Augsburger Allgemeine (Land West)
So wird aus Einträgen der Promis Kunst
Der Künstler Günther Knipp verschönt das Goldene Buch der Stadt Neusäß. Dabei lässt sich der Grafiker viel einfallen, um jedem Eintrag gerecht zu werden
Neusäß. Wohl jede Stadt, die etwas auf sich hält, besitzt ein Goldenes Buch. Dieses meist voluminöse Gästebuch erzählt Seite für Seite mit seinen Einträgen von Besuchen bedeutender Gäste wie namhaften Politikern, hohen Würdenträgern oder Künstlern, von besonderen Ereignissen in der Stadt, von Jubilaren und Jubiläen.
Diese Einträge mit Unterschrift und oftmals einer persönlichen Widmung werden meist gut vorbereitet und passend zum Ereignis kunstvoll umrahmt. Somit wird aus einem Goldenen Buch im Laufe der Jahre durch seine prominenten Einträge nicht nur eine schöne Erinnerung an glanzvolle Tage, sondern auch ein wertvolles Kunstwerk.
Für die würdige Umrahmung der Einträge hat die Stadt Neusäß schon immer verschiedene künstlerische Talente unter ihren Bürgern gewinnen können. Seit vielen Jahren gestaltet der Grafiker, Karikatur- und Pressezeichner Günther Knipp die Seiten des Goldenen Buchs der Stadt. Erst kürzlich hat er den Eintrag von Ministerpräsident Markus Söder, anlässlich eines Kurzbesuchs bei der Stadt Neusäß, künstlerisch gestaltet.
Blättert man in dem Goldenen Buch der Stadt zurück, so ist klar zu sehen, dass die Texte vor einigen Jahren noch relativ schlicht mit Schriften aus dem Mittelalter gestaltet wurden. Aber auch hier hat sich die Mode geändert. Mit der Zeit haben verschiedene Neusässer Künstler, unter ihnen das Ehepaar Margarete und Michael Gsellmeier, ihr künstlerisches Talent in vollem Umfang eingebracht.
1991 fragte die Stadt Neusäß bei Günther Knipp an, der sich dieser Ehre voll bewusst war, auch wenn diese Aufgabe einen hohen Zeitund Arbeitsaufwand erfordert. So müsse er die Schriften, Ornamente oder Wappen zuerst ins Unreine schreiben, um zu sehen, wie es letztendlich bestmöglich in das Blatt passt, erklärt er.
Dazu benützt er das gleiche raue Papier in gebrochenem Weiß wie im Buch, da sonst zum Teil die Farben anders wirken, als auf einem gewöhnlichen weißen Blatt Papier. Seinen Stift mit der Breitfeder hat er zur Anschauung gleich mitgebracht, um zu zeigen, wie er damit flotte Schriftgrafiken, aber auch kleine Zeichnungen erarbeitet.
Blättert man mit ihm im Goldenen Buch der Stadt Neusäß zurück, so finden sich in früheren Jahren auch Neusässer Bürger, die zu ihrem 100. Geburtstag mit einem Eintrag geehrt wurden. Hier habe er sich immer mit seinen Entwürfen an deren Alter und Leben entsprechend angepasst.
Die Einträge von Hundertjährigen haben in den letzten Jahren allerdings aufgehört. „Dann müsste man heute fast jeden zweiten Tag ein neues Blatt gestalten“, schmunzelte Knipp hinsichtlich der heutigen Altersstruktur.
Nicht nur mit besonderer formvollendeter Schrift, sondern auch mit den Wappen der beiden Partnerstädte verschönte der Künstler die Seite im Goldenen Buch, die an die Schließung der Partnerschaft zwischen Neusäß und Markklee- berg im Jahr 2000 erinnert. Aber auch die Einträge zahlreicher Bundesminister, bayerischer Staatsminister und Ministerpräsidenten oder zum 60. Geburtstag von Altbürgermeister Manfred Nozar hat Knipp mit viel Kunstverstand und künstlerischem Können verschönt.
Als einst eine Delegation Koreaner in Neusäß zu Gast war, stellte er einen Bezug zur Kunst des Landes mit einem filigranen Fächer her. „Als der Ministerpräsident einst in seiner Eigenschaft als bayerischer Staatsminister für Umwelt und Gesundheit nach Neusäß kam, habe ich passend zu seinem damaligen Amt eine Landschaft gezeichnet“, so Knipp.
Zeichnungen seien immer sehr heikel, erklärt der Künstler, da die Aquarellfarben auf dem Papier zu zerlaufen drohen. Diese anzufertigen, kann dann durchaus einmal zwei Stunden dauern. Abhängig von der ausgewählten Schrift dauert die Arbeit für einen solchen Auftrag zwischen vier und acht Stunden. „Es ist eben alles handwerkliche Arbeit“, macht er aufmerksam.
Lange bevor er aber die Breitfeder ansetzt, macht er sich bereits Gedanken zur Ausführung seines Werkes, auch wenn der Text an sich meist weitgehend vorgegeben ist. Über dieses Engagement für die Stadt hinaus ist Günther Knipp in vielen Facetten künstlerisch tätig. Wenngleich er 35 Jahre lang in zwei nicht künstlerischen Berufen tätig war, so holte ihn seine Liebe zur Kunst doch noch mit Mitte 50 ein. Er studierte Werbe- und Gebrauchsgrafik, Karikatur- und Pressezeichnen und schloss mit Diplom ab. Seither arbeitet er als freischaffender Künstler, malt Aquarelle und widmet sich gerne Cartoons vordringlich zum Thema seines Lieblingssports Golf und kann auf zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen sowie Einzelausstellungen blicken.