Augsburger Allgemeine (Land West)
Heimteams machen keine großen Sprünge
Unser Check vom vergangenen Wochenende belegt, dass das Heimrecht nicht immer ein Vorteil sein muss. Doch keine Regel ist ohne Ausnahme
Landkreis Stimmt es wirklich, dass Spiele auf eigenem Platz ein Heimvorteil sind? Wir haben einmal den Check gemacht. In der Bundesliga traf das am vergangenen Wochenende schon mal nicht zu. In den neun Partien des zweiten Spieltags konnte lediglich die TSG Hoffenheim gegen den SC Freiburg einen 3:1-Sieg vor den eigenen Fans feiern.
Zurück in die Region: In der Landesliga Südwest gab es in fünf von neun Begegnungen Heimsiege. Der SV Cosmos Aystetten zählte nicht zu den Glücklichen. „Wir haben uns wieder einmal nicht belohnt“, ärgert sich Trainer Marco Löring nach der 0:1-Niederlage gegen den BFC Wolfratshausen über die vielen vergebenen Chancen. „Es läuft nicht so locker. Wir tun uns schwer, einfache Tore zu schießen“, sagt der Coach nach einem Spiel, das lange Zeit auf Augenhöhe verlief. Knackpunkt war dann eine Rote Karte gegen Robert Markovic Man dic, der seinen Mitspieler Dejan Mi jailovic rächte. „Eine dämliche Aktion, die man nicht versteht“, zeigte sich Löring genervt, zumal Wolfratshausen die Überzahl zum Siegtreffer nutzte. „Das hat uns zumindest einen Punkt gekostet.“Das einzig Positive an der Aktion: Markovic-Mandic wäre die nächsten drei Spiele so oder so nicht zur Ver- fügung gestanden. Er hat sich in den Urlaub verabschiedet.
In der Bezirksliga Nord gab es in acht Spielen vier Heimsiege. Einen davon konnte der TSV Meitingen mit den eigenen Fans feiern. Nach dem 3:0 gegen den Aufsteiger FC Affing ist damit zunächst wieder Ruhe im Haus. Intern hatte es zuletzt ziemlich geraucht, weil sich einige Spieler kurzfristig in den Urlaub verabschiedet hatten. Sein Saisondebüt gab Fabian Wolf nach überstandener Verletzung. Er traf dabei auf seinen alten Meitinger Kumpel Benjamin Seidel, der erst vor wenigen Tagen zum FC Affing gewechselt ist und seitdem dort zwischen den Pfosten steht.
Einen 3:1-Auswärtssieg konnte der TSV Gersthofen beim Schlusslicht BC Adelzhausen verbuchen. Bereits am Donnerstag müssen sich die Schwarz-Gelben wieder vor heimischem Publikum beweisen. Auf Wunsch der SSV Glött wurde die Partie um einen weiteren Tag vorverlegt. „Glött hat aufgrund einer Veranstaltung angefragt und wir haben zugestimmt“, so Spielertrainer Florian Fischer, „wir hoffen, dass man dann auch uns mal entgegenkommt, wenn wir uns in einer ähnlichen Situation befinden.“
Um eine Verlegung hat auch der SSV Anhausen angefragt, da sechs Stammspieler fehlten. Doch die SpVgg Westheim lehnte ab, was beim SSV sauer aufstieß. „Auch bei uns haben vier Stammspieler gefehlt“, lässt Westheims Trainer Oliver Ha berkorn wissen. Das sei jedoch nicht der Grund für die Ablehnung gewesen. „Als wir letztes Jahr ein Spiel der zweiten Mannschaft verlegen wollten, hat man uns zum Heimrechttausch genötigt beziehungsweise mit Klage gedroht. Das war auch nicht die feine englische Art.“Der SpVgg-Coach denkt nach dem 4:2-Sieg bereits an den kommenden Mittwoch. Durch den 3:1-Sieg des TSV Neusäß gegen den TSV Göggin gen ist das mit Spannung erwartete Stadtderby auf dem Kobel jetzt auch noch zu einem Spitzenspiel geworden. „Ein Punktspiel wie jedes andere“, sag Oliver Haberkorn – mit einem Augenzwinkern.
Das 4:2 der Westheimer war bei vier Heimsiegen in der Kreisliga Augsburg einer von zwei Auswärtserfolgen. Den zweiten feierte sensationell das bisher sieglose Schlusslicht FC Königsbrunn beim Tabellenführer TSV Dinkelscherben. Für die Lila-Weißen bereits die zweite Niederlage auf dem Kaiserberg.
Keine Regel ohne Ausnahme. Das Heimrecht war an diesem Wochenende in den Kreisklassen Nordwest und Süd anscheinend kein Vorteil. Hier konnten die Platzherren nämlich überhaupt keinen Dreier verbuchen. Für die größte Überraschung sorgte der TSV Diedorf, der sich beim bisher ungeschlagenen TSV Täfertin gen mit 5:2 durchsetzen konnte. „Ich habe der Mannschaft gesagt, dass wir jetzt mal ein Zeichen setzen müssen, wenn wir oben mitspielen wollen. Ansonsten können wir uns davon ganz schnell verabschieden“, war Trainer Jürgen Fuchs stolz auf seine Truppe, „das war von der Einstellung und vom Engagement her ein Unterschied wie Tag und Nacht. Und endlich haben wir einmal Tore erzielt, was zuletzt unser Problem war. Dabei haben wir nach einem Plärrer-Besuch bisher noch nie gewonnen.“Diesmal haben die Diedorfer am Freitag wohl genug Zielwasser getankt. Mitgeholfen haben nach den Verletzungen von Andi Frank (Kreuzbandriss) und Tobias Janetschek (Bänderriss) auch die alten Haudegen Billy Stover und An dreas Schmidt.
Wie groß war die Erleichterung?
Ludl: Schon sehr. Es war allen klar, dass wir auf eine gewisse Art und Weise mit zwei Punkten aus den ersten vier Spielen schon einen Fehlstart hingelegt haben. Jetzt sind wir in der Liga angekommen, haben gesehen, dass wir 90 Minuten arbeiten müssen. Eine gute Halbzeit oder einige gute Momente reichen nicht. Auch das 1:0 gegen Leitershofen war harte Arbeit. Das hat man auch an den vielen Gelben Karten gesehen.
Mit Christian Wink und Lukas Drechsler sind Hochkaräter hinzugekommen. Warum hat es bisher nicht so wirklich geklappt?
Ludl: Es hat viel Veränderung in der Mannschaft gegeben. Sechs Positionen wurden neu besetzt. Das muss sich alles erst finden.
Wie geht es weiter?
Ludl: Wir haben jetzt gezeigt, dass es auch ohne die Routiniers Christian Wink, der im Urlaub ist, und den verletzten Ilkay Hakarek geht. Zuletzt mussten wir Tom Günther für den verletzten Simon Schneider bringen. Mit Ronny Alex, Jonas Watzal oder Johannes Link, der noch A-Jugend-spielberechtigt ist, war das die jüngste TSV-Truppe seit langer Zeit. Lukas Drechsler ist jetzt ganz fit und übernimmt Verantwortung. Wenn wir weiter so spielen und trainieren, bin ich guter Dinge. Aber diese Liga ist der Wahnsinn! Da darf man keine Mannschaft unterschätzen.