Augsburger Allgemeine (Land West)

Heißer Ausnahmez stand in Gersthofen

Kulturina 2018 Wie die Vielfalt des Festivals die Besucher in n in die Stadt strömen ließ. Die Organisato­ren hatten diesmal 75 Stunden mit Auftritten von durchweg exzellente­n Mun, Kabarettis­ten und Straßenthe­aterakteur­en aufgeboten

- VON THOMAS HACK UND GERALD LINDNER

Gersthofen Ein traumhafte­s Sommerwoch­enende, jede Menge heißer Kultureven­ts und drei Tage lang fröhlicher Ausnahmezu­stand in Gersthofen – dass auch dieses Jahr wieder Tausende Besucher auf die Kulturina strömten, lag sicherlich nicht nur am gut gelaunten Wettergott und den kulinarisc­hen Spezialitä­ten der farbenfroh­en Food Trucks, sondern vor allem am hochkaräti­gen Bühnenprog­ramm, das fast pausenlos an verschiede­nsten Locations die Besucher an sich zog.

Bereits in der sengenden Nachmittag­shitze sorgte etwa das bayerische Urgestein Sepp Raith vor dem Ballonmuse­um mit seiner eigenwilli­gen Liedermach­erkunst für musikalisc­he Erfrischun­gen und gehörigen Biss: Mit bitterböse­n Heimatsong­s und einer charismati­schen Charakters­timme holte er zu einem sarkastisc­hen Rundumschl­ag aus und brachte mit anarchisti­schem Sprachklam­auk, bayerische­n Bluesarran­gements sowie regio- nalen Rock-‘n’-Roll-Perlen die Gäste zum Lachen – auch gerne mal mit Seitenhieb­en unterhalb der gesellscha­ftlichen Gürtellini­e. Da musste so mancher Zuhörer aufpassen, dass er vor lachen nicht den frisch gemixten Cocktail verschütte­te.

Auch wenige Häuserbloc­ks weiter füllten sich rasch die Festzeltti­sche vor der Rathauspla­tzbühne, die ganz unter dem Motto „Klingendes Gersthofen“stand und mit einer erstaunlic­hen Vielfalt an örtlichen Musikverei­nen die Besucher verwöhnte.

Während sich die Kinder nebenan auf der Schatzinse­l Tortuga auf spannende Freibeuter­fahrt begaben und sich die großen Besucher einen erfrischen­den Wurstsalat schmecken ließen, entführten die beliebtest­en Orchesterf­ormationen der Stadt mehrere Stunden lang in eine wohlklinge­nde Welt voller bayerische­r Bläserklän­ge, fulminante­r Filmmelodi­en und groovender Big-Band-Arrangemen­ts. Und wem die opulenten Trompetend­uelle noch nicht hart genug waren, der musste nur einige wenige Schritte in den Stadtpark machen, in welch zwischen Schmankerl­ständen u bunten Cocktailba­rs eine angesa Formation mit dem trügerisch­en N men Elusive Silence auf der Büh tobte, denn hier wurde alles andere eine sonore Stille auf die Zuscha losgelasse­n: Die Augsburger Ju präsentier­ten einen aufregende­n M aus harten Rockbeats und progres ven Independen­tklängen, die au durchaus mal an den Kultsound v Nirvana oder die legendären Gitarre riffs von Iron Maiden erinnerten. D ses innovative Konzept funktionie zumindest wunderbar, denn tosen Jubelstürm­e bekam die Band am En von sämtlichen Altersstuf­en zu hör

Veronika Wanninger vom Kultu na-Team nahm indessen eine kle Verschnauf­pause bei einem Cockt „Die Stimmung der Menschen ist w der sehr gut – die monatelang­e Vor reitungsar­beit hat sich gelohnt“, ze te sie sich zufrieden.

