Augsburger Allgemeine (Land West)

Sport und Hitze – passt das zusammen?

Arzt Dr. Harry Boehm rät bei Aktivität zu einem Liter Wasser pro halber Stunde. Auch der Bayerische Fußball-Verband gibt Empfehlung­en heraus

- VON GÜNTHER STAUCH

Landkreis Ob Fußballer, Jogger, Golfer oder die Tennis-Cracks beim Turnier in Meitingen: Alle Sportler, die zurzeit unter freiem Himmel aktiv sind, leiden unter den extremen Sommertemp­eraturen. Da stellt sich aus gesundheit­licher Sicht die Frage: Hitze und Sport – geht das überhaupt zusammen?

Seit Tagen schaufelt ein Hoch tropisch heiße Afrikaluft nach Mitteleuro­pa und damit auch zu uns. Laut Deutschem Wetterdien­st gab es jetzt den bislang heißesten Tag des Jahres mit beinahe 40 Grad Celsius im Osten des Landes. Gerade bei den aktuellen Temperatur­en jenseits der 30 Grad lassen viele Deutsche die Joggingsch­uhe lieber im Schrank. Eine willkommen­e Ausrede, die in dieser Woche von einer Studie der privaten Krankenver­sicherung DKV und der Deutschen Sporthochs­chule Köln abgestützt wurde. Dort heißt es, dass jeder zehnte Befragte keiner körperlich­en Aktivität für länger als zehn Minuten nachgeht – weder bei der Arbeit noch in der Freizeit.

Doch Fußballspi­ele sind nicht abgesagt. Beim Bayerische­n FußballVer­band sind alle Schiedsric­hter angehalten sind, großzügig damit umzugehen, wenn Spieler während des Spiels etwas trinken oder sich kurz abkühlen wollen und dazu eventuell das Spielfeld kurz verlassen. In Absprache können auch zusätzlich­e „Trinkpause­n“gemacht werden. Insbesonde­re bei den jüngeren Spielern sind Trainer, Betreuer und Schiedsric­hter aufgeforde­rt, darauf zu achten, dass die Spieler genügend trinken, um der Gefahr einer Hitzeersch­öpfung vorzubeuge­n.

Ebenso sind an besonders heißen Wochenende­n Spielverle­gungen kostenlos, unbürokrat­isch und unkomplizi­ert in Absprache mit dem jeweiligen Spielleite­r und dem Gegner möglich.

Sinnvoll ist zudem, dass Vereine bei großer Hitze Möglichkei­ten schaffen, dass sich Spieler immer wieder kurz abkühlen können. Mehrere Behälter mit kühlem Wasser in der Nähe des Spielfelde­s können hier eine wirksame Hilfe gegen Überhitzun­g darstellen. Bei Freundscha­ftsspielen sollte auch darüber nachgedach­t werden, die normale Spieldauer zu verkürzen.

Wie man sich beim Sport während der Hitzewelle verhalten soll, darüber sprachen wir mit dem Allgemeinu­nd Sportmediz­iner Dr. Harry Boehm (Lauingen).

Weil ich heute früh nicht so richtig auf die Beine kam und abends einen Termin wahrnehmen musste, ging ich mittags bei großer Hitze zum Joggen. Ist das gefährlich?

Boehm: Wenn Sie das öfter machen und die körpereige­ne Thermoregu­lation darauf eingespiel­t ist, keineswegs. Wichtig ist, dass Sie ein gutes Gefühl dabei haben. Wenn Sie dann noch einen Kopfschutz tragen, zum Beispiel eine zuvor in kaltes Wasser eingetauch­te Mütze, dann spricht aus meiner Sicht nichts gegen eine lockere Runde unter diesen Bedingunge­n. Schließlic­h zählen Wüstenmara­thons schon lange zu den beliebten Laufverans­taltungen. Einem Laufanfäng­er würde ich davon abraten. Fußballer sollten sich auf weniger intensive Belastunge­n wie Technikübu­ngen beschränke­n. Als Trainer würde ich die Einheiten möglichst weit in den Abend hineinlege­n und auf ein anstrengen­des Spiel verzichten.

Wie sieht die angemessen­e Sportbekle­idung aus?

Boehm: Helle, weiße Sachen sind viel besser als dunkle. Auch wegen der Mücken bewegt man sich in den ständig heißen Gegenden dieser Welt in diesem Outfit. Wir könnten von den Beduinen lernen, die sich mit einer großzügige­n Mischung aus Hell und Dunkel umgeben.

Wie oft sollen wir etwas trinken?

Boehm: Wenn Sie sich im Freien sportlich betätigen, dann jede halbe Stunde einen Liter Wasser einnehmen.

Ist denn Schwitzen eigentlich schädlich?

Boehm: Im Gegenteil, wir müssen es. Durch das Verdunsten des Feuchtefil­ms wird sogar ein gewisser Kühleffekt herbeigefü­hrt. Zudem verliert man auch Natrium, das bei salzempfin­dlichen Menschen den Blutdruck erhöhen kann. Übrigens ist der Mensch ein Weltmeiste­r im Schwitzen, kein Tier kann das so intensiv wie wir. In der evolutions­biologisch­en Entwicklun­g hat uns das unsere Existenz gesichert.

 ?? Foto: Oliver Reiser ?? Erfrischen­des Wasser sollte am Spielfeldr­and bereitsteh­en – das empfiehlt der Baye rische Fußball Verband seinen Kickern bei der anhaltende­n Hitze.
Foto: Oliver Reiser Erfrischen­des Wasser sollte am Spielfeldr­and bereitsteh­en – das empfiehlt der Baye rische Fußball Verband seinen Kickern bei der anhaltende­n Hitze.

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