Augsburger Allgemeine (Land West)
Ansteckend ausgelassen, die Jugend
Philharmonie Junger Christen im Konzert
Was Thomas Baron und Manuel Hartinger – beide junge ambitionierte Chorleiter wie -erzieher aus München – in einer zehntägigen Musikfreizeit auf die Beine stellten, verdient Anerkennung und Lob. Chor und Orchester zeigten sich im Abschlusskonzert der Philharmonie Junger Christen hellauf begeistert, diese Freude war ansteckend, sodass zuletzt das volle Kirchenschiff in Hochstimmung geriet, beseelt von jugendlichem Überschwang.
Den Anfang setzte mit dem Prager Komponisten Jan Dismas Zelenka ein eigenwilliger barocker Kopf. Voll in dessen Klangwelt aufzugehen, ist von jungen Musikern nicht zu erwarten, aber sie fassten Fuß im sechsteiligen „Miserere“. Während das Miserere I noch nicht die volle Chorpräsenz gewann, ließ das Miserere II aufhorchen, scherte doch der Bass aus dem polyfonen Fluss aus und beharrte auf dem Miserere-Motiv. Erfüllt von italienischer Kantabilität war das Gloria Patri I, das die junge Sopransolistin Jana Daubner fein biegsam wie anmutig gestaltete, eng der orchestrale Schulterschluss. Chor und Orchester intensivierten im zweiten Gloria religiösen Glanz, prägten das „Sicut erat“festlich, ehe Miserere II den Kreis schloss. Ein weites, anspruchsvolles Feld!
Zielgerichteter, dynamischer entfalteten sich die knapper gefassten A-cappella-Chorsätze: Schütz’ Ausgleich zwischen harmonisch vertikalen und melodiös horizontalen Kräften erzielte in „Herr, auf dich…“Wirkung. Albert Beckers polyfon gerafftes „Herr, erbarme dich“gewann Eindringlichkeit, ehe englisch gesungene, moderne Sätze bunte, farbigere Klangkleider trugen, rhythmisch vitaler Energien weckten. Nahtlos der Dirigentenwechsel, Manuel Hartinger leitete ebenso beherzt und passioniert wie zuvor Thomas Baron. Populärer, effektvoller, pointierter klang John Hoybyes „Stand up my dear“auf. Dies kam dem Chor ebenso zupasse wie Bob Chilcott’s chorisch raffinierte Spiritualvertonung „Every time, I feel the spirit“. Groß die Resonanz im Publikum.
Schumanns Schuh war für Orchester und Dirigenten aber zu groß. Dessen letzte Sinfonie, die „Rheinische“, gewann nur ansatzweise Ausstrahlung: das nicht homogen besetzte Orchester war überfordert, zum anderen waren Baron wie Hartinger in diesem nicht voll vertraut, um tief in die sinfonische Klangwelt vorzudringen. Dagegen entfachte Eriks Esenvalds’ „Trinity Te Deum“für Chor, Blechbläser, Orgel, Harfe, Becken und Pauke Jubel: ein fabelhafter Lobgesang. Ausgelassenheit in St. Ulrich!