Augsburger Allgemeine (Land West)
Pilze haben dieses Jahr eine Durststrecke
Erst Mitte September rechnen die Fachleute im Wittelsbacher und Augsburger Land mit dem Start der Saison. Grund ist die lange Trockenheit. Die meisten Schwammerl mögen es feucht. Es gibt aber eine Ausnahme
Aichach Friedberg/Augsburg An den Kochtopf oder die Pfanne denkt Hans Zera normalerweise nicht, wenn er im Wald Pilze sieht. Der Pilzberater aus dem Aindlinger Ortsteil Edenhausen erfreut sich lieber am Anblick der verschiedenen Arten. Zera geht davon aus, dass es wegen des trockenen Sommers keine Pilzschwemme geben wird. Günther Groß, Vorsitzender des Pilzvereins Augsburg-Königsbrunn, glaubt hingegen, dass die Trockenheit keinen Einfluss auf Größe und Anzahl der Pilze haben wird.
Schön langsam nimmt die Pilzsaison an Fahrt auf. Es habe Jahre gegeben, in denen die Pilzsucher schon Mitte August fündig wurden, erinnert sich Groß. „Wenn alles passte.“Diesmal passte allerdings nicht alles. Sowohl das Frühjahr als auch der Sommer waren ziemlich trocken. „Es war die ganze letzte Zeit zu trocken und gab viel zu wenig Regen“, sagt der 74-jährige Pilzfachmann. Auch das kühle Wetter der vergangenen Tage würden die Pilze nicht besonders mögen. „Die warmen Tage geben jetzt vielleicht einen Schub.“Groß geht davon aus, dass die Saison so richtig erst Mitte September losgehen wird.
Er erwartet nicht, dass die Trockenheit auf die Pilzmenge einen großen Einfluss haben wird. „Der Pilz ist im Boden, wächst und verarbeitet das Material.“Die Aufgabe der Pilze sei es, sich vom „Biomüll“im Wald zu ernähren, erklärt Groß. „Wenn es mit der Nahrungsreserve zu Ende geht, muss er sich überlegen, ob er sich fortpflanzen will.“Fruchtkörper, also die oberirdisch sichtbaren Pilze, bilden sich nur, wenn der Boden und das Klima passen.
Ein erster Schub an Pilzen war Sabine Mengel aus Obergriesbach im Mai aufgefallen. Da hatte die Pilzberaterin im Wald Pfifferlinge, die Krause Glucke und sogar eine Marone gefunden. „Aber dann kam eine lange Durststrecke.“Die, so hofft sie, wird nach dem Regen der vergangenen Tage nun zu Ende sein. „Die Pilze wittern hoffentlich ihre Chance, Fruchtkörper rauszuschieben.“
Generell sei der September die pilzreichste Zeit, so die Fachfrau. Vor allem Braunkappen und Krause Glucke wachsen dann. Bei einem schönen feuchten Sommer würden ein paar Pilzarten auch schon vorher wachsen, erklärt sie. An 2003, als es schon einmal einen sehr heißen und trockenen Sommer gab, kann Mengel sich noch gut erinnern. Damals hatte es im Herbst Pilze gegeben. „Aber das war dann nicht mehr so der Renner.“Was sie heuer für durchaus möglich hält: „Es kann schon sein, dass die Pilze jetzt noch mal Anlauf nehmen.“
Pilzberater Zera geht davon aus, dass es heuer keine Pilzschwemme geben wird. Der Großteil der Pilze, wie Braunkappen oder Steinpilze, würden es feuchter mögen, sagt er. Eine Ausnahme ist die Krause Glucke, die, auch wenn es relativ trocken ist, an Baumstümpfen wächst. Ob und wo die Pilze wachsen, hängt nicht nur von den klimatischen Bedingungen ab. „Es kommt auf den Boden an“, erklärt Zera. Manche Pilzarten bevorzugen kalkhaltigen Boden, andere saure Böden. Der seltene Spechttintling wächst zum Beispiel in den Buchenwäldern im Schernecker Holz, das zwischen Thierhaupten (Kreis Augsburg) und Mühlhausen (Gemeinde Affing) liegt. „Weil es bei uns nicht mehr die großen Buchenwälder gibt, sind viele Pilze im Rückgang“, sagt Zera. Als Beispiel nennt der Aindlinger die Pfifferlinge, die keinen Dünger mögen. „Wenn viel Stickstoff im Boden ist, wachsen die nicht mehr.“
Zera geht normalerweise nicht zum Pilzesammeln in den Wald. Er betrachtet sie lieber: „Ich kann vor einer schönen Pilzkollektion im Wald setzen und den Anblick und die Ruhe genießen.“ Pilzberatung Der Pilzverein Augs burg Königsbrunn bietet bis zum 23. Oktober jeden Montag von 16 bis 17.30 Uhr im Stadtmarkt in Augsburg eine Pilzberatung an, in Königsbrunn montags von 18 bis 20 Uhr im Hotel Krone, Bür gerrmeister Wohlfarth Straße 44. Hans Zera in Aindling berät nach Terminver einbarung, Telefon 08237/951149.