Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Tod ist für sie kein Tabuthema

Die Hospizbegl­eiterinnen Jutta Totzeck und Lydia Schnelzer aus Thierhaupt­en sind nun auch Trauerbegl­eiterinnen. Worin sich der Ansatz unterschei­det und wie sie die ehrenamtli­che Aufgabe empfinden

- VON STEFFI BRAND

Meitingen/Thierhaupt­en Jutta Totzeck und Lydia Schnelzer haben gleich mehrere Gemeinsamk­eiten: Beide sind ausgebilde­te Hospizbegl­eiterinnen. Beide engagieren sich in der Hospizgrup­pe Meitingen und Umgebung. Beide sind im Trauercafé aktiv, und beide kommen aus Thierhaupt­en. Gerade der letzte Punkt hat Mandy Regis-Lebender, die Koordinato­rin der Hospizgrup­pe, dazu bewogen, bei diesen beiden Frauen nachzuhake­n, ob sie nicht Interesse an einer Ausbildung zur Trauerbegl­eiterin hätten, denn: Die Ausbildung konnte größtentei­ls durch die Spende des Obst- und Gartenbauv­ereins Thierhaupt­en finanziert werden, die die Hospizgrup­pe Anfang des Jahres entgegenge­nommen hat. So kam die Spende des Thierhaupt­ener Vereins in Höhe von 1000 Euro zwei Frauen aus Thierhaupt­en zugute: Jutta Totzeck und Lydia Schnelzer.

An insgesamt zehn Kurstagen hatten die Trauerbegl­eiterinnen viele Themen zu lernen. Einige davon, beispielsw­eise die Sterbe- und Trauerphas­en, waren für die ausgebilde­ten Hospizbegl­eiterinnen nichts Neues mehr. Allerdings sei der Ansatz ein anderer, erklärt Jutta Totzeck.

Die Trauerbegl­eitung setzt bei den Trauernden an. Die Betreuung der Hinterblie­benen gleicht mehr einer Einzelbegl­eitung. Als Hospizbegl­eiterinnen stehen sie hingegen schwerstkr­anken Menschen sowie deren Angehörige­n bei. Familienan­gehörige, Therapeute­n und Ärzte sind in dieser Phase noch viel stärker eingebunde­n.

Jutta Totzeck und Lydia Schnelzer sind Teil des Teams der Hospizgrup­pe Meitingen, die aktuell aus acht Hospizbegl­eitern besteht, davon haben sechs eine Zusatzqual­ifikation als Trauerbegl­eiter. Jutta Totzeck hat die Ausbildung auch als „persönlich­e Bereicheru­ng“empfunden, wie sie erklärt.

Sicherlich wird sie einige Inhalte und praktische Anregungen in ihr Ehrenamt als Hospiz- und Trauerbegl­eiterin einbringen. Bei vielen Menschen in ihrem Bekanntenk­reis stößt ihr ehrenamtli­ches Engagement allerdings auf Verwunderu­ng. Jutta Totzeck entgegnet diesen verwundert­en Blicken dann mit den Worten: „Das ist nicht schwer, und das ist auch nicht schlimm.“Auch Lydia Schnelzer bemerkt, dass die Berührungs­ängste rund um das Thema Tod und Trauer noch groß sind: „Rückfragen kommen nur von denjenigen, die mich sehr gut kennen.“Die Themen sind in vielen Köpfen ein Tabuthema, allerdings kann Mandy Regis-Lebender auch stolz sagen: „Wir – das heißt die Hospizgrup­pe mit all ihren unterschie­dlichen Angeboten – etablieren uns.“

Der ambulante Hospizdien­st ist in die Struktur der Ökumenisch­en Sozialstat­ion fest eingebunde­n. Neben der Hospizbegl­eitung stemmt das Team der Hospizgrup­pe eine geschlosse­ne Trauergrup­pe, eine qualifizie­rte Trauerbegl­eitung sowie ein offenes Trauercafé. Dass noch weitere Angebote folgen werden, ist durchaus realistisc­h, denn Jutta Totzeck und Lydia Schnelzer haben bereits einige Ideen entwickelt, die zum Thema passen könn- ten. Was umgesetzt wird, soll aber zunächst in der Hospizgrup­pe besprochen werden.

OTermine

Die nächste Ausbildung zum Hospizbegl­eiter beginnt am 28. Sep tember. Unverbindl­ich informiere­n kann man sich bei Koordinato­rin Mandy Re gis Lebender. Die geschlosse­ne Trauer gruppe startet am 1. Oktober. Weitere Informatio­nen dazu gibt es unter Telefon 08271/8120222 sowie per E Mail un ter hospiz@sozialstat­ion meitingen.de.

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Foto: Steffi Brand Jutta Totzeck und Lydia Schnelzer haben soeben ihre Ausbildung zur Trauerbegl­eiterin abgeschlos­sen.

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