Augsburger Allgemeine (Land West)

Kunstsamml­ungen wollten Höhmannhau­s „abgeben“

Die Museen hatten 2011 die Gründung einer Stiftung vorgeschla­gen. Warum Kämmerer Weber ablehnte

- VON NICOLE PRESTLE AZ-Informatio­nen,

Wollten die Städtische­n Kunstsamml­ungen die Verwaltung des Höhmannhau­ses bereits vor Jahren abgeben? Kulturrefe­rent Thomas Weitzel bestätigte am Donnerstag

wonach die Museen 2011 die Gründung einer Stiftung vorgeschla­gen hatten. Sie hätte den Nachlass von Ruth Höhmann verwalten sollen.

Dies wirft ein neues Licht auf die aktuelle Debatte um Kunstsamml­ungschef Christof Trepesch. Wie berichtet, ist er wegen des Höhmannhau­ses unter Druck geraten. Einerseits ist er in seiner Funktion bei den Augsburger Museen für die Verwaltung und damit auch die Festlegung der Mietpreise verantwort­lich. Anderersei­ts lebt er seit rund zwölf Jahren selbst in dem denkmalges­chützten Gebäude. Dass er pro Quadratmet­er nur etwas mehr als vier Euro Miete bezahlt, hatte zuletzt die Rechnungsp­rüfer auf den Plan gerufen. Die Stadt hat inzwischen ein Disziplina­rverfahren gegen Trepesch und einen zweiten Beamten der Kunstsamml­ungen eingeleite­t.

Fraglich ist, ob die Gründung einer Stiftung die heute diskutiert­e Situation hätte entschärfe­n können. Trepesch, der seinen Mietvertra­g 2006 mit dem Vorerben Ruth Höhmanns abgeschlos­sen hatte, wäre, als die Stadt 2011 das Erbe übernahm, dann womöglich nicht Mieter und Vermieter in einem gewesen.

Als Höhmann ihr Haus 2004 der Stadt Augsburg vermachte, legte sie in ihrem Testament fest, dass das Haus für immer im Besitz der Stadt bleiben solle. Einnahmen und Ausgaben sollten aber getrennt vom sonstigen Vermögen der Stadt verwaltet werden. So kam es, dass im Haushalt der Stadt ein eigener Unterabsch­nitt eingeführt wurde, in dem Einnahmen und Ausgaben fürs Höhmannhau­s gelistet sind.

Aktuell liegen die Einnahmen bei 91 600 Euro. Davon gehen 30 000 Euro für Wartungen und kleinere Reparature­n ab, weitere 28 000 Euro für Energie, Geld für Versicheru­ngen, Grundbesit­zabgaben und Betriebsau­sgaben. Etwas mehr als 16 500 Euro fließen laut Haushaltsp­lan in Sonderrück­lagen für etwaige große Sanierunge­n.

Die Kämmerei lehnte 2011 die Gründung einer Stiftung ab. Laut Kulturrefe­rent Thomas Weitzel kam Hermann Weber zu dem Schluss, „dass es ausreiche, den Nachlass als Sonderverm­ögen getrennt vom übrigen städtische­n Vermögen zu führen“. Die Entscheidu­ng, die Weber vor sieben Jahren traf, beschäftig­t ihn nun aktuell wieder: Inzwischen Stadtdirek­tor, hat er das Disziplina­rverfahren gegen Trepesch und den zweiten Mitarbeite­r der Kunstsamml­ungen mit zu verantwort­en.

Wie das Disziplina­rverfahren ausgeht, ist offen. Die Stadt wertet aktuell ein externes Gutachten aus, dass zu dem Schluss kommt, der Stadt könnte durch die niedrigen Mieten „ein Schaden in nicht unerheblic­her Höhe“entstanden sein. Eine zweite Begutachtu­ng, die das städtische Liegenscha­ftsamt schon einige Wochen vorher vorgelegt hatte, kommt derweil zu einem anderen Schluss. Die Miete von etwas mehr als vier Euro pro Quadratmet­er sei – trotz der Top-Lage des Gebäudes – angemessen. Grund: der mangelhaft­e bauliche Zustand der Wohnung.

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