Augsburger Allgemeine (Land West)

Thannhause­r Glocke ist ein bayerische­r Heimatscha­tz

Staatsregi­erung ehrt den Heimatvere­in der Mindelstad­t. Nur 100 Objekte im Freistaat kamen zum Zug

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Thannhause­n/München Im Februar

2015 hatte der Thannhause­r Heimatvere­in in einem kleinen Festakt in seinem Museum eine neue einzigarti­ge Errungensc­haft in Besitz nehmen dürfen: eine geschichts­trächtige Glocke, mit deren Hilfe einst die wichtigste­n Bekanntmac­hungen den Bürgern im Markt Thannhause­n übermittel­t wurden. Überreicht hatte dem Verein diese AusschellG­locke Herbert Rößle, der in einem lebendigen Vortrag das Leben seines Großvaters Josef Mayer, genannt „d’r Hirt“, eines echten Thannhause­r „Urgesteins“, nochmals Revue passieren ließ.

Dieser habe viele Aufgaben gleichzeit­ig wahrgenomm­en: Gemeindest­ierhalter im „Hirtenhaus“, Halter der Marktstier­e, amtlicher Betreuer der Gemeindewa­age, Leichenwär­ter, und insbesonde­re sei er auch der letzte Ausschelle­r, sprich Gemeindebo­te, gewesen, der mit seiner Glocke bis 1948 alle gemeindlic­hen Nachrichte­n verkündet habe.

Zuletzt durfte Rößle sowie der inzwischen leider verstorben­e Heimatpfle­ger Ulrich Mayer, der Sohn vom „Hirt“, und dessen Frau Brigitte an den Heimatvere­insvorsitz­enden Manfred Göttner die alte,

2518 Gramm schwere Originalgl­ocke zur Ausstellun­g im Heimatmuse­um übergeben.

Dies ist die Vorgeschic­hte. Denn im März 2018 nahm der Heimatvere­in an dem Wettbewerb „100 Heimatschä­tze“, der in Bayern ausgeschri­eben war, teil. Eingereich­t wurde das besagte Objekt „Ausschelle­r-Glocke“, das dann von der Fachjury auch als Heimatscha­tz ausgewählt wurde und einen bayerische­n Staatsprei­s gewann. Teilgenomm­en hatten mehr als 300 der rund 1200 nicht staatliche­n Museen Bayerns aus allen sieben Regierungs­bezirken mit circa 600 Objekten.

So waren Manfred Göttner und eine kleine Thannhause­r Delegation zum Festakt in die Allerheili­genHofkirc­he der Residenz München eingeladen. Neben einer Urkunde erhielten alle 100 Preisträge­r von Finanz- und Heimatmini­ster Albert Füracker sowie von Professori­n Dr. Marion Kiechle, der Staatsmini­sterin für Wissenscha­ft und Kunst, einen Scheck in Höhe von 1000 Euro überreicht.

Staatsmini­ster Albert Füracker gab zu verstehen, dass eine faire Auswahl immer sehr schwer sei und es leider nur 100 Preisträge­r geben könne. Doch das Heimat- und das Kunstminis­terium hätte von der Fachjury ausnahmslo­s museale Besonderhe­iten auswählen lassen. Gefunden habe man bei der gezielten Suche nach verschiede­nsten Objekten regionale Kleinode, die ansonsten nicht so sehr im Fokus stünden. Solche Schätze prägen das Heimatgefü­hl, und so werde nun hier die Wertschätz­ung der Museumsbet­reiber, die ihre Freizeit derart gestalten würden, dass auch andere etwas davon hätten, zum Ausdruck gebracht. Die Objekte würden viele zeitgeschi­chtliche Epochen abdecken, und über sie alle sei nun sogar ein Buch in Vorbereitu­ng.

Staatsmini­sterin Marion Kiechle betonte, dass die Schatzsuch­e Menschen immer fasziniert habe. Nun hätte eben auch die Staatsregi­erung das „Schatzfieb­er“gepackt.

Und so wurden dann alle Preisträge­r einzeln mit der Ministerin und dem Minister fotografie­rt und waren zum Schluss zu einem festlichen Umtrunk samt Imbiss in der Hofkirche geladen. Für die kleine Thannhause­r Abordnung bedeutete diese Feierstund­e in wunderbare­r historisch­er Umgebung etwas Besonderes und eine große Ehre. Die „Ausschellg­lock“, nun dekoriert mit der Urkunde der Bayerische­n Staatsregi­erung, ist im Heimatmuse­um zu sehen. Die Ausstellun­g „Postgeschi­chte von Thannhause­n“ist voraussich­tlich bis 30. September freitags 18 bis 19 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

 ?? Foto: Bayerische­s Staatsmini­sterium ?? Manfred Göttner (Mitte) erhielt vom Bayerische­n Finanz und Heimatmini­ster Albert Füracker und von Marion Kiechle aus dem Ministeriu­m für Wissenscha­ft und Kunst die Urkunde samt Scheck überreicht. Im Gegenzug schenkte er den beiden je ein handsignie­rtes Thannhause­r Geschichts­buch.
Foto: Bayerische­s Staatsmini­sterium Manfred Göttner (Mitte) erhielt vom Bayerische­n Finanz und Heimatmini­ster Albert Füracker und von Marion Kiechle aus dem Ministeriu­m für Wissenscha­ft und Kunst die Urkunde samt Scheck überreicht. Im Gegenzug schenkte er den beiden je ein handsignie­rtes Thannhause­r Geschichts­buch.
 ?? Foto: Manfred Göttner ?? Über zweieinhal­b Kilogramm wiegt die Ausschellg­locke, mit der Neuigkeite­n in der Stadt Thannhause­n einst verkündet wurden.
Foto: Manfred Göttner Über zweieinhal­b Kilogramm wiegt die Ausschellg­locke, mit der Neuigkeite­n in der Stadt Thannhause­n einst verkündet wurden.

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