Aus einer ganz anderen Welt sch das niederländ­ische Duo Wolf Moon entschwebt zu sein, denn w

beiden Musiker mit Keyboard und arre auf die Bühne zauberten, kann schwerlich irgendeine­r Schublade eordnet werden: Sphärische Synsizerkl­änge, vermengt mit mystien Folkelemen­ten und psychedeli­en Klangexper­imenten im Stile der ors beschreibt wohl noch am ehesdie ungewöhnli­chen Charakterz­üdieser Band. Den zwei Interprete­n ang es jedenfalls vom ersten Beitrag mit minimalist­ischer Eleganz groemotion­ale Wirkungen zu erzielen neue Fans in ihr musikalisc­hes t zu ziehen. Und ob Zufall oder ht: Das Duo hatte für seine einvermend­e Kunst genau den richtigen tpunkt gewählt, da passend zu den stischen Klängen ganz allmählich Sonnenlich­t am entschwind­en war. Und das wiederum hieß: Zeit für tystimmung an der Stadthalle! Die pathische Reggaeband Mighty Viverstand es mit ansteckend­en ythmen und einer einzigarti­gen hnenpräsen­z den Rathauspla­tz soch in einen Open-Air-Tanztempel verwandeln und versprühte dabei eine Gute-Laune-Energie, wie man es nur selten erleben konnte. Die Mission der jungen Musiker, gängige ReggaeRhyt­hmen mit zeitgemäße­n DanceEleme­nten anzureiche­rn, funktionie­rte auch auf der Kulturina wunderbar – für das junge Tanzpublik­um das ganz klare Highlight dieses Abends, für die Genussfreu­nde an den Speisetisc­hen eine willkommen­e Musikunter­malung, bei der man unweigerli­ch mitschnipp­en musste.

Für viele Besucher wurde es dann aber Zeit, wieder etwas Ruhe und Entspannun­g einkehren zu lassen. Und dies am besten beim Auftritt des österreich­ischen Liedermach­ers Stefan Leonhardsb­erger, der mit viel Wiener Schmäh und einem kongeniale­n Genremix aus rotzfreche­n „Liadln“, humorvolle­r Kabarettku­nst und aberwitzig­er Körperperf­ormance das späte Publikum in den Bann zu ziehen vermochte – ein lohnenswer­ter Abschluss des Kulturina-Abends, den man miterleben musste. Denn wie hat es der anfangs erwähnte Liedermach­er Sepp Raith so schön gesagt: „Wer ausharrt bis ans Ende, der wird selig!“

Rudi und Annelies Tausend aus Gablingen saßen am Sonntagvor­mittag im Stadtpark und ließen sich das eigens gebraute Gersthofer Bier schmecken. Dazu gab’s zünftige bayerische Musik. Um die Ecke auf dem großen Rathauspla­tz umrahmten die Gersthofer Schwob’n Deifi den Frühschopp­en mit krachleder­ner Musik. Einer der Stars war aber Michelange­los „David“. Das heißt eine goldglänze­nde Miniaturko­pie der berühmten Skulptur auf dem erstmals aufgestell­ten Brunnen in der Brahmsstra­ße. Viele Besucher tauchten die Ellenbogen in das Wasser dort, um sich bei der Tropenhitz­e ein wenig abzukühlen.

Die Besucher hatten sich auch auf den deutlich verschärft­en Sicherheit­svorkehrun­gen eingestell­t und kamen früher, sodass es keine Staus an den Eingängen gab.

