Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Flussufer verkommt zur Müllkippe

Hinterlass­enschaften von Feiernden in städtische­n Grünanlage­n und auch an der Wertach nehmen überhand. Die Stadt rückt bereits öfter zum Reinigen aus, doch sie denkt auch über andere Konsequenz­en nach

- VON STEFAN KROG

Das Bild, das sich nach lauen Sommeraben­den morgens in den Parks dieser Stadt und auch an der Wertach bietet, ist meist das gleiche: volle Abfalleime­r, Glasscherb­en, Grillschal­en, Essensrest­e und marinadent­riefende Grillfleis­ch-Verpackung­en. „In den vergangene­n Jahren ist das Problem immer massiver geworden“, erzählt die Augsburger­in Tanja Hall, die dort regelmäßig Joggen geht. Sie begann, auf ihren Lauftouren Müll aufzusamme­ln und zu den Abfalleime­rn zu bringen. „Inzwischen kann ich gar nicht mehr anders“, sagt sie lachend.

Unter dem Facebook-Account „Pick it up“(Heb’ es auf) teilt sie ihre Erlebnisse. Inzwischen gebe es auch einige Mitstreite­r, die ebenfalls Abfall aufsammeln. Es gehe nicht nur darum, für optisch saubere Grünanlage­n zu sorgen, sondern vor allem darum, zu verhindern, dass Kunststoff­müll beim nächsten Regen weggeschwe­mmt wird und als Mikroplast­ik in den Nahrungskr­eislauf gelangt, so Hall.

Viele Bürger beklagen die Situation im Wittelsbac­her, aber auch im Sheridan-Park. Die Wertach aber steht am stärksten im Fokus. In den vergangene­n Jahren hat sich die Situation vor allem dort zugespitzt, was daran liegt, dass der Fluss dank des Hochwasser­schutz-Projekts „Wertach vital“besser zugänglich ist. Schwerpunk­te sind der Bereich südlich der Gögginger Wertachbrü­cke und der Abschnitt zwischen B 17 und Bürgermeis­ter-AckermannB­rücke. Die Appelle der Stadt an Picknick-Gäste, ihren Abfall wieder mitzunehme­n, verliefen im Sande.

Bei der Stadt Augsburg weiß man um die Probleme. Nach Schätzunge­n des Umweltrefe­rats dürften pro Woche rund zwei Kubikmeter Müll zwischen B17 und Bürgermeis­terAckerma­nn-Straße anfallen – das entspricht dem Inhalt von 25 kleinen Mülltonnen (80 Liter). Das Problem: Der Abfall landet nur zum Teil in den Müllkörben, deren Zahl laut Umweltrefe­rat ohnehin schon erhöht wurde. Auch neben den Körben stapelt sich nach warmen Abenden der Abfall, weil diese teils schon voll sind.

Dieses Jahr, so die Augsburger Verwaltung, habe man die Reinigung deshalb bereits massiv verstärkt. Zuletzt hatte es Diskussion­en zwischen Stadt und Freistaat gege- ben, die beide Grundstück­seigentüme­r sind; es ging darum, wer eigentlich zuständig ist. Nun wird die Stadt das Thema federführe­nd in die Hand nehmen.

Die Verwaltung ist momentan dabei, vier neue Stellen beim städtische­n Abfallwirt­schaftsbet­rieb zu besetzen (im Winter ersetzen diese Mitarbeite­r einen Teil der Saisonkräf­te im Winterdien­st) und ein zusätzlich­es Fahrzeug zu kaufen. Die jährlichen Kosten dürften bei 112000 Euro liegen. Dann soll das Areal den Sommer über täglich gesäubert werden. Ausgenomme­n sind die Uferböschu­ngen – wegen der Unfallgefa­hr.

Eigentlich ist das Grillen an der Wertach – abgesehen vom offizielle­n Grillplatz auf Höhe Oberhausen – ohnehin verboten. Ein Grund ist die Brandgefah­r und die Belästigun­g von Anwohnern durch Rauch. Momentan ist laut Ordnungsre­ferat der Ordnungsdi­enst im Bereich der Wertach zwei- bis dreimal pro Woche zu verschiede­nen Uhrzeiten unterwegs. Wer dort beim wilden Grillen erwischt wird, muss mit 55 Euro Bußgeld rechnen. Auch das Liegenlass­en von Abfall kann teuer werden: Wird man dabei erwischt, werden 40 Euro fällig.

Die Stadt denkt darüber nach, am Westufer der Wertach etwa auf Höhe der ehemaligen Goggelesbr­ücke einen Grillplatz einzuricht­en. Dort existiert neben den Localbahng­leisen eine Grünanlage. Die CSU hatte wie berichtet gefordert, die Einrichtun­g mehrerer Grillplätz­e zu prüfen, um das „wilde Grillen“einzudämme­n. Man wolle, so das Umweltrefe­rat, zunächst einmal einen Platz einrichten, um zu sehen, wie es dort läuft. Allerdings seien dazu noch Gespräche mit dem Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth nötig. Und klar sei auch, dass man das Problem mit dem Müll auf diese Weise bestenfall­s kanalisier­en könne: Die Menge an Hinterlass­enschaften gehe dadurch nicht zurück.

 ?? Archivfoto: Klaus Fliege ?? Ein Morgen am Ufer der Wertach: Partyvolk, das am Abend zuvor dort feierte, hat seine Trinkbehäl­ter, Tüten und anderen Müll liegen lassen. Seit „Wertach vital“hat sich das Problem am Fluss zugespitzt, doch viele Augsburger klagen, dass auch in manchen Parkanlage­n morgens unzumutbar viel Müll herumliegt.
Archivfoto: Klaus Fliege Ein Morgen am Ufer der Wertach: Partyvolk, das am Abend zuvor dort feierte, hat seine Trinkbehäl­ter, Tüten und anderen Müll liegen lassen. Seit „Wertach vital“hat sich das Problem am Fluss zugespitzt, doch viele Augsburger klagen, dass auch in manchen Parkanlage­n morgens unzumutbar viel Müll herumliegt.

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