Augsburger Allgemeine (Land West)
Sie tuckern mit ihren Mopeds bis nach Las Vegas
Zwei Brüder aus einem kleinen bayerischen Dorf und ihr Team realisieren ein ungewöhnliches Filmprojekt. Dabei legen sie eine Rast auf Gut Schwaighof ein und haben noch eine lange Fahrt vor sich
Allmannshofen Statt um Ponys geht es diesmal um ein paar Pferdestärken mehr. Auf Gut Schwaighof in der Gemeinde Allmannshofen wird schon wieder für einen Film gedreht. Im nördlichsten Eckchen des Landkreises wurden erst vor einigen Wochen Aufnahmen für die Neuverfilmung des „Immenhofs“gemacht. Damals waren Stars wie Heiner Lauterbach oder Max von Thun samt einem fast hundertköpfigen Team vor Ort.
Nun tuckerte eine wesentlich kleinere Filmmannschaft in das idyllische Anwesen. Die gut gelaunte, sympathische Truppe hat sich ein großes Thema vorgenommen. Es geht um die Freiheit, das Gefühl, mal alles hinter sich zu lassen und einfach loszufahren. Die beiden Hauptdarsteller Julian und Thomas Wittmann haben sich für dieses
Philosophieren und singen am Lagerfeuer
Abenteuer besondere Fahrzeuge ausgesucht – zwei alte Zündapps Mopeds C50 (Jahrgang 1968 und 1969) mit Höchstgeschwindigkeit 40 Stundenkilometer. Damit wollen die beiden Brüder bis nach Las Vegas fahren. Mit dabei ist derzeit Kameramann Manuel Weiß und Produktionsleiter Christian Kastl. In Amerika sollen dann noch zwei Kameraleute dazukommen.
Die Idee hinter dem Film unter dem Motto „Ausgrissn“ist einfach und bestechend. Es gibt eine Geschichte, die sozusagen den roten Faden vorgibt. Dabei geht es um ein Brüderpaar aus einem kleinen bayerischen Dorf, das aus der Enge ausbrechen will.
Als sie an einem Spielautomaten den Hauptgewinn erzielen, werden sie aufgefordert, diesen in Las Vegas abzuholen. Kurzerhand machen sich die Burschen auf den Weg. Diese Geschichte steht laut Drehbuch fest. Was dagegen völlig offen ist, sind die Begegnungen und Abenteuer, die die beiden auf ihrer Tour erleben. Auf der ganzen 11 000 Kilometer langen Reise ist das Kamerateam dabei.
Derzeit stehen die beiden Brüder noch an Anfang ihrer Reise. Los ging es am Sonntag in Bad Reichenhall. Über München und Augsburg kam das Team am Dienstagabend auf Gut Schwaighof an. Dort gab es ein Treffen mit der Band Muntermonika aus Thierhaupten. Gemeinsam mit den Musikanten Moritz Ludl, Julian Schuster und Nicolas Uhl wurde am Lagerfeuer gesungen und philosophiert – während die Kamera lief. Dass das junge Team auf Gut Schwaighof übernachtete, lag nicht an den vorangegangenen Dreharbeiten zum „Immenhof“, sondern an persönlichen Kontakten. Produktionsassistentin Elisa Oß- wald kommt aus Thierhaupten und kennt die Familie Zeising vom Gut Schwaighof.
Die Reise der beiden jungen Männern in Hirsch-Lederhosen wird rund drei Monate dauern. Anschließend kommt noch einmal eine Menge Arbeit auf das kreative Team zu, denn die Berge von Filmmaterial müssen geschnitten werden. Ihr Ziel ist, dass der Streifen 2019 im Kino zu sehen ist. „Wenn wir einen Sponsor finden, ist das toll. Wenn nicht, dann machen wir es im Eigenverleih“, erklären die Brüder. Julian und Thomas Wittmann sind keine Neulinge im Filmgeschäft. Der 25-jährige Julian Wittmann ist bayerischer Film- und Theatermacher und Musikkabarettist.
Er absolvierte zudem eine Ausbildung zum Drehbuchautor und schreibt unter anderem für die Serie „Dahoam ist Dahoam“. Sein 22-jähriger Bruder Thomas war schon in Filmen wie „Die Perlmutterfarbe“ und „Sommer in Orange“oder Fernsehfilmen wie „München 7“zu sehen. Gestern Vormittag brach das Team im Schwaighof auf und setzte seine Reise fort. Nächstes Ziel ist Aschaffenburg. Nach einigen weiteren Etappen wird es in Antwerpen auf ein Containerschiff nach New York gehen. Nach rund drei Monaten wollen die beiden – nach Stopps auf dem Times Square oder vor dem Weißen Haus – die Spielerstadt Las Vegas erreichen. » Aufgefallen