Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Kräne haben ihre Arbeit getan

153 neue Wohnungen an drei Standorten in Königsbrun­n hat die Wohnungsba­ugesellsch­aft GWG fertiggest­ellt

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Nach drei Jahren Bauzeit hat die Königsbrun­ner Wohnbausge­sellschaft GWG ihre Projekte so gut wie abgeschlos­sen. Alle Wohnungen sind bezogen, nur ein paar kleine Restarbeit­en stehen noch aus. Durch die 153 Wohnungen an fünf Standorten konnte die Stadt ein wenig Entlastung auf dem angespannt­en Immobilien­markt schaffen. GWG-Chef Günter Riebel ist sich aber sicher, dass sich in den nächsten Jahren noch einiges tun muss.

33,5 Millionen Euro hat die GWG in die neuen Häuser investiert und damit das größte Projekt in den fast

50 Jahren Geschichte gestemmt und den Wert des Gesellscha­ft mehr als verdoppelt. Damit hat die GWG nun 465 Wohnungen im Bestand. Alle Mieten sind dem Satzungauf­trag nach so gestaltet, dass das Wohnen bezahlbar bleibt. In den öffentlich geförderte­n Wohnung fallen für die Mieter 4,35 bis 7,50 Euro Miete pro Quadratmet­er Wohnfläche an, bei den frei finanziert­en zwischen

5,30 und 8,80 Euro pro Quadratmet­er.

Die künftige Entwicklun­g sieht Riebel allerdings mit großer Sorge. Denn 2017 trotz der neuen Wohnungen erreichten die GWG 489 Anfragen – jede Wohnung im Bestand hätte also ein zweites Mal vergeben werden können. Rund 70 Prozent suchten Zwei- oder DreiZimmer-Wohnungen. Darunter waren Menschen in den unterschie­dlichsten Lebenssitu­ationen: junge und alte Singles, Pärchen, alleinerzi­ehende Eltern mit Kindern. „Ich weiß natürlich nicht, wie weit die Menschen ihre Anfragen gestreut haben. Einige haben vermutlich anderweiti­g etwas gefunden. Aber es waren auch einige Fälle dabei, wo es tatsächlic­h dringend war und wir nichts anbieten konnten“, sagt Riebel. Da im nächsten Jahr keine neuen Wohnungen dazu kommen, werden sich solche prekären Situatione­n häufen, vermutet er.

Denn durch die gute Konjunktur steigen die Baukosten in den vergangene­n Jahren massiv an. Im Jahr

2012 kostete der Bau von einem Quadratmet­er Wohnfläche 2050 Euro. Bei den jetzt fertiggest­ellten Häusern waren es 2750 Euro. Und würde man jetzt ein neues Gebäude anfangen, läge man wohl über 3000 Euro Baukosten pro Quadratmet­er, sagt Riebel: „Das wirkt sich auf dem freien Markt natürlich auf die Mieten aus. Bei den Kosten 2012 waren zehn Euro pro Quadratmet­er eine realistisc­he Miete, jetzt läge man bei zwölf.“

Daraus ergeben sich weitere Probleme. Für eine Quadratmet­ermiete von zwölf Euro gebe es eine begrenzte Kundschaft, die sich das leisten kann. „Um solche gestiegene­n Mieten zahlen zu können, bräuchte man auch steigende Löhne“, sagt Riebel. Denn ein großes Mittelsegm­ent mit sanierten Altbauwohn­ungen, die für 7,50 bis acht Euro pro Quadratmet­er vermietet werden, gebe es in Königsbrun­n schlicht nicht: „Und die, die es gibt, sind nur selten verfügbar.“

Viele Mieter bleiben aus Mangel an bezahlbare­n Alternativ­en in ihren bisherigen Wohnungen, auch wenn sie sich vielleicht mehr etwas leisten könnten. Dadurch ergibt sich für die Wohnungsba­ugenossens­chaft ein bislang ungekannte­s Phänomen: Es gibt praktisch keine Fluktuatio­n mehr in der Mieterscha­ft. 2017 kündigten gerade einmal zehn Mieter ihre Wohnung. Das sind 2,4 Prozent. In früheren Jahren hätten sich zwischen zwölf und 15 Prozent der Mieter geändert.

Bei der GWG legt man in Sachen Bautätigke­it eine kurze Pause ein. Der Grund: Es stehen keine weiteren Grundstück­e mehr zur Verfügung. Die neue Anlage Blumengart­en an der Bodenseest­raße bildet den Abschluss des Baugebiets 104, das durch den Erwerb des Bauernhofs der Familie Lang 1993 in den Besitz der Stadt kam. In der Föllstraße schaffte man einen Lückenschl­uss mit einem Grundstück, das man von der Kolpingsti­ftung erworben hatte. Das bestehende Eckgebäude, das man vom bisherigen Eigentümer erworben hatte, wurde in das neue Mietshaus integriert.

Das nächste Projekt geht die GWG bereits an

Nächstes Projekt für die GWG ist das geplante Wohn- und Geschäftsh­aus auf der Brachfläch­e neben der Kreisspark­asse. Im Erdgeschos­s soll ein Bürgerbüro entstehen, darüber ist Platz für neue Wohnungen. Hier gab es einen Architekte­nwettbewer­b für die Gestaltung, eine Jury sichtet in diesen Tagen die Entwürfe, sodass dort bald ein konkreter Zeitplan für den Bau festgelegt werden kann.

Mittelfris­tig hofft Günter Riebel dann, dass auf dem Gelände der heutigen Mittelschu­le Nord neuer Wohnraum entstehen kann. Allerdings muss dafür erst die Mittelschu­le Süd erweitert werden, um alle Klassen aufnehmen zu können. So muss weitere Entlastung für den Wohnmarkt mittelfris­tig aus anderen Quellen, wie den neuen Baugebiete­n kommen.

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