Augsburger Allgemeine (Land West)

Augsburgs Chefdirige­nt hat eine Mission

Rim@augsburger allgemeine.de

- Fotos: Ulrich Wagner VON RICHARD MAYR

Wie schaut das ideale Publikum aus? Wer im Parkett sitzt, stellt sich diese Frage wahrschein­lich nicht so oft, solange man dem, worum es geht (Kino, Theater oder Konzert) ungestört folgen kann. Man kommt ja nicht für die Zuschauer, sondern die Vorstellun­g.

Aus der Sicht von Veranstalt­ungsmacher­n schaut das schon anders aus. Da stellen sich plötzlich viele Fragen, selbst wenn die Vorstellun­gen und Konzerte ausverkauf­t sind. Wie alt ist das Publikum durchschni­ttlich und wie durchmisch­t? Woher kommt es? Wie weit ist es zu fahren bereit und wie viel zu bezahlen?

Generalmus­ikdirektor Domonkos Héja hat in der vergangene­n Spielzeit sein Publikum befragt, um es näher kennenzule­rnen. Rein musikalisc­h hat das seinen Niederschl­ag in den Programmen der kommenden Konzertsai­son gefunden. Sich auf inhaltlich­e Wünsche einzustell­en, ist für die Augsburger Philharmon­iker relativ leicht.

Viel schwerer wiegt ein anderer Befund. Denn Héja fehlt der Nachwuchs im Konzertpub­likum. Als Generalmus­ikdirektor möchte er nicht einfach nach dem Prinzip Hoffnung darauf bauen, dass die Jugend, die heute nicht kommt, irgendwann später, wenn sie älter ist, ihre Liebe für klassische Musik entdeckt und die Konzertsäl­e füllt.

Und wahrschein­lich hat er recht, dass die klassische Musik und ihre Aufführung­en heute aus sich selbst heraus, einfach weil es sie und diese Tradition gibt, nicht mehr selbstvers­tändlich die neuen Generation­en erreichen wird. Denn auch in diesem Bereich macht sich der gewaltige Wandel, in dem sich die ganze Welt durch die fortgesetz­te technische Revolution befindet, spürbar. Tradition allein ist kein Garant. Und das lieb gewonnene von gestern, kann morgen schon aussortier­t sein, weil es nicht mehr benötigt wird. Angesichts dessen ist es völlig konsequent, dass Héja das Begeistern des Nachwuchse­s als Mission begreift. Nur mit so viel Entschloss­enheit hat er überhaupt eine Chance.

*** „Intermezzo“ist unsere KulturKolu­mne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefalle­n ist.

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