Der Star war „David“von Michelange­lo

 ??  ?? Wenn die Presley Family auf der Kulturina auftritt, bleibt kein Auge trocken – aber auch kein Sitzplatz frei. Große Enge herrschte am späten Freitagabe­nd v ßen Bühne auf dem Gersthofer Rathauspla­tz, als die Augsburger Kultformat­ion wie in fast jedem Jahr die Kulturina beehrte. Trotz Enge und Hitze waren die Zuhörer begeistert.
Wenn die Presley Family auf der Kulturina auftritt, bleibt kein Auge trocken – aber auch kein Sitzplatz frei. Große Enge herrschte am späten Freitagabe­nd v ßen Bühne auf dem Gersthofer Rathauspla­tz, als die Augsburger Kultformat­ion wie in fast jedem Jahr die Kulturina beehrte. Trotz Enge und Hitze waren die Zuhörer begeistert.
 ??  ?? Klubatmosp­häre herrschte beim Stand der TSV Alpinabtei­lung, wo ein DJ abends Musik auflegte. Manche ließen sich sogar zum Tanzen animieren.
Klubatmosp­häre herrschte beim Stand der TSV Alpinabtei­lung, wo ein DJ abends Musik auflegte. Manche ließen sich sogar zum Tanzen animieren.
 ??  ?? Eine wahre Spinnenfra­u zeigte ihre akrobatisc­hen Künste auf der Kulturina Piazza in der Brahmsstra­ße. Ihr Netz hatte sie gleich mitgebrach­t.
Eine wahre Spinnenfra­u zeigte ihre akrobatisc­hen Künste auf der Kulturina Piazza in der Brahmsstra­ße. Ihr Netz hatte sie gleich mitgebrach­t.
 ??  ?? Heiße Songs und Lichtshow: Die Generation Your Party Sensation hatte einen umjubelten Auftritt auf der Bühne im Stadtpark.
Heiße Songs und Lichtshow: Die Generation Your Party Sensation hatte einen umjubelten Auftritt auf der Bühne im Stadtpark.
 ??  ?? Für durchaus skurille Szenen und eine außergewöh­nliche Performanc­e sorgte der Zirkus ClapClap auf der ebenso belebten wie beliebt Piazza der Kulturina.
Für durchaus skurille Szenen und eine außergewöh­nliche Performanc­e sorgte der Zirkus ClapClap auf der ebenso belebten wie beliebt Piazza der Kulturina.
 ??  ?? Während die verschiede­nen Kapellen auf de howbühne wechselten, spielte ein Akkorde howbühne wechselten, spielte ein Akkorde onorcheste­r auf der Empore des Rathauses.
Während die verschiede­nen Kapellen auf de howbühne wechselten, spielte ein Akkorde howbühne wechselten, spielte ein Akkorde onorcheste­r auf der Empore des Rathauses.
 ??  ?? Kaum ein Durchkomme­n war beim Stand der Feuerwehr in der Brahmsstra­ße.
Kaum ein Durchkomme­n war beim Stand der Feuerwehr in der Brahmsstra­ße.
 ??  ?? Jenny Schmatkow von den Zuckerschn­u ten hatte süße Überraschu­ngen parat.
Jenny Schmatkow von den Zuckerschn­u ten hatte süße Überraschu­ngen parat.
 ?? Fotos: Marcus Merk ??
Fotos: Marcus Merk
 ??  ?? Bei Stefan Leonhardsb­erger und seinem witzigen Kabarettpr­ogramm gab’s vor der Bühne am Ballonmuse­um keinen freien Sitz platz mehr.
Bei Stefan Leonhardsb­erger und seinem witzigen Kabarettpr­ogramm gab’s vor der Bühne am Ballonmuse­um keinen freien Sitz platz mehr.
 ??  ?? Skurriles Straßenthe­ater mit viel Musik war am Samstag und Sonntag auf der Kulturina Piazza in der Brahmsstra­ße geboten.
Skurriles Straßenthe­ater mit viel Musik war am Samstag und Sonntag auf der Kulturina Piazza in der Brahmsstra­ße geboten.
 ??  ?? Mitreißend­e Reggae Stücke spielten die Mighty Vibes am späten Samstagabe­nd auf der großen Bühne am Gersthofer Rathauspla­tz.
Mitreißend­e Reggae Stücke spielten die Mighty Vibes am späten Samstagabe­nd auf der großen Bühne am Gersthofer Rathauspla­tz.
 ??  ?? man hinschaute, fand man massenhaft Besucher, wie hier im Stadtpark hinter dem City Center, das gemeinsam mit anderen Ge äften am Sonntagnac­hmittag geöffnet hatte.
man hinschaute, fand man massenhaft Besucher, wie hier im Stadtpark hinter dem City Center, das gemeinsam mit anderen Ge äften am Sonntagnac­hmittag geöffnet hatte.
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 ??  ?? Reißenden Absatz trotz Hitze fand der deftige bayerische Döner.
Reißenden Absatz trotz Hitze fand der deftige bayerische Döner.
 ??  ?? Der Ballonflug­simulator strahlte wie ein Mond über dem Brunnen David.
Der Ballonflug­simulator strahlte wie ein Mond über dem Brunnen David.

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