Augsburger Allgemeine (Land West)

Warum es Lebensmitt­elmärkte wieder ins Zentrum zieht

Edeka kommt in die Stadtmitte von Burgau. Die Lage ist aber nicht für alle angefragte­n Geschäfte ideal

- VON CHRISTIAN KIRSTGES Illustrati­on: Architektu­rbüro Ferrara

Burgau Wenn das Projekt „Stadthaus Burgau“auf dem ehemaligen Zimmermann-Areal Ende 2020 oder Anfang 2021 realisiert ist, wird es mit Edeka in der Innenstadt auch wieder ein Lebensmitt­elgeschäft geben (wir berichtete­n). Der Trend, dass diese Läden nicht mehr nur auf die grüne Wiese, sondern auch wieder zurück in die Zentren streben, macht sich für Burgau positiv bemerkbar. Auch der Geschäftsf­ührer des Handelsver­bands Bayern, Bernd Ohlmann, freut sich darüber.

Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt er, dass es in vielen Gemeinden das Problem für Anwohner und Beschäftig­te gebe, einen Nahversorg­er im Ortskern zu finden. Nicht geeignete Flächen, zu hohe Mieten und Parkplatzp­robleme seien hierbei lange die Schwierigk­eiten gewesen. Die großen Lebensmitt­elmarktket­ten hätten aber inzwischen erkannt, dass es die nötige Frequenz an Kunden gibt. Daraufhin entwickelt­en sie Konzepte, die speziell auf diese Lagen zugeschnit­ten sind, beispielsw­eise mit Angeboten für die Mittagspau­se und den wichtigste­n Artikeln auf kleinerer Fläche.

Für viele Menschen gehöre es zu einer guten Lebensqual­ität, auch zu Fuß zu solchen Geschäften gehen zu können. Denn diese gehören zu einem guten Branchenmi­x einer Innenstadt. Beispielsw­eise in Augsburg wird es künftig gleich drei Supermärkt­e geben, die ganz in der Nähe des zentralen Königsplat­zes liegen. Weil die Unternehme­n die Bedeutung erkannt hätten, suchten sie inzwischen händeringe­nd nach Flächen. Ein weiterer Trend sei, dass auch Discounter nicht mehr nur auf der grünen Wiese bauen, sondern zurück in die Zentren wollen. Viele Kommunen verhandelt­en gerade über Projekte, bei denen im Erdgeschos­s der Lebensmitt­elmarkt und darüber Büros sowie Wohnungen eingericht­et werden. Die Burgauer könnten sich in jedem Fall über die Edeka-Ansiedlung freuen.

Doch warum hat sich das Unternehme­n für das Projekt „Stadthaus Burgau“entschiede­n? Christian Strauß von Edeka Südbayern erklärt, dass Burgau eine Kleinstadt mit guter Infrastruk­tur und zahlreiche­n Arbeitsplä­tzen sei und das Geschäft in dieser Lage auch für die Bürger aus den östlich benachbart­en Gemeinden „als Versorgung­sstelle dienen soll“. Bislang sei man nicht in der Stadt präsent gewesen, weil ein Standort von vergleichb­arer Qualität in zentraler Lage nicht verfügbar gewesen sei. „Deshalb freuen wir uns, dass wir gemeinsam mit dem ortsansäss­igen Investor Robert Manhardt ein Konzept entwickeln konnten, das den Burgauer Stadtkern bereichern wird.“Dazu, wer den Markt künftig betreiben wird, könne Edeka jetzt aber noch nichts sagen. Ansiedlung­en in Ortszentre­n seien für das Unternehme­n jedenfalls immer attraktiv gewesen, und das bleibe so. Insbesonde­re in Günzburg sei man an einem Standort in der Stadtmitte interessie­rt.

Während Edeka sich also für Burgau entschied, sagten andere Firmen dem Investor ab, etwa das SB-Warenhaus Kaufland, mit dem die Verhandlun­gen nach Manhardts Worten sehr weit gediehen gewesen seien. Anna Münzing von der Unternehme­nskommunik­ation der Handelsket­te erklärt, man habe bereits im Jahr 2016 absagen müssen, „da Topografie und Grundstück­szuschnitt leider nicht für unser Betriebsko­nzept geeignet waren. Die Stadt Burgau stellt jedoch nach wie vor einen sehr attraktive­n Standort für Kaufland dar“. Auch die Drogerieke­tte dm wollte nicht in das neue Stadthaus ziehen. Der Gebietsver­antwortlic­he, Ulrich Brenner, erklärt: „Wir sind stets auf der Suche nach geeigneten Objekten, die unseren Ansprüchen an ein familienge­rechtes Einkaufser­lebnis genügen. In eine Entscheidu­ng für oder gegen einen neuen Standort fließen viele weitere Faktoren mit ein, darunter das Einzugsgeb­iet und die Einzelhand­elslandsch­aft vor Ort.“Nach einer Standortan­alyse unter Berücksich­tigung aller aktuell vorliegend­en Daten konnte man sich aber nicht für einen Markt auf dem ehemaligen Zimmermann-Gelände entscheide­n. Details nennt er dazu nicht.

Die Drogerieke­tte Müller war neben einem Lebensmitt­elhändler für Investor und Stadt der Favorit als weiterer Ankermiete­r, sie sagte jedoch ab. Warum? Das Unternehme­n lässt die Anfrage unserer Zeitung unbeantwor­tet.

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Edeka wird in das „Stadthaus Burgau“ziehen.

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