im Suchverlauf oben erscheinen, sind oft die teuersten“, berichtet Ziegler. Viele der Firmen würden oft gar nicht in Augsburg sitzen. Ziegler: „Als typische Vorgehensweise wird am Telefon kein Preis vereinbart.“Froh, endlich wieder ins Heim zu kommen, unterschreiben die Ausgesperrten meist ohne langes Durchlesen den Zettel, der ihnen unter die Nase gehalten wird. Dass das Unternehmen die An- und Abfahrt, einen Abend- und Wochenendzuschlag berechnet, entgeht dabei den meisten. Bei dem Betrag, der dann gefordert wird, fällt die Kinnlade herunter. „Wenn man gleich bezahlt, ist es aber zu spät“, so Ziegler. Er rät zum Anruf bei der Polizei, denn: „Immerhin schaltet sich nach einer gewissen Anzahl von Anzeigen die Staatsanwaltschaft ein und einzelnen Abzockern kann das Handwerk gelegt werden.“
Sein Tipp: Am besten einen örtlichen Anbieter mit 24h-Service vormerken. Auf eine Preisauskunft am Telefon bestehen.
● Telekommunikation Das Thema ist seit Jahren ein Dauerbrenner. Dabei stehen überhöhte Telefonrechnungen und Rechnungen, die trotz Vertragsende ins Haus flattern im Vordergrund. „Insgesamt sind unsere Kunden bunt gemischt. Vom
14-Jährigen, der die Kreditkarte seiner Eltern beim Online-Kauf benutzt hat bis zum Rentner, der eine Finanzberatung möchte, ist alles dabei“, so Ziegler.
ODie Verbraucherzentrale Augsburg bietet unabhängige Beratungen zu den Sprechzeiten (Mo., Mi., Fr.) oder nach Ter minvereinbarung. Es gibt sowohl kos tenlose als auch kostenpflichtige Angebo te. Telefon: 0821/37866. Nähere In formationen: https://www.verbraucher zentrale bayern.de/beratungsstellen/ augsburg