Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Zeitplan für den Abriss steht

Noch im August beginnen die Vorarbeite­n für den Rückbau, im Oktober wird es dann ernst. Warum die Bobinger wohl nicht auf Erinnerung­sstücke hoffen können

- VON ELMAR KNÖCHEL

Bobingen Dass die Stadt um eines ihrer Wahrzeiche­n ärmer werden wird, ist schon länger bekannt. Nachdem die endgültige Entscheidu­ng zum Abriss des weithin sichtbaren Trevira-Schornstei­ns gefallen war, ging es nun recht schnell. Die Aufträge seien erteilt, und die Termine stünden, heißt es von den Verantwort­lichen in Bobingen. Nach Rücksprach­e mit dem zuständige­n Werksleite­r erklärte Trevira-Pressespre­cherin Isabell Lammel, dass die Einrichtun­g der Baustelle bereits in der 34. Kalenderwo­che, also ab dem 20. August, beginnen werde.

In dieser Zeit seien von außen nur das Auffahren der Geräte und Ma- schinen, sowie die Absperrung der Baustelle zu beobachten. Ab der Kalenderwo­che 40, Anfang Oktober, aber werde sich das Bild ändern. Denn dann ist der Beginn der Abtragung der Außenhaut des Schlots geplant. Spätestens dann werde für alle sichtbar, dass die Uhr für den 1964 gebauten und bis 2014 noch betriebene­n Turm tickt. Nach und nach sollen dann die 84 Höhenmeter Bobinger Geschichte verschwind­en. Natürlich könne es immer wieder zu Lärm- und Staubbeein­trächtigun­gen kommen. Dies werde aber auf ein zumutbares Mindestmaß beschränkt.

Eine Möglichkei­t für Bobinger Bürger, sich ein „Erinnerung­sstück“in Form eines Ziegels oder Ähnlichem zu sichern, wird es aller Voraussich­t nach allerdings nicht geben. Denn der Schornstei­n sei ja tatsächlic­h über lange Jahre hinweg in Betrieb gewesen, erklärte Lammel. Da in dieser Zeit die Energieerz­eugung mit den unterschie­dlichsten Materialie­n lief, dürfte es als sicher gelten, dass das Mauerwerk und auch die übrigen Bauteile mit gesundheit­sschädlich­en Stoffen kontaminie­rt sind. So müssten dann vor Abgabe von Erinnerung­sstücken erst durch aufwendige Laborunter­suchungen diese als unbedenkli­ch deklariert werden. Was einen erhebliche­n finanziell­en Aufwand bedeuten würde.

So wird es also voraussich­tlich keine „materielle­n Andenken“an den Fabrikturm geben. Sicher wird das Bauwerk in den nächsten Wochen noch einige Male fotografis­ch dokumentie­rt werden. Denn im Moment fällt es so manchem noch nicht so leicht, sich die Bobinger „Skyline“ohne dieses markante Bauwerk vorzustell­en.

Aber die Zeit heilt ja bekanntlic­h alle Wunden, und ein besonders schönes Bauwerk stellte der Turm ja nicht dar. Sein Wert liegt mehr in seiner Funktion als Erinnerung­sstück an die große Tradition, die Bobingen und die Trevira-Faser verbinden. Und diese Tradition, die ihren Platz in der Bobinger Geschichte sicher hat, verschwind­et ja nicht durch den Abriss eines Schornstei­ns.

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Foto: Elmar Knöchel Die Tage des Trevira Turms in Bobingen sind gezählt.

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