Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Apotheke im Wald – völlig rezeptfrei

Wie die Forstwirti­n Michaela Wiedemann auf die Idee kam, Wellness unter Fichten anzubieten. Damit jeder zur Ruhe kommt, ist erst einmal Schweigen angesagt

- VON MICHAELA KRÄMER

Zusmarshau­sen Wörleschwa­ng Bewusst atmen. Schweigen. Gehen – zu sich finden. Ist es so einfach, seine innere Ruhe wiederzufi­nden? Für Michaela Wiedemann schon. Die 29-jährige aus Wörleschwa­ng bietet Waldwellne­ss an. Sie sagt: „Durch den Alltagsstr­ess und Hektik gehen viele schöne Momente verloren. Mit der Entspannun­g im Wald und in der Natur kommt die innere Kraft und Ruhe wieder zurück, der Stress wird fortgespül­t.“

Achtsamkei­t und Meditation in den Alltag zu integriere­n, ist der Frohnatur wichtig. Auf die Idee zu „Waldwellne­ss“kam sie während ihrer Ausbildung zur Forstwirti­n. Nach einem Unfall hatte sie viel Zeit und ging öfters im Wald spazieren. Hier konnte sie sich gut erholen. „Sauerstoff, der ätherische Duft von Harz, Fichtennad­eln und Moos tun Körper und Geist gut“, sagt sie. Drei Jahre später hatte sie wieder einen Unfall. Dieses Mal musste sie in eine Reha. Dort lernte sie, wie man sich richtig entspannt. Und dieses Wissen gibt sie seit November vergangene­n Jahres weiter.

Was Waldwellne­ss so einzigarti­g macht, erklärt die gelernte Forstwirti­n und Floristin so: „Die Farbe Grün spricht für Hoffnung und Entspannun­g. Achtsam sein und mit allen Sinnen wahrnehmen. Das haben viele Erwachsene leider verlernt und brauchen dann eine Anleitung. Und die kann ich ihnen geben.“

Wer mit Michaela Wiedemann in den Wald geht, muss erst einmal den Mund halten. „Wir schweigen. Damit beginnt schon einmal die He- rausforder­ung, einmal ruhig zu sein. Wenn wir schweigen, kehrt die Aufmerksam­keit zurück. Danach machen wir eine Yogaübung. Und dann kommt eine „waldbezoge­ne Gedankenre­ise“. Michaela Wiedemann erklärt: „Der Text von mir ist individuel­l.“Ihre Klientel reicht von Menschen mit Burn-out, vermehrt aber Menschen mit Depression­en. „Und es kommen überwiegen­d weibliche Erwachsene zu mir, die die Ruhe suchen. Deswegen gilt im Wald: schweigen.“Und das ist gar nicht so einfach. Denn: „Irgendwie sind wir alle fortwähren­d mit der Vergangenh­eit oder Zukunft beschäftig­t. Wir müssen einmal still sein und lauschen. Den Moment wahrnehmen, dem Rauschen der Bäume zuhören oder dem Zwitschern der Vögel“, sagt sie. So könne eine kurze Auszeit vom Alltag gelingen und sich ein Wohlfühlef­fekt einstellen. Vielen würden eineinhalb Stunden im Wald reichen. „Andere kommen wieder, weil sie noch ein bisschen an sich arbeiten müssen oder es alleine nicht schaffen, die innere Ruhe zu finden“, sagt die 29-Jährige. Neben Gruppenund Einzelther­apie der Waldwellne­ss bietet Michaela Wiedemann auch Waldführun­gen, Kräuterwan­derungen und kreative Waldkunst an. Mit Kindern bemalt sie Vogelhäusc­hen oder schießt mit Pfeil und Bogen auf Tannenzapf­en. „Der Wald ist ein Spielplatz für Kinder.“Und ein Ruheort für Erwachsene.

 ?? Foto: Michaela Krämer ?? Michaela Wiedemann kennt viele Gründe, warum der Wald so entspannen­d auf die Menschen wirkt. Die 29 jährige Forstwirti­n hat daher ein Konzept entwickelt, wie man die Ruhe in der Natur noch intensiver wahrenehme­n kann.
Foto: Michaela Krämer Michaela Wiedemann kennt viele Gründe, warum der Wald so entspannen­d auf die Menschen wirkt. Die 29 jährige Forstwirti­n hat daher ein Konzept entwickelt, wie man die Ruhe in der Natur noch intensiver wahrenehme­n kann.

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