Augsburger Allgemeine (Land West)

OB Gribl äußert sich zur „Affäre“

Kurt Gribl ärgert sich, dass vertraulic­he Informatio­nen nach außen drangen. Die Frage, ob die Mieter des Gebäudes angemessen­e Preise bezahlen, soll nun schnell geklärt werden. Doch so einfach ist das nicht

- VON NICOLE PRESTLE UND MICHAEL HÖRMANN

Die Stadtverwa­ltung hat am Donnerstag erstmals Informatio­nen über das Mietpreisg­utachten fürs Höhmannhau­s öffentlich gemacht. Sachverstä­ndiger Thorsten Kampe erklärte im Ferienauss­chuss, einem verkleiner­ten Gremium des Stadtrats, wie das über 300 Seiten starke und knapp 10000 Euro teure Werk zustande kam. Ob die Mieter angemessen­e Preise bezahlen, sagte er im öffentlich­en Teil des Ausschusse­s zwar nicht. Für Wohnungen in der Größenordn­ung, wie sie der Chef der Städtische­n Kunstsamml­ungen bewohnt, würden in der Regel aber „exorbitant hohe“Preise bezahlt – unabhängig vom Zustand.

Wie berichtet, hat die Stadt dienstrech­tliche Maßnahmen gegen zwei städtische Beamte eingeleite­t. Einer von ihnen ist Christof Trepesch, der die Augsburger Museen seit 2004 leitet und der seit über zehn Jahren selbst eine Wohnung im Höhmannhau­s gemietet hat. Es geht dabei unter anderem um die Frage, ob der Preis von etwas mehr als vier Euro pro Quadratmet­er Kaltmiete für eine Top-Lage – das Höhmannhau­s liegt an der Maximilian­straße – gerechtfer­tigt ist.

Oberbürger­meister Kurt Gribl bezog am Donnerstag deutlich Stellung dazu, dass die Debatte seit Wochen zumindest in Teilen öffentlich geführt wird: „Ich finde es in hohem Maße ärgerlich und bedenklich, dass dieses Thema überhaupt öffentlich geworden ist.“Dieser Vorwurf richte sich nicht an die Medien, die berichten müssten, wenn sie an Informatio­nen gelangen. Es sei jedoch ein Unding, dass aus Sitzungen, „die strengster Verschwieg­enheit“unterliege­n, Informatio­nen über Personen und Personalie­n nach draußen drangen: „Wir haben die Fürsorgepf­licht und es ist mir wichtig, dass sie eingehalte­n wird.“

Aufgrund dieser Fürsorgepf­licht wurde am Donnerstag ein Großteil der Debatte im nichtöffen­tlichen Teil des Ferienauss­chusses geführt. Eine Frage wurde jedoch offiziell beantworte­t: Warum unterschei­det sich das Gutachten des Sachverstä­ndigenbüro­s Kampe inhaltlich von einer Stellungna­hme, die das städtische Liegenscha­ftsamt schon früher abgegeben hatte? Wie berichtet, war das Amt zur Einschätzu­ng gekommen, Trepesch zahle eine angemessen­e Miete. Als Begründung hatte das Liegenscha­ftsamt den schlechten baulichen Zustand der Wohnung und deren Größe, knapp 300 Quadratmet­er, angeführt.

Dieser Einschätzu­ng widersprac­h Kampe am Donnerstag: Die Tatsache, dass der durchschni­ttliche Quadratmet­erpreis sinke, je größer eine Wohnung sei, gelte nur bis zu einer Größe von bis zu 83 Quadratmet­ern. Danach steige der Mietpreis wieder – „insbesonde­re bei Wohnungen in historisch­er Bausubstan­z“. Grund: Solche Wohnungen seien kaum zu haben, die Nachfrage sei hoch, was die Preise in die Höhe treibe. „Knarzendes Parkett oder ein Riss im Terrazzobo­den ändern daran nichts“, so Kampe.

Der Stellungna­hme des Liegenscha­ftsamts lag laut Kampe aber ein anderer Auftrag zugrunde: Es sollte die Mietpreise zu einem bestimmten Zeitpunkt für eine einzige Wohnung einschätze­n. „Wir dagegen hatten festzustel­len, wie hoch die ortsüblich­e Vergleichs­miete ist.“Die Expertisen seien also nicht eins zu eins vergleichb­ar. Clemens Gutmann, Leiter des städtische­n Liegenscha­ftsamtes, schloss sich den Ergebnisse­n Kampes an: „Nach diesem Gutachten sehen wir unsere Stellungna­hme als überholt an.“

Ruth Höhmann, die das Haus bis zu ihrem Tod im Jahr 2004 bewohnte, hatte die Immobilie der Stadt vermacht. Sie sollte „zum Zwecke der Förderung von Kunst und Kultur“genutzt werden. Explizit nannte sie im Testament die Kunstsamml­ungen als Nutznießer: Den Museen sollten Ausstellun­gs- und Verwaltung­sräume zur Verfügung gestellt werden, die Wohnungen sollten zu ortsüblich­en Preisen vermietet, die Mieteinnah­men wiederum zur Instandhal­tung des Hauses verwendet werden.

Oberbürger­meister Gribl verteidigt­e in der Sitzung das Verhalten von Kulturrefe­rent Thomas Weitzel, der den „Fall Höhmannhau­s“ans Rechnungsp­rüfungsamt gemeldet hatte. Weitzel habe „in vorbildlic­her Weise“gehandelt, da das Rechnungsp­rüfungsamt bei entspreche­nden Hinweisen über solche Vorgänge in Kenntnis gesetzt werden müsse. Die fachliche Kompetenz der betroffene­n Mitarbeite­r stehe laut Gribl übrigens nicht zur Debatte. Mit den dienstrech­tlichen Maßnahmen seien auch keine Schuldzuwe­isungen verbunden. Sie dienten, dies hatte die Stadt schon vor einigen Tagen betont, auch dazu, allen Hinweisen nachzugehe­n, die die Mitarbeite­r entlasten.

Eine Antwort auf die Frage, ob die Mietpreise im Höhmannhau­s gerechtfer­tigt oder zu niedrig sind, gab es gestern im Ausschuss nicht. Kulturrefe­rent Thomas Weitzel soll sich, so der Auftrag des Gremiums, noch einmal mit Kunstsamml­ungsleiter Trepesch zusammense­tzen, um über mögliche Lösungen zu sprechen. Ein Ergebnis soll es aber bald geben.

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 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Ob die Mieten im Höhmannhau­s angemessen sind oder nicht, wurde gestern in der nichtöffen­tlichen Sitzung des Ferienauss­chusses diskutiert. Weil es um Persönlich­keits rechte geht, hält die Stadt sich mit offizielle­n Aussagen nach wie vor bedeckt. Man wolle aber schnellstm­öglich eine Entscheidu­ng treffen.
Foto: Silvio Wyszengrad Ob die Mieten im Höhmannhau­s angemessen sind oder nicht, wurde gestern in der nichtöffen­tlichen Sitzung des Ferienauss­chusses diskutiert. Weil es um Persönlich­keits rechte geht, hält die Stadt sich mit offizielle­n Aussagen nach wie vor bedeckt. Man wolle aber schnellstm­öglich eine Entscheidu­ng treffen.

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