Augsburger Allgemeine (Land West)
Nach dem Brand bleibt kaputtes Gemüse
Die Mieter der vom Feuer im Gersthofer Industriegebiet betroffenen Lagerhalle sind am Aufräumen – aber nicht alle. Einige fürchten jetzt um die Existenz ihrer Unternehmen
Gersthofen Jetzt ist Aufräumen angesagt: Vor knapp zwei Wochen brannte eine Lagerhalle in der Gersthofer Dieselstraße aus. Die dort angesiedelten Unternehmen bangen um ihre Existenz.
Wie berichtet, brach das Feuer – laut Behörden aufgrund eines technischen Defekts – in dem Bereich der Halle aus, in dem Marion SchwallerBarina mit ihrer Firma Natusat untergebracht war, die Futtermittel für Pferde und Reitzubehör verkauft und Diagnoseverfahren für kranke Pferde anbietet. Alles wurde zerstört. Nun ist sie auf der Suche nach einer mindestens 1300 Quadratmeter großen Halle. „Es muss schnell gehen. Wenn es ein Vierteljahr dauert, bis wir wieder starten können, ist die Firma ruiniert, sagt Marion Schwaller-Barina.
Angst um die Existenz haben auch Klaus Konhäuser und Gertrud Sandner, die Inhaber der Firma Sandner Früchte Online GbR. Seit elf Jahren gibt’s das Unternehmen – seit drei Jahren ist es in der Gersthofer Dieselstraße angesiedelt. Die Firma bieten hochwertiges Obst und Gemüse an. Ihr Teil der Lagerhalle ist noch nicht zum Aufräumen freigegeben. Weil dort während des Feuers ein Fenster geöffnet war, zog es, trotz abgeteilter Hallenabschnitte den giftigen rußigen Raum in den 180 Quadratmeter großen Hallenabschnitt. Innen „steht“immer noch Luft, der Feuergeruch nimmt einem den Atem. „Fest steht – alles ist hin: Das ganze dort gelagerte Obst und Gemüse sowie die beiden Autos und das Büro wurden durch das Feuer und den giftigen Rauch so beschädigt, dass sie für Lebensmitteltransporte und -lagerung nicht mehr zu gebrau- chen sind“, sagt Konhäuser. Der Druck während des Feuers war offenbar so hoch, dass es den Qualm aus Ritzen zwischen Fassade und Dach gedrückt hat – wie die Rußspuren zeigen.
Allein bei den eingelagerten Waren sei ein Schaden von rund 100 000 Euro entstanden“, so der Geschäftsführer. Es liegen noch große Tomaten der Sorte „Ochsenherz“in den Transportkörben. Sie sind mit einem schmierigen schwarzen Belag überzogen, der sogar verhindert, dass sie bisher faulig geworden sind. Im Kühlschrank lagert ebenfalls Gemüse, das allerdings schon faul ist.
Insgesamt schätzt Konhäuser den Schaden auf bis zu 300 000 Euro. „Das können wir aber erst genau sagen, wenn wir die Halle ausräumen können.“
Er konnte zwar aufgrund guter Beziehungen schon eine Ersatzhalle auf dem Grundstück der Druckerei Kessler in Bobingen organisieren. „Diese steht uns aber höchstens zwei Monate zur Verfügung.“Deswegen sucht er ebenfalls eine Lagerhalle. Konhäuser betont: „Wir müssen den Betrieb aufrechterhalten.“Nun fahren die sieben Mitarbeiter täglich nach Bobingen. „Meine Mitgeschäftsführerin und ich haben seit dem Feuer rund 250 Stunden zusätzlich arbeiten müssen“, sagt er. Gertrud Sandner ist am Montag ins italienische Veneto gefahren, um dort neues hochwertiges Obst und Gemüse einzukaufen. „Neben gewerblichen Kunden haben wir auch einen Stand auf dem Neusässer Markt.“Die Kunden sollen nun möglichst zügig wieder beliefert und der Stand in Neusäß wieder bedient werden.
Wohl die ganzen Stoffballen zerstört, wurden nach Angaben eines Mitarbeiters bei der ebenfalls in dem Hallentrakt untergebrachten Niederlassung von Joka-Heimtextilien. Dort sind die Arbeiter des Brandschäden-Sanierers Polygonvatro an der Arbeit, räumen die Halle leer. Selbst am Aufräumen ist das Team der „Blumerie Holland Blumen Kauf“. Diese Firma betreibt unter anderem Blumenläden in Supermarktfilialen. Hier liegt der Schaden mindestens bei 100 000 Euro, sagt Geschäftsführerin Yvonne KrukVan der Poel. „Man hat uns erst nach Tagen gesagt, dass die Dämpfe giftig sind“, kritisiert sie. Nun sind sie und ihre Kollegen mit Schutzanzug und Gasmaske zugange.
„Wir haben vorübergehend eine Lagermöglichkeit gefunden“, sagt die Geschäftsführerin. Dennoch bangt sie um die Zukunft ihres seit 25 Jahren bestehenden Unternehmens. „Das hängt nun von der Versicherung ab.“