Augsburger Allgemeine (Land West)
US Volkssport hat Wurzeln in Augsburg
Sheridanpark-Meilen am 23. September knüpfen an diese Tradition an
Die US-Armee verabschiedete sich vor 20 Jahren aus Augsburg. Bis zu 30000 Soldaten, Bedienstete und Familienangehörige gehörten von 1945 bis 1998 zur US-Garnison. Die Sheridan-Kaserne war damals die größte Augsburger Militäranlage. Sie kann eine besondere deutschamerikanische Sportgeschichte vorweisen. Daran erinnert seit 2010 eine Veranstaltung im heutigen Sheridanpark von Pfersee.
Diese Sheridanpark-Meilen werden am Sonntag, 23. September, zum neunten Mal ausgetragen. Breitensport zum Mitmachen und Leistungssport zum Zuschauen stehen auf dem Programm. So gibt es Volksläufe über drei und sechs Meilen (4,8 bzw. 9,6 Kilometer), drei Nachwuchs-Wettbewerbe und ein Elite-Rennen. In der SheridanKaserne wurden schon früher etliche Volksläufe durchgeführt. Die US-Amerikaner organisierten hier in den 1970er bis 1990er Jahren zahlreiche Sportveranstaltungen für jedermann, bei denen die Deutschen willkommen waren. Kein Wunder, denn schon zuvor beteiligten sich die Amerikaner an den Volksläufen der Region. Das erste Rennen dieser Art in der Bundesrepublik fand 1963 im nahen Bobingen statt. Zwei Jahre später organisierte die MBB-SG die Augsburger Volkslauf-Premiere.
In den folgenden Jahren wurden es immer mehr US-Soldaten, Bedienstete und Familienangehörige, die bei den Volksläufen an den Start gingen. Sogar Generäle schnürten regelmäßig ihre Sportschuhe. Als sich Wanderer und Marschierer im Internationalen Volkssportverband (IVV) zusammenschlossen, bevorzugten die Amerikaner die neuen IVV-Veranstaltungen. Hier wurde im Gegensatz zu den Volksläufen bewusst auf eine Zeitnahme verzichtet.
Im Jahr 1972 gründete die Augsburger US-Garnison einen eigenen IVV-Verein, den ersten „American Wandering Club“in Europa. Körperertüchtigung, Völkerverständigung und Kennenlernen von Deutschland lauteten die Satzungsziele. Bald waren unter den rund
1500 Mitgliedern auch zahlreiche Deutsche. Die „Augsburger Volkswandertage“dieses Vereins zogen alljährlich bis zu 8100 Teilnehmer an. Die Strecken von zehn Kilometern bis zur Marathondistanz von 42 Kilometern begannen meist in der Sheridan-Kaserne. Bald nachdem
1998 die letzten US-Soldaten die Stadt verlassen hatten, wurde der Augsburger „American Wandering Club“aufgelöst. Aber in ihre Heimat zurückgekehrte Ex-Mitglieder sorgten mit dafür, dass sich in den USA ein „Volkssport“nach deutschem und Augsburger Vorbild etablierte. Sie gründeten „Wandering Clubs“oder „Volkssport Klubs“, die sich in der American Volkssport Association (AVA) zusammenschlossen. „Volkssport evolved from public running races in southern Germany“, heißt es in den Annalen dieser weltgrößten Breitensportorganisation mit heuer rund 5200 Veranstaltungen.